Eine geologische Sensation ausgebuddelt

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Der 15-Tonner soll den neuen Dorfplatz in Billig zieren.

Euskirchen-Billig - Ein riesiger Felsbrocken, den man jetzt bei Kanalbauarbeiten in Billig entdeckte, entpuppte sich als geologische Sensation. Zunächst galt der Stein lediglich als Hindernis für die Bagger. Gleich zwei von ihnen mussten anrücken, um den „Monsterbrocken“ aus dem Weg zu räumen. „Einer der Bagger schafft es, sieben Tonnen zu heben, der andere acht“, erläuterte der Euskirchener Diplom-Mineraloge Norbert Knauf. Deshalb schätzte der Fachmann das Gewicht des Steines auf 15 Tonnen.

Die beiden Baggerführer hoben den Brocken, der in etwa die Ausmaße eines Autos hat, mit aller Umsicht auf den Bürgersteig vor der Kirche. Dort sorgte er natürlich für Aufsehen. Als Knauf von dem Fund hörte, machte er sich auf den Weg nach Billig und begutachtete das seltene Stück. Der Pensionär, der sich als Geologe beim Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“ in Rescheid engagiert, war begeistert: „Das ist eine geologische Sensation“, meinte der Fachmann.

Denn bei dem Brocken handelt es sich um einen der „Weißen Steine“, wie sie sonst nur in den Höhenlagen ab 500 Metern in der Eifel zu finden sind. Berühmtester „Verwandter“ ist der „Weiße Stein“, der in der Nähe von Udenbreth in einem Moor liegt und der höchsten Erhebung des Kreises Euskirchen (rund 700 Meter) seinen Namen gegeben hat. Nach ihm wurde auch das Udenbrether Wintersportgebiet benannt.

Die „Weißen Steine“ sind Quarzit-Brocken. Sie stammen aus der Tertiärzeit und sind rund 30 Millionen Jahre alt. Knauf: „Der zähe Brocken ist ein Rest von verkieselten Sandsteinschichten, die heute durch die Verwitterung verschwunden sind.“ Zu einer Besonderheit wurde der Billiger Brocken nicht nur wegen seines Fundortes, sondern auch wegen seiner Größe:

Bis auf den besagten Namensvetter, der bei Udenbreth nur zum Teil aus dem Moor guckt, sind die Funde in der Eifel alle kleiner. So stehen etwa vor dem Blankenheimer Rathaus auch einige Artgenossen. „Diese wiegen lediglich ein bis zwei Tonnen“, erklärte der Geologe. Und die Exemplare, die auf dem geologischen Wanderpfad in Hellenthal von der Vorgeschichte der Eifel zeugen, die könne man sogar „unter den Arm klemmen“.

In Billig hat man in der Vergangenheit schon öfters andere „Weiße Steine“, etwa beim Hausbau, entdeckt. Bisher war man im Ort der Meinung, dabei handele es sich um Findlinge, die in der Eiszeit von Gletschern in den Ort geschoben wurden. „Mein Elternhaus steht auf Fels, ich selbst hatte auch schon mit den Brocken zu kämpfen“, berichtete Anlieger Heinz Klein. Ein Exemplar musste sogar schon mit dem Tieflader abtransportiert werden, kleinere Steine dienen in Kleins Garten als Hangbefestigung.

„Die Gletscher reichten nicht bis Billig, sondern lediglich von Norden bis Xanten und von Süden bis ins Alpenvorland“, erläuterte Geologe Knauf. Während der Eiszeit sei die Eifel eine Tundra gewesen.

In Billig will man nun den mächtigen Felsbrocken als Denkmal behalten. „Wir sollen bald einen neuen Dorfplatz bekommen, das wäre ein guter Platz“, gab Klein die Meinung der Anlieger wieder. Denn so schnell werde in Billig ja nicht wieder in der Erde gebuddelt. „Es ist ja nicht zu erwarten, dass wir einen U-Bahn-Anschluss nach Köln bekommen“, meinte Klein scherzhaft. Deshalb solle man den Stein in Ehren halten.

Falls sich die Idee vom Dorfplatz nicht verwirklichen lassen sollte, gibt es auch schon andere Interessenten. So würde etwa der Heimatverein Rescheid das Fundstück gerne vor dem Eingang zum Besucherbergwerk aufstellen. „Bald werden bestimmt Studenten von der Universität Aachen kommen, um sich den Felsbrocken anzuschauen“, war sich Knauf gewiss.

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