Ein Geheimbund in Kenia stand Pate

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Ruth und Hans Werner (l.) bei der Grundsteinlegung des Hauses Elsa-Brandström-Straße 40.

Ruth und Hans Werner (l.) bei der Grundsteinlegung des Hauses Elsa-Brandström-Straße 40.

Frechen - Die vom Volksmund geprägte Bezeichnung Mau-Mau-Siedlung für den Wohnbezirk im Frechener Nordwesten ist auch heute noch ein fester Begriff. Die Siedlung am Stadion - so der mehr offizielle Name - fand vor 50 Jahren landesweit ein positives Echo. Das Jubiläum feiern die Anwohner am Samstag mit einem großen Fest.

„Mir sinn e Bergarbeiterdörp“ („Wir sind ein Bergarbeiterdorf“), betonte der damalige Bürgermeister und Gewerkschaftler Johann Schmitz bei vielen Gelegenheiten. Das war unbestritten, denn in der Klüttenstadt Frechen dominierte neben der Steinzeugindustrie auch die Braunkohle mit Gruben und Brikettfabriken.

Filetstück der Stadt

Der damalige Chef der Verwaltung, Gemeindedirektor Hans Schaeven, teilte diese Meinung, hätte aber auch gerne eine gemischte Bevölkerungsstruktur gesehen. Die Ansiedlung von Akademikern, Freiberuflern und Mittelständlern schwebt ihm vor. Der Verwaltung schien das Gelände zwischen dem „Sieben Bäumen“ (heute Stadion), dem oberen Freiheitsring, der Lindenstraße und der Quarzsangkippe als Domizil für die kommenden Neubürger geeignet. Vom Filetstück der jungen Stadt war damals die Rede.

Am 17. September 1950 hatte der damalige Regierungspräsident Dr. Wilhelm Warsch den Gerundstein für den „Sportpark an den sieben Bäumen“ gelegt. Ein Jahr später faste der Gemeinderat den Beschluss, bei der Landesregierung zu beantragen, die Bezeichnung Stadt tragen zu dürfen.

In Düsseldiorf gab es keine Widerstände gegen diesen Wunsch der Frechener. So konnte Frechen sich 1954 den Titel Stadt zulegen. Noch im Oktober des gleichen Jahres rückten von den beiden Frechener Bauunternehmern Meul und Müller-Marsdorf die Bagger zum 1. Spatenstich in der Mau-Mau-Siedlung an.

Auf dem vorgesehenen Gelände befand sich lediglich eine Gärtnerei, sonst war hier Acker, der verschiedenen Landwirten gehörte. Im Zweiten Weltkrieg hatten Jugendliche und Greise, die nicht mehr wehrfähig waren, hier Schützengräben ausgeben. An den „Sieben Bäumen“ hatte die damalige Hitlerjugend ein festes Lager für Wettkämpfe und vormilitärische Übungen, wie es damals hieß.

Versetze Etagen

Nach dem Krieg war die Wohnungsnot groß. Die Siedlung am Stadion machte zu Beginn der 50er Jahre Fortschritte. Zwar entstanden unterhalb der heutigen Hauptkampfbahn keine repräsentativen Villen, wohl aber Wohnungstypen für Familien mit ein und mehreren Kindern. Das Besondere an diesem Typ des sozialen Wohnungsbaues war der Grundriss der Häuser. Der Architekt Voss aus Mettmann hatte einen Grundriss entworfen mit einer versetzten Etageneinteilung. Sie hatte den Vorteil eines erstaunlich großen Platzangebotes, das Haus war zudem preiswert. In Fachkreisen sprach man von einem technischen Raffinement einer Luxusvilla. „Die kleine Stadt im Westen von Köln“ hat viele Vorzüge schrieb im Februar 1954 die Neue Illustrierte. Fällig war eine Anzahlung von 6600 Mark und einer monatlichern Belastung von 83,12 Mark. So entstanden mehr als 100 Häuser mit dieser „Stufenraum-Lösung“.1956 war die offizielle Einweihung der Siedlung.

Noch bevor die ersten Familien eingezogen waren, bekam die Siedlung ihren Spitznamen. „Mau-Mau“ war die britische Bezeichnung für die Geheimbünde der Kikuyu in Kenia, die sich gegen die Gewaltakte der Kolonialherrschaft erhoben hatten.

Toni Lux. Ex-Landrat und früheres Ratsmitglied in Frechen, selbst „Anrainer“ der Stadionsiedlung, erinnert sich: „Damals waren wir mit den Mitgliedern des Bauausschusses an der Baustelle, wo die ersten Häuser im Rohbau standen. Sie sahen aus, wie Bauten im afrikanischen Kenia. Als er diese unfertigen Bauten sah, meinte sein Ratskollege Matthias Loosen spontan (und auf Frechener Platt): „Die sehen aus wie Mau-Mau“.

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