Cremer & BreuerDas Denkmal, das keiner wollte

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Die Geäude auf dem Cremer&Breuer-Gelände in Frechen werden nach und nach abgerissen. (Bild: Richter)

Die Geäude auf dem Cremer&Breuer-Gelände in Frechen werden nach und nach abgerissen. (Bild: Richter)

Frechen – Über ihr Aussehen, ihre Bedeutung und ihren Nutzen für die Zukunft gab es mehr Kritik und Streit als wirklich nette Worte. Ohne Frage stellte die Fassade der ehemaligen Steinzeugfabrik Cremer & Breuer den Rest einer für Frechen sicherlich bedeutenden Firmengeschichte dar. Dieser Rest sollte der Nachwelt dauerhaft als Denkmal erhalten bleiben. Aber letztlich war es ein Denkmal, das niemand wollte.

„Das sieht ja hier aus wie im Krieg“, war der kurze und drastische Kommentar einer 14-jährigen Kölnerin bei einer Fahrt über die Holzstraße in Frechen. Der Blick hinter die Fassade, der sich vielen Besuchern des Keramion und benachbarter Betriebe bot, war zweifellos krass. Während zur Bahnlinie hin die Front mit Firmenschriftzug - also das eigentliche Denkmal - zu sehen war, bot sich zur anderen Seite ein Bild der Zerstörung.

Es waren wohl nicht nur die Äußerlichkeiten, die die Ruine auch für ihre Besitzerin zum höchst ungeliebten Objekt machten. Denn der Denkmalschutz schränkte die Vermarktung des Industriegeländes der Deutschen Steinzeug AG ein. Und einen Investor zu finden, der das Denkmal übernehmen und gewerblich ausbauen würde, erschien als schlicht unlösbare Aufgabe. Zwei Monate, nachdem der zweite Kamin der Fabrik dem Erdboden gleichgemacht worden war, riss der Immobiliengesellschaft der Steinzeug AG im September 2007 der Geduldsfaden: Sie wollte den 200 Meter langen „Denkmal-Brocken“ an die Stadt Frechen zurückgeben. Grund: das Objekt sei unverkäuflich, unmöglich zu nutzen. Und es ging um mehrere Millionen Euro Verlust. Das war der Startschuss zu einem dreijährigen Rechtsstreit. Er endete für die Steinzeug und die Stadt im Juli 2010 zwar mit einem Vergleich, aber auch mit dem Aus für die Fabrikfassade.

Schweres Gerät rollte im September an und macht seitdem mit dem Ex-Denkmal Stück für Stück kurzen Prozess. Eisen, Stahl, Stein, Beton und Keramik werden unnachgiebig gerissen, gebogen und zerkleinert. Die Szenerie wirkte zuweilen wie in Science-Fiction-Filmen. Es knirscht, kracht, quietscht, rasselt und staubt, wenn die großen Zangen der Abbruchgeräte unnachgiebig zupacken. Nur dramatische Explosionen fehlen für die Filmreife. Aber die knallten schon bei der Sprengung der beiden Kamine über das Gelände.

Unter der Regie von Norbert Kelzenberg, Baustellenleiter der Abbruchfirma Hartzheim, sind bis zu zehn Mitarbeiter nun schon vier Monate mit den Fabrikresten beschäftigt. Sie zerlegten zuerst die alte Fassade, die ehemalige Halle 19. Vorsichtiger gehen die Arbeiter bei der Halle 14, dem seitlichen Gebäude, ans Werk. Denn in ihrem Bauch befindet sich der Tunnelofen 5 - der einzige Teil, der ein Denkmal bleibt. Inzwischen steht keine Wand mehr. Von der alten Uhr in Halle 14, die um halb zwei stehen blieb, ist auch nichts mehr zu sehen. Ende Januar räumen Kelzenberg und sein Team das Areal. Das Denkmal ist Geschichte.

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