Dubioses Chaos in der Pfalz

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Kaiserslautern - Die Fußballszene wundert sich über den Zustand des 1. FC Kaiserslautern, und vieles deutet darauf hin, dass nun tatsächlich das Licht ausgehen könnte beim stark abstiegsgefährdeten Traditionsklub aus der Pfalz. Vorläufiger Höhepunkt der absurden Vorgänge am Betzenberg war kurz vor Weihnachten der unerwartete Abschied des vermeintlichen Retters Klaus Toppmöller nach nur 43 Tagen im Amt als sportlich verantwortlicher Aufsichtsrat. Und Funktionäre anderer Vereine fragen sich ratlos, „wie der FCK es geschafft hat, nun nahezu komplett ohne Fußballkompetenz und mit einem zwar talentierten, aber ohne deutsches Netzwerk operierenden Trainer dazustehen“.

Tatsächlich sind der am Montag ins Trainingslager nach Gran Canaria aufgebrochene Norweger Kjetil Rekdal und sein Kader umgeben von insgesamt zwölf Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern, die zwar gerne ihren Namen in der Zeitung lesen, aber keine sportliche Kompetenz in die Waagschale werfen können.

An der Spitze des Vorstands des einst so stolzen Klubs steht folgerichtig mit dem ehrenamtlich helfenden Hans-Artur Bauckhage ein ehemaliger rheinland-pfälzischer Wirtschafts- und vor allem Weinköniginnen krönender Weinbauminister, der als Quereinsteiger aus der Politik absolut unverdächtig ist, ein Branchenkenner zu sein. Die am Donnerstag verkündete Berufung von Fritz Fuchs zum ehrenamtlichen neuen Teammanager provozierte in diesem Zusammenhang umso größeres Befremden. Der 64 Jahre alte ehemalige FCK-Spieler Fuchs hatte in den vergangenen Jahren nicht gerade viele Erfolge vorzuweisen im deutschen Fußball. Zuletzt war er in verantwortlicher Position als Sportdirektor am Niedergang des 1. FC Saarbrücken beteiligt. „Da habe ich aber gelernt, wie man im Abstiegskampf nicht vorgehen darf , sagt Fuchs nun.

Großes Erstaunen

Noch mehr Erstaunen als die reine Personalie Fuchs löst das Zustandekommen dieser Partnerschaft aus. „Dieses ehrenamtliche Engagement ist nur möglich, wenn man zu viel Geld oder einen Sponsor hat“, verrät Fuchs ganz offen, „bei mir ist es Letzteres.“ Tatsächlich ist der gebürtige Kaiserslauterer von seinem Arbeitgeber, der in der Hotelbranche tätigen Victor s-Gruppe, für seine neue Aufgabe freigestellt worden. Nun beschreibt er sich selbst als „Vorposten oder Vorboten beim FCK“. Denn der Vorstandsvorsitzende und Hauptanteilseigner der Victor s Bau und Wert AG, Hartmut Ostermann, scheint der seit Wochen unter Verschluss gehaltene Investor zu sein, der den finanziell arg gebeutelten Klub vor der Insolvenz bewahren soll. Ostermann war freilich auch Präsident während der Zeit des Niedergangs des 1. FC Saarbrücken. In Kaiserslautern könnte sein Name nun in Verbindung gebracht werden mit dem vielleicht traurigsten Niedergang in der deutschen Fußballgeschichte. Vor nur zehn Jahren errang der Fritz-Walter-Klub noch seine vierte Deutsche Meisterschaft, im Fall des Abstiegs in die Drittklassigkeit im Mai würde der FCK im Sommer möglicherweise nicht mal mehr die Lizenz für die neue Dritte Liga erhalten.

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