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Kritik an Putin und SelenskyjTrump bricht Schweigen nach Moskaus Eskalation – und bekommt Gegenwind

Lesezeit 5 Minuten
US President Donald Trump speaks to journalists before boarding Air Force One from Morristown Municipal Airport in Morristown, New Jersey, May 25, 2025, after spending the weekend in New Jersey. (Photo by SAUL LOEB / AFP)

Donald Trump im Gespräch mit Reportern in New Jersey. Der US-Präsident hat Kremlchef Wladimir Putin scharf kritisiert, auch Wolodymyr Selenskyj bekam Kritik. (Archivbild)

Donald Trump bezeichnet Kremlchef Putin als verrückt, kritisiert aber auch Selenskyj. Einige Republikaner fordern derweil einen Kurswechsel.

Nach massiven russischen Luftangriffen hat Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf kritisiert. „Ich weiß nicht, was zum Teufel mit Putin los ist – ich kenne ihn schon lange“, erklärte Trump in der Nacht zu Montag vor Reportern in New Jersey. „Ich habe mich immer gut mit ihm verstanden, aber er schießt Raketen auf Städte und tötet Menschen, das gefällt mir überhaupt nicht“, fügte der US-Präsident an.

Die Geschehnisse seien „sehr überraschend“ erklärte Trump. „Irgendetwas ist mit diesem Kerl passiert“, fügte der US-Präsident an, kündigte zunächst jedoch keine konkreten Maßnahmen gegen Russland an. „Wir werden sehen, was wir machen“, entgegnete der Republikaner auf die entsprechende Frage eines Journalisten und beschimpfte den Reporter schließlich als „Fake News“.

Donald Trump nennt Putin „verrückt“ – und attackiert Selenskyj

Später wiederholte Trump seine Kritik an Putin auch auf seiner Plattform Truth Social. „Er ist völlig verrückt geworden“, schrieb der Republikaner dort und warnte davor, dass jeder Versuch Moskaus, im Zuge seiner Invasion das gesamte ukrainische Territorium zu erobern, erhebliche Konsequenzen haben werde. „Wenn er das tut, wird es zum Untergang Russlands führen“, schrieb Trump mit Blick auf mögliche Eroberungspläne Putins. 

Wie bereits in der Vergangenheit attackierte der US-Präsident gleichzeitig erneut auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und warf dem Staatschef vor, „seinem Land keinen Gefallen zu tun, indem er so redet, wie er es tut“. Alles, was aus Selenskyjs „Mund kommt, verursacht Probleme“, erklärte Trump. „Es gefällt mir nicht, es sollte besser aufhören.“

„Das Schweigen Amerikas und anderer Länder ermutigt Putin nur“

Vor Trumps Wortmeldung hatte die Ukraine den US-Präsidenten kritisiert. „Das Schweigen Amerikas und anderer Länder ermutigt Putin nur“, schrieb Selenskyj am Sonntag bei Telegram. „Jeder derartige terroristische russische Angriff ist Grund genug für neue Sanktionen gegen Russland“, fügte der ukrainische Präsident an.

Trump äußert sein Unverständnis über das Handeln von Putin mit Blick auf die jüngsten massiven Drohnenangriffe.

Trump äußert sein Unverständnis über das Handeln von Putin mit Blick auf die jüngsten massiven Drohnenangriffe.

Russland hatte die Ukraine zuvor erneut mit massiven Bombardements überzogen. Die Angriffswelle in der Nacht auf Sonntag war die größte seit Kriegsbeginn, auch in der Nacht auf Montag setzte Moskau die Attacke fort.

Donald Trump schweigt – und amüsiert sich über Golf-Malheur

Trump hatte zunächst lange auf einen Kommentar zu der erneuten Eskalation Putins verzichtet – und sich stattdessen etwa über ein Golf-Malheur eines Freundes öffentlich amüsiert. Lediglich der amerikanische Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, meldete sich am Sonntag zu Wort und forderte einen Waffenstillstand. Russland oder Putin erwähnte Kellogg dabei nicht.

Trump hatte in der vergangenen Woche erfolglos mit dem Kremlchef telefoniert. Putin lehnte einen Waffenstillstand in dem Gespräch erneut ab. Später soll der US-Präsident Berichten zufolge gegenüber europäischen Staatschefs, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz, erstmals eingeräumt haben, dass Putin keinen Frieden will, da er glaube, den Krieg gewinnen zu können. Trotz dieses Rückschlags schwärmte Trump nach dem Telefonat jedoch von möglichen Handelsdeals mit Russland. Moskau intensivierte derweil seine Angriffe und kündigte eine neue Bodenoffensive in der Ukraine an.

Trumps Friedensversprechen droht an Putin zu scheitern

Bereits im Wahlkampf hatte der Republikaner ein schnelles Kriegsende im Falle seiner Rückkehr ins Weiße Haus angekündigt – und scheitert seitdem an der Umsetzung dieses Vorhabens. Auch in den eigenen Reihen sorgen die neuen russischen Angriffe und Trumps Umgang mit Putin mittlerweile für immer offenere Zweifel.

„Es ist Zeit für Ehrlichkeit“, schrieb etwa der republikanische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, Don Bacon, am Sonntag bei X. „Friedensgespräche haben keinerlei Einfluss auf Putin“, fügte der Republikaner an. „Sein Ziel ist die Vorherrschaft in der Ukraine, und er wird nicht lockerlassen, bis er erkennt, dass er nicht gewinnen kann“, erklärte Bacon – und richtete sich damit auch an Trump.

Kritik an Trump: „USA müssen Ukraine bis an die Zähne aufrüsten“

„Die USA und ihre Verbündeten müssen die Ukraine bis an die Zähne aufrüsten, Russland mit den höchsten Sanktionen belegen und die 300 Milliarden Dollar an russischen Auslandsvermögen beschlagnahmen“, forderte Trumps Parteikollege schließlich – und wich damit deutlich von der oftmals als „Kuschelkurs“ beschriebenen Linie des US-Präsidenten ab.

Auch der republikanische Senator Lindsey Graham zeigte sich entschlossen zu einer Reaktion auf Moskaus erneute Eskalation. „Diese jüngste Entgleisung von Russland wird nicht unbeantwortet bleiben“, schrieb Graham bei X und fügte an: „Ohne Chinas Unterstützung käme Putins Kriegsmaschinerie zum Stillstand.“

Republikaner wollen Sanktionen gegen Russland – Trump bisher nicht

Der Senator bereitet derzeit unabhängig von Trump ein Sanktionspaket gegen Russland vor, das der US-Senat auch ohne die Zustimmung des US-Präsidenten beschließen könnte. Aus Regierungskreisen war zuletzt zu vernehmen, dass auch US-Außenminister Marco Rubio diese neuen Sanktionen insgeheim befürworte, Trump aber weiterhin dagegen sei. Nach seinem Gespräch mit Putin hatte der US-Präsident erklärt, dass Washington keine neuen Sanktionen gegen Moskau verhängen werde.

Dieser Kurs scheint nicht nur bei Parteikollegen des Präsidenten für Zweifel zu sorgen, sondern auch bei Pastor Mark Burns, der als Trumps „spiritueller Berater“ firmiert. „Die internationale Gemeinschaft muss entschlossen reagieren, um die Verantwortlichen aus Russland zur Rechenschaft zu ziehen und das Leben und die Rechte der Zivilisten im Kreuzfeuer zu schützen“, schrieb Burns am Sonntag in den sozialen Netzwerken.

Putins Propagandistin erinnert an Kennedy – und warnt vor Attentat

Moskaus Top-Propagandistin und „Russia Today“-Chefin Margarita warnte den US-Präsidenten am Sonntagabend derweil vor Gefahren, die sich aus seinem freundlichen Kurs gegenüber Putin ergeben würden. In der Talkshow „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ auf dem Staatssender Rossija-1 bediente Simonjan dafür eine bekannte Verschwörungstheorie und behauptete, dass nicht Trump über die US-Politik entscheide, sondern der sogenannte „Deep State“.

Der US-Präsident befinde sich deshalb nun in akuter Lebensgefahr, da er sich weigerte, „die von US-Außenminister Rubio gewünschten ernsthaften Sanktionen zu verhängen“, orakelte RT-Chefin Simonjan und erinnerte schließlich an die Ermordung von John F. Kennedy. Der 1963 in Dallas erschossene ehemalige US-Präsident sei schließlich „den Russen mit großem Verständnis begegnet“ – genau wie nun Donald Trump.