Ein Sprayer mit amtlichem Auftrag

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Sprayer Fredrik Erichsen mags schreiend bunt mit kindlichen Motiven.

Sprayer Fredrik Erichsen mags schreiend bunt mit kindlichen Motiven.

Brühl / Bornheim - Knallig orange ist die Wand am städtischen Kindergarten in Bornheim-Waldorf. Wie in einem Ausschnitt einer Märchenlandschaft wölben sich fünf lustige Gebilde auf dem Untergrund: lebendige Blätter, verschiedene Blumen und ein dicker Pilz. Aus einiger Entfernung betrachtet, formen sich diese überdimensionalen Naturgestalten zu einem Wort: „Flora“ - der Name des Kindergartens.

Dieses kindliche, poppige Aushängeschild der Einrichtung ist das Werk von Fredrik Erichsen. Der 26-Jährige ist Graffitikünstler und mit Leidenschaft bei der Sache. In Brühl hat er 43 Stromkästen bunt besprüht, mit Unterwassermotiven mit schillernden Quallen, mystischen Katzensilhouetten und schrillen Blumenmotiven. Das Ordnungsamt der Stadt hatte Fredrik Erichsen damit beauftragt.

Illegal sprayen? Graffitikunst im offenen Raum ist häufig mit diesem Vorurteil belastet. Für Erichsen kommt das nicht in Frage. Keine wilden Sprühereien, mit denen des Nachts Hauswände oder Bahnen verunstaltet werden. Denn das hat nur selten etwas mit Können zu tun.

Im Alter von 13 Jahren hat Fredrik Erichsen seine Leidenschaft für Graffiti entdeckt. „Ich habe den Film »Beat Street« gesehen“, erinnert er sich. Der Kultfilm zeigt das Leben in der New Yorker Bronx mit ihrer Hiphop-Szene. „Die Musik, die gesamte Szene hat mich fasziniert, zu der auch Graffiti gehören. Und ich habe angefangen, abgefahrene Buchstaben zu zeichnen.“ Damit wuchs auch der Wunsch, diese Skizzen einmal auf eine Wand zu sprayen.

Und wie das in der Szene so ist, so erklärt es der junge Künstler, legte er sich einen Künstlernamen zu: „mod“. „Diese Abkürzung ist eigentlich daraus entstanden, dass mich viele Freunde »Master of Desaster« nannten.“ Aus dem „Meister des Chaos“ wurde dann aber „mehrfach ohne Disziplin“. Denn das passe wunderbar auf sein Verhalten, meint Erichsen und lacht spitzbübisch.

Disziplinlosigkeit ist in seinen Bildern allerdings nicht zu erkennen. Seine Werke zeichnet er meist als Skizzen zu Hause vor. Daheim in seinem Atelier fertigt er auch Mischtechniken - Graffiti mit Fotokollagen, Mal- und Zeichenelementen - auf Leinwänden an. Gelegentlich verwendet er auch selbst gefertigte Schablonen. Der 26-Jährige spricht nicht nur von Graffitikunst, er hat auch für eine solide Basis seines Schaffens gesorgt. „Mod“ hat gerade seine Ausbildung als Maler- und Lackierer abgeschlossen. „Ich will auch handwerklich korrekt arbeiten“, sagt er. „Kein Graffiti ist schön, wenn es nach einiger Zeit verbleicht oder verwischt.“

Für die richtige Grundierung bei dem Werk an dem städtischen Kindergarten „Flora“ hat sein Chef Markus Schwarz, Malermeister bei „Schwarz und Schwarz“ in Dersdorf, Das Kunstwerk ist signiert, wie alles Werke von Fredrik Erichsen, mit „mod“.

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