Unerreichter BlackbeardDie „Drei ???“ – Lieblingsfolgen der Redaktion

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Die „Drei ???“ sind Kult.

  • In Deutschland erschien die erste Buchausgabe im Jahr 1968.
  • Pro Jahr erscheinen sechs bis acht neue Folgen, plus Specials.
  • Mehr als 50 Millionen verkaufte Tonträger und über 150 Gold- und Platinschallplatten

Köln – Liebling von Maria Dohmen

Folge 16: Der Zauberspiegel

Die „Drei ???“ waren in den 80ern häufige Begleiter von Gammel-Stunden dreier Gymnasiasten jenseits des Offenen Ganztags. Bei uns war sozusagen offener Nachmittag zuhause und er begann für meine beiden Geschwister und mich mit einem Hörspiel, um die Hausaufgaben noch etwas rauszuzögern. Obwohl ich nicht zur ersten Garde der immensen Fangemeinde zähle wie mein Bruder, sind mir viele Details der Geschichten in Erinnerung geblieben, besonders die unheimlichen Momente.

Wie mein Kollege würde ich eigentlich den „Superpapagei“ anführen. Schon besetzt, also krame ich den „Zauberspiegel“ hervor: Eine relativ komplexe Geschichte, ein nicht hundertprozentig aufgelöstes Ende. Alles dreht sich um einen besonderen Spiegel, der einst dem mysteriösen Magier Chiavo gehört haben soll und sich jetzt im Besitz der superreichen Mrs. Darnley befindet. Wunderbarer Dialog zwischen dem geheimnisvollen Spanier mit dunkler Stimme und Akzent bar jeder Ironie und Mrs. Darnley: „Der große Chiavo… – und welch ein herrlicher Spiegel. Werden Sie ihn mir endlich verkaufen?“ „Verkaufen? Wozu denn? “ „Ich muss diesen einmaligen Spiegel haben…“

So nehmen die Dinge ihren Lauf und ich bin dann langsam auf dem Sofa eingesuselt, denn die Geschichte gipfelt in einer politischen Intrige und einer Entführung, deren tatsächliche Hintergründe sich mir nicht erschlossen. Ich frage meinen Bruder nach seinen Lieblingsfolgen. Er hämmert ohne aufzuschauen raus: Geisterinsel, Gespensterschloss, Phantomsee und Aztekenschwert. Voilà le Fan.

Favorit von Oliver Görtz

Folge 1: Der Super-Papagei

„Ich bin Blackbeard der Pirat. Meinen Schatz vergrub ich in finsterer Nacht, wo die Toten halten ewig Wacht. Juhuu, und ne Buddel Rum“: Man kann mich nachts um drei Uhr wecken, und ich sage diesen Satz kollisionsfrei auf, so hat sehr hat sich dieser Spruch von Papagei Blacky in mein Hirn gebrannt. Was sicherlich auch daran liegt, dass ich die Folge „Der Super-Papagei“ – das erste Hörspiel der drei Detektive überhaupt – wohl an die 300 Mal in meinen Kassettenrekorder geschoben habe.

Keiner der 200 späteren Fälle hat für mich das Debüt überboten. Dass man mit Hilfe von sieben Papageien, die merkwürdige Sprüche krächzen, ein verschwundenes Gemälde finden kann, wenn man nur ganz genau hinhört, ist sagenhaft. Dass drei Teenager Detektive sein können und im Rolls Royce zu ihren Ermittlungen gefahren werden, hat mich als Kind schwer beeindruckt. Dass mich ein Junge wie Justus Jonas mit seiner Neumalklugheit so wenig nerven kann, ist mir unerklärlich.

Mit den „Drei ???“ und den Konkurrenz-Detektiven TKKG verhält es sich wie mit den Ärzten und den Toten Hosen oder Nutella und Nusspli: Man muss sich entscheiden. Ich bin Ärzte, Nutella und „Drei ???“. Deshalb krächzt mir Blacky, der seit diesem ersten Hörspiel-Fall in der Zentrale wohnt, bis heute ins Ohr. Nur nicht mehr aus dem Kassettenrekorder, sondern gestreamt.

Geschätzt von Christian Bos

Folge 161: Die blutenden Bilder

Ich bin bei den „Drei ???“ nur Mithörer. Die Kinder streamen Folge um Folge, als gäbe es kein Morgen und die muntere Titelmelodie der Serie verfolgt mich in meinen Träumen. Trotzdem: Anlass zur Beschwerde besteht nicht. Will ich mal mit erwachsenem Herrschaftswissen auftrumpfen, beenden meine Töchter oft den Satz, nicht ohne zu ergänzen, von wem sie diesen Fakt des Lebens gelernt haben: von Justus Jonas natürlich (Alternativquelle arkanen Kinderwissens sind „Lustige Taschenbücher“).

„Die blutenden Bilder“ beginnt auf dem Schrottplatz von Justus’ Onkel Titus, wo sich seltsame Gestalten für 13 scheinbar wertlose Bilder interessieren, und ich will an dieser Stelle nur so viel verraten, dass sich hinter den Gemälden im Stil des „tetramodernen, naiven Realismus“ („ein ganz neuer Trend in der Kunstszene“) altmeisterliche Werke des Norwegers Edvard Munch verbergen – die angeblich gestohlenen Bilder wurden übrigens zur Zeit der Veröffentlichung in Bremen ausgestellt. Was der älteren Tochter prompt Pluspunkte im Kunstunterricht einbrachte. Von Onkel Titus’ Schrottplatz kann die Schule noch lernen.

Lieblingsfall von Lioba Lepping

Folge 3: Der Karpatenhund

Der Karpatenhund ist mein absoluter Lieblingsfall, weil er die perfekte Mischung aus Schauer- und Detektivgeschichte ist. Die Handlung spielt sich ab in einem Apartmenthaus. Aus der Wohnung eines verstorbenen Künstlers wurde die Skulptur  des Karpatenhundes gestohlen. Der Hund hat sein Vorbild in einer gruseligen Legende aus Transsylvanien: Ein Edelmann ließ seine Jagdhunde hungern, einer riss eines Tages aus und tötete ein Kind.

So weit, so unheimlich und das Mysterium setzt sich im Heute fort: Die Mieter des Hauses werden einer nach dem anderen unerklärlicherweise Opfer von Anschlägen, „Die drei ???“ ermitteln vor Ort und kommen dem Geheimnis auf die Spur. Die Auflösung fasziniert mich bis heute: Das Kunstwerk aus Glas ist im zur Anlage gehörenden Swimmingpool versteckt. „Die Lösung des Rätsels liegt offen vor uns und doch ist sie unsichtbar“, wie Justus Jonas so treffend analysiert. Genial einfach, einfach genial. Ich habe das als Kind dann auch mal mit einer Glasfigur im heimischen Waschbecken ausprobiert. Man sieht sie tatsächlich nicht.

Unerreicht nach Meinung von Anne Burgmer

Folge 76: Stimmen aus dem Nichts

Aus Nostalgiegründen würde ich vermutlich immer Folge 8, „Der grüne Geist“, als Lieblingsfolge angeben. Aber auch in den 90ern, in denen nicht alles gelang, gab es viele grandiose Fälle. Für mich ganz weit vorne ist „Stimmen aus dem Nichts“. Judy Winter hat darin ihren ersten Auftritt als undurchsichtige Psychologin Clarissa Franklin.

Sie wird den Weg der „Drei ???“ noch häufiger kreuzen. In dieser Folge geht sie besonders perfide vor, indem sie einer alten Dame mit Hilfe von Tonbandaufnahmen vorgaukelt, ihre verstorbene Schwester rufe sie aus dem Jenseits an, um ihr das Leben zur Hölle zur machen. So will sie die Frau in den Tod treiben, um an ihr Erbe zu kommen. Die drei Detektive glauben der Verfolgten und kommen der perfiden Verschwörung auf die Spur – das alles ist spannend, atmosphärisch dicht und wunderbar düster.

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