Deutz ist die Wiege der Schwebebahn

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Die Schwebebahn im Einsatz.

Die Schwebebahn im Einsatz.

Die Ursprünge der Wuppertaler Schwebebahn finden sich an der Deutz-Mülheimer Straße.

„Ein Filetstück mit der Erinnerung an weltbewegende Innovationen“, sei dieses brachliegende Gelände zwischen Deutz und Mülheim, schwärmt Landeskonservator Udo Mainzer. Den Kölnern müsse nur mal bewusst werden, um welche Werte es sich hier handelt: „Deutz ist die Wiege der Weltmotorisierung.“ Von diesem historischen Erbe kann jedoch nur jemand mit kundigen Augen etwas erkennen; die meisten Gebäude und Hallen liegen verlassen und verkommen auf dem riesigen Areal. Es geht um insgesamt 620 000 Quadratmeter Neuland für die Stadtentwicklung, 110 000 davon sollen bald zu neuem Leben erweckt werden. „Es ist nur die Frage, zu welchem. Und da ist die Fantasie der Stadt gefordert“, meint Mainzer.

Vor einem Kahlschlag wie in Kalk können die Denkmalpfleger nur warnen. Es gilt, Schätze zu heben und zu Anziehungspunkten zu machen, Namen wie die von Eugen Langen, Wilhelm Maybach, Ettore Bugatti, Nikolaus Otto und Gottlieb Daimler für Köln zum Klingen zu bringen. In den staubigen, vernachlässigten Hallen an der geschichtsträchtigen Meile der Deutz-Mülheimer Straße begann schließlich die Industriegeschichte der Motorenentwicklung.

Wer weiß schon noch, dass die Wuppertaler Schwebebahn in Köln erfunden und entwickelt wurde? In einer mächtigen Halle kann man die letzten 15 Meter der ersten Teststrecke sehen, die noch zweispurig war. Dieses Stück würden die Wuppertaler liebend gerne für sich ausbauen. Der Zuckerfabrikant Eugen Langen hatte als Direktor der benachbarten Gasmotorenfabrik Deutz AG das Prinzip der Schwebebahn erfunden. Erprobt wurde es in dieser Halle der Kölner Eisenbahnwaggon-Baufirma Ferdinand Van der Zypen & Albert Charlier. Seit 1893 gab es die Teststrecke. Für die Stadt Wuppertal bauten die Kölner weltweit die ersten reineisernen Personenwaggons. Später entstanden dort auch die berühmten Pullman-Waggons für den Rheingoldzug. Rund 120 Jahre lang prägte diese Firma das Eisenbahnwesen und den öffentlichen Nahverkehr. Die Produktion wurde 1967 eingestellt. Heute gehört das Gelände der Stadtsparkassentochter SKI, die dort das Euroforum plant. Die schöne Halle mit ihrer einzigartigen Dachkonstruktion aus Stahl und Holz soll als Denkmal erhalten bleiben.

Ein anderes Aschenputtel ist die Möhring-Halle, die als Ausstellungshalle der Gasmotorenfabrik Deutz 1902 in Düsseldorf mit ihren Motorentwicklungen diente. Das Jugendstilgebäude mit dem schönen Stahlfachwerk und den Stahlrundbögen hat es Dietmar Voß als ehemaligem Museumsleiter des Deutzer Motorenmuseums angetan. „Hier könnten wir doch unsere alten Motoren ausstellen.“ Die Deutz AG wird in den kommenden Jahren ihre Motorherstellung ganz nach Porz verlegen. Dann suchen 50 000 Quadratmeter nach neuen Nutzern. Möglichst unter Berücksichtigung des denkmalgeschützten Flairs. „In einer dieser Hallen könnten Oldtimer-Besitzer ihre Lieblinge ausstellen“, sinniert Voß.

Die alten Backsteingebäude der Kölnischen Gummifädenfabrik von 1908 sind bereits in festen Händen. „Und da bleiben sie auch“, sagt Detlev Krupp vom SKI. 180 Künstler haben dort Ateliers auf Erbbaurechtsbasis.

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