Ein ungleiches PaarKölsche Legenden, edle Pferde

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Friedel Pötter, Köbes im Brauhaus Früh am Dom. (Bild: Arton Krasniqi)

Friedel Pötter, Köbes im Brauhaus Früh am Dom. (Bild: Arton Krasniqi)

Altstadt – Wo haben die japanischen Touristen nur immer diesen Zettel her? Kurz bevor sie bestellen, zieht einer von ihnen ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Hosentasche. „Kölsch und Hämmchen“ steht darauf. „Das geht schon seit Jahren so“, sagt Friedel Pötter, Köbes im Brauhaus Früh am Dom. Die Japaner - so höflich Pötter sie auch findet - sind es auch, die die Tische im schlimmsten Zustand hinterlassen. „Sie stellen immer alle Teller in die Mitte, um alles probieren zu können“, sagt Pötter.

Seit 35 Jahren arbeitet der 70-Jährige in dem Brauhaus Am Hof 12, vor dem der berühmte Heinzelmännchenbrunnen steht, der 1899 von den Bildhauern Edmund und Heinrich Renard errichtet wurde. Die Sage von August Kopisch könnte Pötter im Schlaf erzählen. Immer wieder fragen Touristen nach, und der Köbes erzählt ihnen die Geschichte vom neugierigen „Schneider's Weib“. „Man muss doch mit den Leuten reden“, sagt er. Natürlich hat er auch den ruppigen Köbes-Charme. Bestellt ein Gast ein Glas Wasser, fragt er: „Stückchen Seife dabei?“ Ans Aufhören denkt er noch nicht. „Zu Hause rumsitzen für nix und wieder nix? Dann lieber Rambazamba im Brauhaus.“

Die kleine Straße im Schatten des Doms führt in die Stollwerck-Passage, wo die Göttin „Gaea“ als Skulptur des Künstlers Gerhard Marcks fast nackt der eisigen Kälte trotzt - gleich neben einem Schaufenster voller Kaschmir-Schals, Handschuhe und Pelzmützen. In einem Hotel in der Straße entbrennt im Oktober 1957 eine große, tragische Liebesgeschichte neu: Ingeborg Bachmann und Paul Celan begegnen sich an diesem Tag bei einer Tagung in Wuppertal wieder und verbringen die Nacht zusammen in Köln. Vier Jahre lang hatte das Dichterpaar keinen Kontakt mehr, ihre Liebesbeziehung, die im Mai 1948 in Wien begonnen hatte, war eigentlich beendet, Celan längst mit einer anderen Frau verheiratet, der Künstlerin Gisèle Lestrange.

Eines der Gedichte, die der Dichter nach der Begegnung in Köln für Ingeborg Bachmann geschrieben hat, heißt „Köln, Am Hof“ - die „Geträumten“ treffen sich dort. Celan und Bachmann waren und sind zu diesem Zeitpunkt „verbannt und verloren / waren daheim“. Auch wenn Bachmann über Celan sagte, sie habe ihn mehr geliebt als ihr Leben, flehte sie ihn damals förmlich an, seine Frau und den gemeinsamen Sohn nicht zu verlassen. So wie ihre Liebe, endet auch ihr Leben tragisch. Celan ertränkt sich 1970 als 49-Jähriger in der Pariser Seine. Ingeborg Bachmann, sechs Jahre jünger, stirbt 1973 in Rom, als eine Zigarette ihr Bett in Brand setzt.

Am Kunsthaus „Artothek“, einem spätgotischen Bau aus dem 15. Jahrhundert, erinnert eine Plakette an den Tod einer jungen Frau, die 2002 während des Rosenmontagszugs von einem Festwagen überrollt worden war. Als „Wagen-Engel“ sollte sie darauf achten, dass keine Zuschauer vor die Fahrzeuge laufen.

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