Ein arg freudloses Familienstück

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Plakativ wirken die drei Schwestern im theater im hof.

Plakativ wirken die drei Schwestern im theater im hof.

Nach Anton Tschechow: Die „Drei Schwestern“ im theater im hof verharren in Stereotypen.

Drei Frauen posieren für ein Familienfoto: Olga, eine strenge Erscheinung mit formlos grauem Kostüm und schlichtem Haarknoten, Mascha, eine schöne, junge Frau, die mit ihren blonden Locken und dem wadenlangen, taillierten Kleid aussieht wie eine Kopie von Marilyn Monroe und Irina, die kleine Schwester mit dem wild toupierten Haar und den schwarz gemalten Augen, die Pubertät in Person.

Missmutig und steif blicken die drei Schwestern in die Kamera, denn sie tragen schwer an ihrer freudlosen Existenz: Mascha fühlt sich als Geliebte des Familienvaters Alexander gedemütigt, wohingegen Olga nur allzu gern mit ihr tauschen würde, um der Einsamkeit zu entkommen. Allein fühlt sich auch die rebellische Irina, die nach dem Tod ihres Vaters einen liebevollen Elternteil vermisst, sich jedoch gegen ihre Außenwelt abschottet.

In ihren Grundzügen erinnern die Charaktere der „Drei Schwestern“, die im theater im hof zur Uraufführung kamen, noch an die Figuren von Anton Tschechows gleichnamigem Drama. Olga Okrepilova inszeniert das Theaterstück jedoch nach einer Vorlage von Jana Jelissejewa-Schreiner, in der es vor allem um die Beziehung der drei Frauen untereinander geht. Dass sie dabei in Stereotypen verharren, verhindert jeglichen Eindruck von Authentizität. Ihre Persönlichkeiten scheinen oberflächlich und nehmen kaum für sich ein, in den Dialogen fehlen die Zwischentöne.

Anja von der Lieth mimt die dauergestresste, von Kopfschmerzen geplagte Lehrerin Olga, die ihre gewaltsame Autorität auch auf ihre Familie ausdehnt. Marie Simone Steinbauer verkörpert die verführerische, sich selbst bemitleidende Geliebte Mascha, die sich von Olga widerstandslos wie ein Kind behandeln lässt. Und Britt Gericke präsentiert sich als Irina mit aggressiven Ausbrüchen und lautstark-kindlichem Gehabe, indem sie wie ein Hund bellend auf allen Vieren kniet oder sich meckernd als (Opfer-) Lamm darstellt. Übertrieben und plakativ wirkt das Schauspiel der drei Frauen, so dass es nahezu unmöglich wird, eine tragische Stimmung aufzubauen. So scheint es auch nur wenig überzeugend, dass die drei am Ende zusammenbleiben, weil sie einander brauchen.

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