Die Zeit des großen Bettelns ist vorbei

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Handball-Bundestrainer Heiner Brand in der Mannschaftskabine nach dem Titelgewinn.

Handball-Bundestrainer Heiner Brand in der Mannschaftskabine nach dem Titelgewinn.

Bald sind einige der Sportler Millionäre, sagt Manager Storm.

Köln - Die neuen Zahlen weisen in ein neues Zeitalter. Noch vor vier Jahren musste die Deutsche Handball-Bundesliga (HBL) betteln, damit das Deutsche Sportfernsehen (DSF) nach langem Gezerre einmal pro Woche ein Ligaspiel live übertrug. Nun, nachdem im Februar knapp 21 Millionen Menschen am Fernseher den deutschen WM-Gewinn sahen, finden plötzlich Bietergefechte um Handball-Übertragungsrechte statt. Für die WM 2009 in Kroatien hat sich RTL die Rechte für die Spiele der deutschen Nationalmannschaft für rund sechs Millionen Euro gesichert, berichten Beteiligte; die SportA, die Rechteagentur von ARD und ZDF, stieg bei rund vier Millionen Euro aus. „Sechs Millionen Euro“, staunt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, „das ist für Handball eine ganze Menge Geld.“

Das DSF hat sich für einen sechsstelligen Betrag die Rechte an den Spiele ohne deutsche Beteiligung gekauft und ist froh wegen der Planungssicherheit: Vor der letzten WM erhielt der Sender erst wenige Tage vorher den Zuschlag für die nicht-deutschen Spiele und erzielte dennoch Traumquoten. Auch beim Rechteanbieter Sportfive freut man sich diebisch über den Coup. Scheint die Refinanzierung des damals spektakulären Deals mit der in Basel ansässigen Internationalen Handball-Föderation (IHF) tatsächlich gewährleistet: Der Vierjahresvertrag (2006-09), der auch die WM-Turniere der Frauen und Junioren umfasst, hat ein Volumen von rund 32 Millionen Euro.

Schmal nimmt sich dagegen der seit 2006 laufende Dreijahresvertrag für den deutschen Liga-Handball aus. Pro Jahr überweist Sportfive der HBL mindestens eine Million Euro, hinzu kommen Anteile aus Überschüssen etwa aus der Auslandsvermarktung. „Das scheint nicht viel, aber man kann auch sehen, wo wir herkommen“, sagt Bohmann. Zumal der Handballfan heute in den Dritten Programmen, beim DSF und auch beim Sportfive-eigenen Pay-TV-Kanal „digital.tv“ über die Hälfte aller Ligaspiele live sehen kann. Zudem scheint beschlossen, dass der japanische Autobauer Toyota schon für die bald beginnende Spielzeit als Liga-Namensgeber einsteigt. Dass plötzlich große Konzerne wie etwa auch Lufthansa den Handball entdecken, findet Thorsten Storm nur logisch. „Die Dinge im Radsport spielen uns in die Karten“, erklärt der neue Manager der Rhein-Neckar-Löwen, „die Unternehmen fragen: Welcher Sport ist attraktiv und sauber? Dann kommen die automatisch auf Handball.“

Die starke Konjunktur bei Fernsehen und Sponsoring geht einher mit der Explosion der Spielergehälter und Ablösesummen. Große Klubs wie der Champions-League-Sieger THW Kiel zahlen auf einmal horrende Ablösesummen. Für den tschechischen Rückraumstar Filip Jicha gaben die Kieler rund 400 000 Euro aus, damit er ein Jahr früher aus Lemgo kommt; für den norwegischen Aufbauspieler Börge Lund sollen rund 200 000 Euro geflossen sein. Die Honorare der Spieler steigen ebenfalls schnell. „Gehälter von 250 000 Euro netto sind keine Seltenheit mehr in der Bundesliga“, sagt Manager Storm, „über kurz oder lang wird es Handball-Millionäre geben.“

Allein die spanische Liga Asobal kann noch finanziell und sportlich mit der Bundesliga mithalten. Dort zahlte Meister Ciudad Real rund 800 000 Euro Ablöse für Chema Rodriguez, den Spielmacher aus Valladolid, dem Weltklasseregisseur Ivano Balic (Pamplona) hatte man zuvor vergeblich eine Million Euro geboten. Bei Ciudad Real verdient der serbische Torhüter Arpad Sterbik rund 310 000 Euro netto - plus Haus und Auto.

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