AusstellungAuf der Suche nach dem inneren Ich

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Die Künstlerinnen Anna Maysyuk und Sophia Simons vor ihren Arbeiten im Kölnischen Stadtmuseum. (Bild: Max Grönert)

Die Künstlerinnen Anna Maysyuk und Sophia Simons vor ihren Arbeiten im Kölnischen Stadtmuseum. (Bild: Max Grönert)

Innenstadt – Am Anfang war das Blockhaus. 300 Tonnen Kieferstämme, rund 60 Jahre alt, hatte der Künstler Igor Sacharow-Ross im Jahr 2000 aus der Udmurdischen Republik tief im Innern Russlands geholt, in der schon Peter der Große das Holz für seinen Schiffsbau hatte schlagen lassen. An die Simultanhalle in Volkhoven baute Sacharow-Ross eine traditionelle Blockhütte - eine Stätte der Begegnung der Kulturen.

Nun flimmert das Blockhaus über zwei Monitore in der Kölnischen Galerie des Kölnischen Stadtmuseums, als Teil einer neuen Vernetzung von verschiedenen Orten und Kulturen. Sacharow-Ross wurde 1978, zu Zeiten der Sowjetunion, ausgebürgert und lebt und arbeitet in Köln. Seitdem treibt ihn die Frage um, wie man Menschen zusammenführt, was die Dinge miteinander zu tun haben, wie man die Ganzheit der Welt entdecken kann. Die Ausstellung „Geflechte - Spletenija“ soll dazu beitragen, und konsequenterweise hat er eine deutsche und eine russische Künstlerin in das Projekt eingebunden.

Sophia Simons aus Köln hat winzige Splitter aus dem Holzhaus - das heute auf dem Gelände der Georg-Simon-Ohm-Schule in Humboldt-Gremberg steht - fotografiert und mit einer dünnen, leitenden Schicht Gold bedampft. Wenn Elektronenstrahlen auf die Goldschicht treffen, werden Strukturen erkennbar, die sie vergrößert und zu „Landschaftsbildern“ zusammengesetzt hat. Sie erinnern an Muster aus der Natur, aber auch an den Aufbau gotischer Kathedralen.

Die 19-jährige Anna Maysyuk aus St. Petersburg geht in ihren Fotografien „auf die Suche nach dem inneren Ich, nach meiner zweiten Hälfte“. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen entstanden im Dorf ihres Großvaters bei Nowgorod, der Mensch steht im Mittelpunkt und ist doch nicht zu identifizieren, denn sie zeigt nur Hände, Füße, einen Kopf. Ähnlich verfährt sie in ihren farbigen Bildern, die in St. Petersburg aufgenommen wurden. Durch eine leichte Unschärfe wird den Personen ebenfalls ihre Identität genommen.

Wenn die Ausstellung am 13. Juli endet, bedeutet das nicht das Aus des Projekts, es soll fortgeschrieben werden. Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, wünscht sich mehr Projekte in der Stadt, speziell mit Künstlern aus Köln. So könnte einmal im Jahr eine gemeinsame Aktion in sämtlichen Kölner Projekträumen, zu denen er auch Kirchen rechnet, stattfinden.

„Geflechte - Spletenija“, Kölnisches Stadtmuseum, Zeughausstraße 1-3; bis 13. Juli, Dienstag 10 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

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