Ruf der WildnisEin Ausflug zur Schlittenhunde-Farm ist ein besonderes Erlebnis

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schlittenhunde farm

Beim Besuch auf der Farm kann man wandern und die Gehege besuchen. Fahrten sind möglich, wenn es kalt genug ist. Auch auf der Messe „Erlebniswelt Pferd & Hund“ dreht sich alles um Tiere.

Wenn es nach Jens Benke geht, sollte immer Schnee liegen. Nur dann nämlich kann er acht seiner Huskys vor den Schlitten spannen und mit dem 25 Meter langen Gefährt durch den Wald preschen. Den kalten Wind im Gesicht, in den Ohren nur das Hecheln der Hunde, in sich das Gefühl von Abenteuer und Freiheit. „Die Fahrt mit dem Schlitten ist die Krönung“, sagt Benke, der gemeinsam mit seinem Sohn Jannik im hessischen Diemelsee Schlittenhund-Erlebnisse anbietet.

Die Experten

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Jannik und Jens Benke mit ihren Hunden www.schlittenhunde-erlebnis.de

In Deutschland bleiben Fahrten mit dem Hundeschlitten jedoch die Ausnahme. Wenn kein Schnee liegt, kommt stattdessen der Wagen auf Rädern zum Einsatz. Für die Hunde bedeutet das mehr Arbeit. Ab 10 Grad gibt es gar keine Fahrten mehr, weil es den Huskys mit ihrem dicken Fell zu warm wird. Dann bietet Benke Wanderungen mit den Tieren oder Gehegebesuche an. Auch wenn Vater und Sohn Ende September mit ihren Hunden bei der „Erlebniswelt Pferd&Hund„ in Köln sein werden, wird eine Schlittenfahrt aufgrund des Wetters ausgeschlossen sein und eine Wagenfahrt vermutlich auch eher nicht möglich. Das Gefährt und die Hunde begutachten und sich Infos über den Hundesport geben lassen, können die Besucher jedoch auf jeden Fall.

Huskys auf der Galopprennbahn in Weidenpesch

An diesem Tag sind Jens und Jannik Benke schon mal auf der Galopprennbahn in Weidenpesch, um sich das Gelände vorab anzusehen. Mit dabei sind zwei der Tiere: Husky Ice und Haushund Bobby, die neugierig die Umgebung erkunden. Als „Gelbbacke“ sticht Bobby mit seinem gelbbraun-schwarzen Fell aus dem Rudel mit 16 grau-weißen Huskys heraus. „Vom Aussehen passt er gar nicht dazu, aber im Kopf ist er auch Husky“, sagt Jannik Benke grinsend. Deshalb darf er auch manchmal den Schlitten ziehen. 

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Ob Schnee oder nicht – die Fahrt ist ohnehin nur ein Teil des Programms. Wer eine Tour bei den Benkes bucht, sollte Zeit mitbringen. „Es ist nicht wie eine Karussellfahrt, bei der du dich hinsetzt und eine Runde fährst“, erklärt Jens Benke. Hunde und Menschen sollen sich zuerst kennenlernen. Anschließend legt der „Musher“, wie der Hundeschlittenführer heißt, gemeinsam mit den Gästen das Geschirr an. Während der Fahrt sitzt der Gast, der Musher steht hinter ihm. Gelenkt werden die Hunde vor allem durch Kommandos, einen Lenker hat der Schlitten nicht, nur eine Fußbremse. „Gee“ zum Beispiel heißt rechts, „Haw“ links. Wem das kurz vor einer Kreuzung nicht mehr einfällt, dem hilft der Musher auf die Sprünge.

Jack-London-Feeling

Zu einem Besuch auf Benkes Hundefarm gehört auch alles, was das „Jack-London-Feeling“ ausmacht: Natur, Wald, Blockhütte, Lagerfeuer. Das war es auch, was Jens Benke schon als Jungen fasziniert hat. „Ich wollte schon als Kind immer nach Kanada oder Alaska“, sagt er. „Ich wollte immer in der Natur sein.“ Aber nicht allein – in einem Hund fand er den perfekten Begleiter. Mit ihm und einem Fahrrad erkundete er die Wälder. „Das war wie ein Virus, ich wollte immer mehr“, erzählt er. So wurden es mehr Hunde und irgendwann lag es nahe, das Rad gegen einen Schlitten zu tauschen. Jens und Jannik Benke selbst machen schließlich das Jack-London-Feeling perfekt, sehen sie doch tatsächlich aus, wie der Verfilmung von „Ruf der Wildnis“ entsprungen: Kernig, braun gebrannt, mit Vollbart und Holzfällerhemd.

Die Messe Equorius & Bunte Hunde

Erlebniswelt Pferd & Hund, 28. -29. September, jeweils 11-18.30 Uhr, Kölner Galopprennbahn, Tickets: ab 6,50 Euro - Zwei Tage lang heißt es wieder „Erleben, ausprobieren, mitmachen“ mit einem bunten Programm rund um die großen und kleinen Vierbeiner.  Im Hundeprogramm gibt es neben der Präsentation der Schlittenhunde zum Beispiel auch „Yoga mit Hund“ sowie ein Hundeschwimmbecken und Kölns größte  Hundewiese. www.equorius.de

Wer lernen möchte, Hundeschlitten selbst zu fahren, kann das bei Benkes ebenfalls tun. Der Hundesport ist jedoch aufwändig und kostspielig: Allein das Gefährt kostet neu rund 2500 Euro, hinzu kommen Geschirre und Leinen, und schließlich müssen auch die Tiere artgerecht untergebracht und versorgt werden.

Huskys sind keine Hunde für jedermann

Während der Fahrt ist Teamarbeit zwischen Hunden und Fahrer gefragt. „Du musst mit den Hunden zusammenarbeiten“, sagt Jens Benke. Manchmal seien Zuspruch und Motivation nötig. Zutexten dürfe man die Tiere aber nicht. „Sonst machen sie die Ohren zu und hören gar nicht mehr.“ In der Regel spornen die Tiere sich gegenseitig an. Deshalb sei es nicht wirklich nötig, neue Tiere lange auszubilden – sie lassen sich von den anderen Hunden leiten und lernen auf diese Weise von ihnen.

Überhaupt seien Huskys äußerst eigenwillig. „Sie sind wie Katzen. Sie machen, was sie wollen.“ Bis zu 300 Kilo müssen die Hunde mit dem Gewicht des Wagens und beider Mitfahrer ziehen – rund 38 Kilo pro Hund. Wenn ein Hund darauf keine Lust hat, fährt er nicht mit. Das sei jedoch nur selten der Fall, sagt Jens Benke: „Die Hunde haben einen hohen Arbeits- und Laufwillen.“ Als Hunde für jedermann sind sie genau aus diesem Grund auch nicht geeignet. Sie fühlen sich im Rudel wohl und brauchen sehr viel Auslauf. Alle Hunde aus dem Team stammen aus schlechter Haltung und haben bei den Benkes ein neues Zuhause gefunden. Tagsüber leben sie dort im Garten, nachts sind sie im Haus. „Wer einmal bei uns ist, bleibt“, erklärt Benke.

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