Der „Friedwald“ als letzte Ruhestätte

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Während der Düsseldorfer Landtag noch über die Zulassung von „Friedwäldern“ für Urnenbegräbnisse streitet, steht der „Friedwald Eifel“ kurz vor der Einweihung.

Eifel - Das „Forstrevier Hümmel“ liegt unmittelbar hinter der Euskirchener Kreisgrenze, nahe Tondorf oder Schönau. Im 900 Hektar großen Revier hat Förster Peter Wohlleben das Sagen. Seit vielen Jahren ist er bemüht, seinen Wald in Richtung Ur-Natur umzuwandeln. Langfristig soll so etwas wie ein Eifeler Urwald entstehen.

Wohlleben war es auch, der die Idee für einen „Friedwald“ in die Eifel brachte. Ortsbürgermeister Rudolf Vitten und der Gemeinderat waren begeistert von der Idee, auf neun Hektar Waldfläche eine kommunale Urnenbegräbnisstätte einzurichten. Das aufwändige Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans ist nahezu abgeschlossen. Wohlleben glaubt, dass bereits im Frühsommer die ersten Urnen in seinem Revier beigesetzt werden können.

Betreiber dieses Friedhofes ist die Gemeinde Hümmel. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wurde das Waldstück exakt vermessen, jeder vorhandene Baum wurde mit präzisen Koordinaten in die Karte eingetragen.

Im Grundbuch verzeichnet

Als Förster, so räumt Wohlleben ein, sei er fasziniert gewesen von der Aussicht, „Bäume verkaufen zu können, ohne sie fällen zu müssen“. Andererseits hat er erkannt, dass die Menschen zurück wollen zur Natur. Viele Leute möchten ihre Asche in einer schnell zerfallenden „Bio-Urne“ unter einem eigenen Baum beerdigen lassen.

Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens kann sich jedermann gemeinsam mit dem Förster einen Baum aussuchen, unter dem seine Urne oder die der ganzen Familie beigesetzt werden soll. Dieses Eigentumsrecht wird im Grundbuch exakt festgehalten und gilt auch für bis zu neun weitere Familienangehörige, die an dem gekauften Baum beigesetzt werden können. Umweltbedenken gibt es laut Wohlleben keine: „Die Asche besteht zu fast hundert Prozent aus Knochenkalk.“

Die Begeisterung auch bei der Bevölkerung in Hümmel und Umgebung für das Projekt ist offenbar groß. Auch der evangelische Pfarrer steht dem Vorhaben offen gegenüber. Nur der katholische Ortsgeistliche und das Bistum Trier verweigern sich dieser Bestattungsform. Einen kirchlichen Segen für Katholiken im Wald wird es also vorerst nicht geben.

Ein Baum für 3350 Euro

Axel Baudach ist Vorsitzender des Vereins Friedwald, der sich für die Einrichtung von Friedwäldern in Deutschland stark macht. Zwei solcher Waldfriedhöfe bestehen bereits in Hessen, Hümmel soll der dritte in Deutschland werden. Baudach betont, dass keineswegs private Friedhöfe angestrebt werden, sondern kommunale.

Die Familien suchen sich einen Baum aus, den sie entweder bei der jeweils zuständigen Kommune kaufen oder auf dem Umweg über die „Friedwald GmbH“. Die Kosten betragen laut Baudach pro Baum 3350 Euro für bis zu maximal zehn Beerdigungen in 99 Jahren.

Im Todesfall finden die Trauerfeier und die Einäscherung nach den Wünschen des Verstorbenen oder seiner Familie in der Heimatgemeinde statt, danach wird die Urne zum Friedwald gebracht und im Wurzelbereich des gekauften Baumes beigesetzt. Über die jeweilige Form der Beisetzung - mit oder ohne Musik, in großem oder kleinem Kreis - entscheidet allein die Familie. Der Förster ist allerdings in jedem Fall dabei.

Zu den Interessenten für diese Beisetzungsform zählen laut Baudach vielfach Menschen, die keine Angehörigen mehr haben, oder die weit entfernt von ihrer Familie leben.

Baudach beschreibt das Beisetzungskonzept so: „Es ist ein ganz normaler Wald, der gleichzeitig Friedhof ist. Der Baum ersetzt den Grabstein, die Grabpflege entfällt.“ An den jeweiligen Bäumen werden visitenkartengroße Plaketten angebracht, so dass das Grab jederzeit von Verwandten und Freunden wieder zu finden ist. Laut Baudach wird „Friedwald“ das Waldstück von der Gemeinde Hümmel pachten und die Baumgräber dann in Eigenregie vermarkten.

Das Konzept stößt nicht nur auf Widerstand beim Bistum Trier, sondern auch bei diversen Lobbyisten und Teilen der CDU. Das machte die aktuelle Diskussion im Rahmen der geplanten Gesetzesänderung deutlich. Steinmetze und Friedhofsgärtner beispielsweise sehen ihre Unternehmen gefährdet. Aber auch der Städtetag NRW meldete Bedenken an: „Durch die geplante Möglichkeit der Urnenbestattung außerhalb des kommunalen Friedhofs droht eine erhebliche Kostensteigerung bei den traditionellen Bestattungsformen auf den Friedhöfen.“ Gemeint ist, dass bei weniger Bestattungen auf den Gemeindefriedhöfen die gleich bleibenden Allgemeinkosten zu höheren Gebühren führen könnten.

Zum Kennenlernen des Friedwald-Konzeptes werden Waldführungen unter Leitung von Förster Wohlleben angeboten. Sie finden statt am 15. und 29. Juni, jeweils ab 14 Uhr, und dauern zwei Stunden. Anmeldungen und weitere Informationen unter 06151-7347580.

 www.friedwald.de

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