Clara-Elisen-StiftBewegende Rückkehr

Lesezeit 3 Minuten
Die Seniorin Maria Schwärber war nach dem Einzug in den Clara-Elisen-Stift sehr gerührt. Maria de Renta hat sie gut betreut. (Bild: Süsser)

Die Seniorin Maria Schwärber war nach dem Einzug in den Clara-Elisen-Stift sehr gerührt. Maria de Renta hat sie gut betreut. (Bild: Süsser)

Innenstadt – Eineinhalb Jahre war Maria Schwärber vorübergehend im nahen Carl-Fried-Haus für betreutes Wohnen untergebracht. In der Zeit wurde das Stift am Kartäuserwall für 6,2 Millionen Euro komplett renoviert und umgestaltet. Jetzt ist sie wieder heim gekommen ins Clara-Elisen-Stift, wie die anderen 83 Seniorinnen und Senioren auch.

Die 85 Jahre alte Seniorin ist aufgeregt. Sie weiß noch nicht, wo ihr neues Zimmer liegt und wie es aussieht. Gut, dass ihr Maria de Rent zur Seite steht. Die Betreuerin beruhigt sie, begleitet sie voller Fürsorge durch den noch nicht ganz fertigen Flur in den ersten Stock. Nur mit Mühe kann die Seniorin ihre Tränen zurück halten. Zu nahe geht ihr der Umzug. „Das ist alles so viel“, meint sie.

Doch dann betritt sie ihr neues Zimmer, setzt sich auf den Stuhl - und lässt die Tränen kullern. Es sind Freudentränen. „Ach, ist das schön“, sagt sie und die beiden Marias umarmen und drücken sich. „Die Menschen hier sind wie meine eigene Familie“, meint die 53-jährige Altenpflegerin, die die 85 Jahre alte Namenskollegin mit einem Glas Wasser versorgt und sie immer wieder mit Worten und einem lieben Händedruck besänftigt. „Früher habe ich hier 20 Jahre lang ehrenamtlich geholfen“, sagt Maria Schwärber. Jetzt sei sie selber Bewohnerin, und eigentlich kann sie es gar nicht fassen, dass das alles schon so lang her ist.

Nach und nach trudeln die Bewohnerinnen und Bewohner samt Rollator oder im Rollstuhl sitzend an diesem Umzugstag ein. Einige werden im Krankenwagen gebracht. Angehörige, freiwillige Helfer und das Pflegepersonal betreuen die alten und pflegebedürftigen Menschen und stimmen sie auf ihr neues altes Zuhause ein.

Jeder kann in ein etwa 25 Quadratmeter großes Einzelzimmer mit Bad einziehen. Neu ist, dass zwölf bis 14 Menschen in einer Wohngruppe leben, deren Mittelpunkt eine große Wohnküche ist. Möglichst selbstständig sollen die alten Menschen dort leben. Das ist die Absicht, die dahinter steckt.

In einer dieser Küchen sind Jörg und Elke Strehlow mit dem Einräumen von Geschirr beschäftigt. Jörg Strehlow kommt auch sonst regelmäßig ins Stift, schiebt die alten Menschen im Rollstuhl spazieren und unterhält sich mit ihnen, soweit möglich. Am Umzugstag packen die beiden freiwillig überall dort an, wo es gerade nötig ist. Und Unterstützung kann Bernd Zeller wirklich gebrauchen. Der Leiter des Alten- und Pflegeheims koordiniert, gibt Anweisungen und schwitzt. „Ja, in den ersten Stock“, und „ich brauche dringend jemanden, der spült“, sagt er.

Auch der Vorsitzende des Kuratoriums des Stiftes, Felix von Joest, ist aus Frankfurt angereist, um zu helfen. Er ist ein direkter Nachfahre der Eheleute Carl und Mathilde Joest . Sie ließen das Stift Ende des 19. Jahrhundert als Haus für die Versorgung alter, hilfloser, kranker Menschen bauen, nachdem ihre beiden Töchter Clara und Elise nach schwerer Erkrankung gestorben waren.

Im Jahr 1870 ging es als Schenkung an das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Köln über. „Es ist so wunderbar still hier“, sagt Felix von Joest. Trotz der Umzugsarbeiten ist es vor allem im Garten tatsächlich ruhig und beschaulich. Eine kleine Oase mitten in der Südstadt.

KStA abonnieren