Ist es James Dean? Nein, der Typ mit der dramatischen Tolle ist ein Vampir. Graf Dracula würde sich auf seiner düsteren Balkan-Burg im Sarg umdrehen. Was ist bloß aus seinen Nachfahren geworden? Der Vampir 2009 aus dem aktuellen Kinoerfolg „Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen“ hat mit dem abstoßenden, gruseligen Blutsauger von einst, nicht mehr viel gemein. Statt den langen Eck-Reißern im blutigen Gebiss, erstrahlen Edward Cullens ebene perlweiße Zahnreihen. Sein Verhältnis zu Kreuzen und Knoblauch ist äußerst entspannt. Aus der Gruft ist er ausgezogen. Der moderne Blutsauger wohnt in einer lichtdurchfluteten Holzvilla, hört Debussy, fliegt am helllichten Tag über die sattgrünen Wälder wie David Copperfield. Er trinkt das Blut von Tieren. An die Hälse der Frauen darf er nicht mehr ran. Er ist ein Romantiker, kein Erotiker.

Ganz schön langweilig so ein Leben als Untoter heutzutage. Seine Vorfahren hatten es da deutlich besser. Damit dürfte er einiges verpassen. Sie schlürfen Blut, dass es gluckerte, sie schreckten, dass das Blut in den Adern gefror, bevor sie überhaupt reinbissen.

Max Schrecks Nosferatu ängstigte 1922 schon, wenn er wie ein düsterer Scherenschnitt - ganz ohne Ton - die Treppe hochschlich und die Hände ausfuhr. Klaus Kinski durfte Isabelle Adjani in „Nosferatu - Phantom der Nacht“ aussaugen, dazu eine ganze Schiffsbesatzung. Die gefräßigen Gespielinnen von Graf Dracula feiern wilde Orgien mit Keanu Reeves in der Verfilmung von Francis Ford Coppola. Ihr Graf selbst umgarnte derweil Winona Ryder.

Mittlerweile haben sie sie unter die Sterblichen gemischt und unterscheiden sich kaum noch von ihnen.Sie brauchen keine Rüschenumhänge und Feldermaus-Umhänge mehr, sondern tragen Jeans und Baseball-Jacken., um ihr Unwesen zu treiben. In ihrer Verführungskunst wurden die Vampire geschickter, legten Rüschenhemden und Vampirumhänge ab und mischten sich unter die normalen Menschen, von denen sie sich kaum noch unterschieden. Und auch die Vampir-Frauen habens ich emanzipiert.