ETL-Dom-CupNeustart mit großer Wirkung

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Mit Gefühl am Ball: Kölns Taner Yalcin (Mitte) überzeugte am Samstag gegen Fenerbahce. (Bild: Rainer Dahmen)

Mit Gefühl am Ball: Kölns Taner Yalcin (Mitte) überzeugte am Samstag gegen Fenerbahce. (Bild: Rainer Dahmen)

Die Neuausrichtung hat den Weg bis zu den Füßen noch nicht gefunden. Dort ist alles beim Alten, weiße Schuhe, bordeauxrote Streifen und am oberen Rand eine Ziffer, die 19. Doch die 19 ist Vergangenheit, sie war die Rückennummer von Taner Yalcin in der vergangenen Saison. Sieben Einsätze nur, einmal 90 Minuten, kein Tor. Jetzt will Taner Yalcin (20) alles besser machen als zuletzt: aggressiver spielen, sich aufdrängen, er sagt: „Ich will durchstarten.“ Das alles ist verbunden mit Veränderungen: Das Haar ist nun viel kürzer, ein Bart ist über den Oberlippen und am Kinn zu erkennen, und auf dem Rücken trägt Yalcin nun die Nummer sechs.

Am Samstag hat der Neustart Wirkung gezeigt, im Testspiel gegen Fenerbahce Istanbul war der zentrale Mittelfeldspieler des 1. FC Köln der beste Mann auf dem Platz: zwei Tore, eine Vorlage. Das alles bewirkte einen 5:2 (3:0)-Erfolg gegen das Spitzenteam aus der Türkei.

Nach dem Spiel im Kölner Südstadion wurde Yalcin von vielen Kameras und noch mehr Mikrofonen aus der Heimat seiner türkischen Eltern gestellt. Ein türkischer Sender übertrug live, viele andere meldeten das Ereignis einer deftigen Fenerbahce-Niederlage später mit Priorität eins in die Heimat. Und alle wollte wissen, wie Yalcin Fenerbahce zerlegt hat. „Das war ein besonderes Spiel für mich. Dass mir so eine Leistung gelungen ist, macht mich glücklich“, sagte Yalcin. Zu Fenerbahce habe er schon als kleiner Junge aufgeschaut, nicht als absoluter Fan, aber als Anhänger des türkischen Fußballs: „Immer wenn Fenerbahce gespielt hat, habe ich das im Fernsehen gesehen, mit meinen Eltern.“

Yalcin galt innerhalb der nun ja sehr populären FC-Lieferstation Nachwuchsabteilung seit jeher als großes Talent. Schnelligkeitsdefizite, ein gewisses Phlegma und ein „langer Atem“, wie Manager Michael Meier erzählt, haben Yalcin bisher gefehlt, um sich in der Bundesliga zu etablieren. Mit „langem Atem“ meint Meier Konstanz und Beharrlichkeit. Yalcin weiß das, er kennt die Kritik an seinem Spiel und seinen Leistungen. Der deutsche Junioren-Nationalspieler hat darauf reagiert: „Ich mache schon seit der letzten Saison mehr als die anderen. Mal bleibe ich länger auf dem Platz, mal länger im Kraftraum.“ In dieser Saison hat er bereits zwei Wochen vor dem offiziellen Team-Übungsstart Ende Juni das Training aufgenommen - „in der Hoffnung auf den Durchbruch“.

Ein Impuls für den neuen Ehrgeiz ist die Systemumstellung von Trainer Zvonimir Soldo. In der vergangenen Saison hatte Soldo auf ein 4-2-3-1-System gesetzt, nun lässt er mit einer Raute im Mittelfeld spielen - mit einem defensiven und einem offensiven Mittelfeldspieler. „Die Zentrale vorne, das ist meine Position, da habe ich immer schon meine besten Leistungen gebracht. Ich hoffe, ich kann nun dieses Niveau länger halten“, sagt Yalcin.

Darauf hofft auch Soldo: „Ich traue es ihm zu, Taner hat Spielintelligenz und gegen Fenerbahce hat er gezeigt, was er kann. Ich halte viel von ihm, er hat etwas Besonderes.“

Den Erfolg gegen die Türken - der dem FC Platz drei in dem Vorbereitungsturnier um den ETL-Dom-Cup brachte - will Soldo nicht überbewerten: „Das war ein Testspiel, mehr nicht.“ Zuletzt jedoch hatte der FC-Coach allerdings eine überaus junge Auswahl auf dem Platz, die den Zuschauern mit ihrer energischen, unbekümmerten Art des Fußballspiels viel Freude gemacht hat.

Im Gegensatz zu Soldo nehmen die vielen türkischen Gesandten dieses Spiel, diese Pleite sehr ernst. Es herrscht der Notstand bei dem kriselnden Klub, der sich gerade erst von Trainer Christoph Daum getrennt hat. Dessen Nachfolger, Aykut Kocaman, sprach von „einem Debakel, das wir zugelassen haben. Ich bin zutiefst erschüttert.“

1.FC Köln: Mondragon (46. Varvodic) - Basala-Manzana, McKenna, Pezzoni, Salger - Matuschyk (46. Yabo), Petit (76. Matip), Yalcin, Jajalo (72. Buchtmann) - Freis (72. Clemens), Uth (46. Ionita); - Tore: 1:0 Freis (14.), 2:0 Yalcin (40.), 3:0 Yalcin (45.), 3:1 de Souza (49.), 4:1 Freis (57.), 5:1 Yabo (84.), 5:2 Stoch (88.); - Zuschauer: 4500.

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