Boxtrainer Manfred Wolke wird 60

Lesezeit 3 Minuten
Im Boxring des Wolke-Camps in Frankfurt (Oder) trainiert Boxtrainer Manfred Wolke (l.) mit Super-Mittelgewicht-Europameister Danilo Häußler.

Im Boxring des Wolke-Camps in Frankfurt (Oder) trainiert Boxtrainer Manfred Wolke (l.) mit Super-Mittelgewicht-Europameister Danilo Häußler.

Frankfurt/Oder - Die Prominenz der deutschen Faustkampfszenewird dem Trainingscamp von Manfred Wolke in Frankfurt/Oder amDienstag ihre Aufwartung machen: Deutschlands bekanntester Boxtrainerfeiert seinen 60. Geburtstag. Aufs Altenteil will sich dasEnergiebündel deshalb aber nicht vorbereiten: "Ich habe noch keinenGedanken ans Aufhören verschwendet. Damit befasse ich mich nicht, undich fühle mich auch nicht wie 60."

Gerade erst hat er seinen Vertrag mit Promoter Wilfried Sauerlandper Handschlag verlängert - um zehn Jahre! "Das Boxen ist das idealeMetier für mich. Mit den ständigen Wechseln in den Bedingungen, mitimmer neuen Athleten, die als Sportler und Menschen zu formen sind,kann man wenig festgelegte Vorplanungen haben", sagt Wolke, der sichselbst als "Boxverrückter" bezeichnet.

Geboren in Babelsberg als letztes von zehn Geschwistern wechselteer erst mit 17 vom Fußball - er stand vor dem Sprung in die DDR-Oberligamannschaft von Motor Babelsberg - zum Faustkampf. Mit 22 kamer zum Armeesportclub (erst Berlin, dann Frankfurt/O.), nur zweiJahre später wurde er 1967 erstmals DDR-Meister und EM-Zweiter.

Trainer Martin Neef, später Wolkes Übungsleiter-Vorbild, hatteseinem Schützling einen Stil auf den Leid geschneidert, der unterWolkes Trainer-Ägide zur Frankfurter Boxschule wurde: Treffervermeiden, Situationen vorausdenken, den Gegner taktisch beherrschen.Das sah für Anhänger groben Schlagabtauschs nicht immer attraktivaus, war aber erfolgreich.

258 Kämpfe bestritt Wolke als Amateur, von denen er 236 gewann,den wichtigsten 1968 im olympischen Finale von Mexiko. Fünf Mal wurdeer DDR-Meister (1967-71), gewann 1971 ein zweites Mal EM-Silber undfuhr als einer der Favoriten zu den Olympischen Spielen 1972 nachMünchen, wo er Fahnenträger der DDR-Mannschaft war. Durch eineAugenbrauenverletzung gehandicapt, unterlag er schon in der Vorrundegegen den späteren Olympiasieger Emilio Correa aus Kuba. Danachbeendete Wolke die Karriere und wurde Trainer.

Alle Schützlinge, die er bis 1989 betreute, gewannen beiinternationalen Meisterschaften mindestens eine Medaille - insgesamt27. Rudi Fink wurde 1980 in Moskau Olympiasieger, Henry Maske gelangder Titel-Dreier (1988 Olympia, 1989 EM und WM). Erfolg war Wolkesständiger Begleiter, aber zwischendurch musste er auch durch schwereTiefs. Mitte der 80er Jahre wurde der NVA-Oberstleutnant wegenAlkoholproblemen zum Major degradiert und durfte zwei Jahre langnicht als Spitzentrainer arbeiten. 1987 holte man ihn - auch aufIntervention von Henry Maske - zurück. Über das einstige Tabu-ThemaAlkohol spricht Wolke heute offen. "Ich hatte ein Stoppzeichenüberfahren, wollte das aber nicht wahrhaben. Dann begriff ich, dassich am Abgrund stand."

Nach der Wende belohnte sich Wolke selbst: Am 8. März 1990unterzeichnete er mit Maske einen Profi-Vertrag bei WilfriedSauerland. Nachdem Maske am 20. März 1993 IBF-Weltmeister gewordenwar, setzte eine Box-Euphorie in Deutschland ein. "Ich bin stolz,dass die Wiedergeburt des deutschen Profiboxens von Frankfurt/Oderausgegangen ist, und dass ich dabei eine Rolle spielen konnte", sagtWolke. Momentan trainiert der "Boxermacher" wie in besten Zeitenwieder vier Schützlinge: Europameister Danilo Häußler, Timo Hoffmann,Kai Kurzawa und den Ex-Schweriner René Dettweiler. (dpa)

KStA abonnieren