Siegburg – „Als wir uns das erste Mal gesehen haben, wussten wir, dass wir das Leben miteinander verbringen wollen.“ Was wie ein Satz aus einem kitschigen Liebesroman oder einem Hollywoodfilm klingt, ist bei Janina S. und Aubrey S. Realität geworden. Janina ist 18 Jahre alt und besucht das Anno-Gymnasium in Siegburg. Vor zwei Jahren ging sie im Rahmen eines Austauschprogramms für ein Jahr in die USA, nach Kansas. Dass sie dort die Liebe ihres Lebens finden würde, hätte sie sich nicht träumen lassen. Tatsächlich ist ihre Liebesgeschichte so außergewöhnlich, dass sie auch erfunden sein könnte.

Alles begann an Silvester 2008 / 2009, als ihre Gastschwester eine Party veranstaltete, zu der auch Aubrey, damals 18, eingeladen war. Er ging zu dieser Zeit auf ein einige hundert Kilometer entferntes College in Utah. Zunächst wollte Aubrey die Einladung ablehnen, entschied sich aber aus irgendeinem schicksalhaften Grund, doch zu kommen. Auf dieser Feier begegnete er der jungen Deutschen.

„Dann ging alles sehr schnell“, berichtet sie. Vom ersten Augenblick an fühlten sich beide zueinander hingezogen. Sie kamen trotz der anfänglichen Sprachschwierigkeiten (Janina war noch nicht lange genug in den USA) ins Gespräch. „Mir schien es, als würde ich ihn schon ewig kennen“, erzählt sie.

Am nächsten Tag schon war der Siegburgerin klar, dass sie sich in ihren amerikanischen Bekannten verliebt hatte. Als er sich eine Woche später auf den Rückweg zu seinem College machte, wussten beide, dass sie füreinander bestimmt waren.

Es ist wie eine Märchengeschichte. Denn bei seinem Besuch zwei Monate später gestand Aubrey an einem romantischen See Janina seine Liebe und seitdem sind sie ein Paar. Das war vor zwei Jahren. Zwei Jahre, in denen sie sich nur zehn Wochen gesehen haben, da Janina nach ihrem Auslandsjahr wieder nach Deutschland zurückkehrte.

Tägliches Treffen im Internet

Trotzdem versuchen beide, eine „normale“ Beziehung zu führen. Dabei ist ihnen wichtig, dass sie genau wissen, was im Leben des anderen vor sich geht. Durch einen Internettelefondienst können sie in ständigem Kontakt bleiben, sich jeden Tag mindestens hören und sehen.

„Morgens weckt er mich immer auf, da ist es in Utah gerade Nacht, dann wecke ich ihn auf, wenn ich von der Schule komme und es bei ihm Morgen ist und abends telefonieren wir dann noch mal einige Stunden lang“, erklärt Janina.

So ist die Trennung halbwegs erträglich. Aubrey aber leidet darunter, dass er über die Entfernung kein „guter Freund“ sein kann. Deswegen schickt er öfters Liebesbriefe und versucht, die Distanz so gut wie möglich zu überbrücken. So kontaktierte er deutsche Freunde seiner Liebsten, damit diese ihr in seinem Namen einen Maibaum stellten.

Die Skepsis überwunden

Die deutsch-amerikanische Beziehung rief zunächst bei Familie und Freunden in Siegburg Skepsis hervor. Janinas Eltern wussten nicht, wie sie den Freund ihrer Tochter einschätzen sollten, da sie ihn nicht kannten. Außerdem standen sie dem Fortbestand dieser „Long distance-Beziehung“ kritisch gegenüber.

Auch Janinas Freunden fiel es schwer, die Mühen zu verstehen, die sie auf sich nahm, um mit Aubrey zusammen zu bleiben. „Wir waren die einzigen, die an uns geglaubt haben“, erklärt die junge Frau. Diese Überzeugung half ihr über schwierige Zeiten hinweg. Vor allem nach seinen Besuchen in Deutschland und ihren eigenen in den USA war es schwer, in den Alltag zurückzufinden.

Heute hat die 18-Jährige gelernt, mit der räumlichen Trennung umzugehen. Die Zeit des Zweifels hat sie hinter sich gelassen. Beide arbeiten jetzt auf eine gemeinsame Zukunft hin.

Aubrey, dessen Collegeausbildung beendet ist, will in Deutschland arbeiten. Er hat sich bereitsbei einem Unternehmen in Janinas Nähe beworben, während sieein Studium plant. Mit ihrer Hilfehat der US-Amerikaner angefangen, Deutsch zu lernen. Doch bevor ihr Freund herüberkommt,besucht sie ihn noch einmal: Zurzeit ist Janina zu Besuch bei Aubrey. Vor ihnen könnte noch einschwieriger Weg liegen, dochbeide glauben fest an eine gemeinsame Zukunft. Und derGlaube macht zwar die Streckezwischen Siegburg und Utahnicht kürzer. Aber die Distanzzwischen diesen beiden Herzenbringt er zum Schmelzen.