Entdeckungstour in KallAusflugstipp zu Ostern – Eine Reise in die Erdgeschichte der Eifel

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Buntsandstein am Pingenwanderweg

Zeugt von der einstmals tropischen Lage der Eifel: Buntsandstein am Pingenwanderweg in der Eifel nahe Kall.

Ein Kapitel Industriegeschichte verspricht der Pingenwanderweg in der Eifel. Auch wer sich nicht für Eisengewinnung interessiert, kommt auf seine Kosten.

Die ganze Landschaft ein einziges Sieb. 2000 Schächte reihten sich nebeneinander, bis zu 40 Meter tief. Heute sieht man davon in der Nähe von Kall in der Eifel nur noch Trichter und Halden, sogenannte Pingen. Was unter der Erde mühsam abgebaut und dann nach oben gehievt wurde, das musste ja irgendwo angehäuft werden. Brauchbares wurde anschließend auf Ochsenkarren geladen und zur Verhüttungsstätte gekarrt. Dort trennte man durch Erhitzung das ausgegrabene Eisenerz in kostbares Eisen und wertlose Schlacke.

Für die Eifel war die Eisengewinnung im Mittelalter ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Stammten doch immerhin zehn Prozent der Eisengewinnung Europas von hier. Eine Ausbeutung, die man der Landschaft bald ansah. „Weite Teile waren Heidelandschaft, da für die Verhüttung Holzkohle gebraucht wurde, für deren Gewinnung man ganze Wälder abholzte“, sagt Klaus Hermanns, Geologe und Grubenführer in der Grube Wohlfahrt in Hellenthal sowie Wanderführer im Nationalpark Eifel. Gearbeitet wurde meist im Familienbetrieb. 400 bis 500 Tonnen Eisenerz holte da eine Familie laut Hermanns pro Jahr aus der Erde.

Für die Eisengewinnung in der Eifel kam die Eisenbahn zu spät

Heute wird schon längst kein Eisen mehr in der Eifel gewonnen. Zum Erliegen kam der Bergbau schon vor knapp 150 Jahren, zu mühsam war die Gewinnung geworden, zu wenig lohnenswert. Der Bau der ersten Eisenbahntrassen, der das Geschäft leichter gemacht hätte, kam zu spät für den Wirtschaftsfaktor in der Eifel. Die Spuren des historischen Bergbaus sind aber auch heute noch zu entdecken.

Wer den Pingenwanderweg in der Eifel entlanggeht, erfährt auf Schautafeln, aber natürlich auch an der Landschaft selbst, wie das Bergbauleben aussah, und auch, wie es überhaupt dazu kam, dass sich Eisenerz im Gestein flächenhaft durch tropische Verwitterung unter der Eifel anreicherte.

Klaus Hermanns mag den Pingenwanderweg besonders, weil er dem Wanderer eine echte „Reise in die Erdgeschichte“ erlaubt. Wird doch hier auch deutlich, dass sich die Eifel vor Jahrmillionen mal auf Höhe von Südafrika befunden hat und hier subtropisches Klima vorherrschte. Erst durch die Verschiebung der Erdplatten landete die heutige Landschaft weit nördlicher. Auch zu den Römern kann man historisch gesehen einen Abstecher machen. Denn beim Römischen Steinbruch kann man auf dem Weg auch die Bearbeitungsspuren der römischen Arbeiter erkennen.

Der Weg beginnt und endet am Rathaus in Kall. Wer auf der Tour eine Rast einlegen will, der tue das auf Anraten des Wanderführers am Waldrand auf dem Weg nach Golbach. „Dort stehen einige Holzliegen, auf denen es sich bequem sitzen und picknicken lässt“, sagt Hermanns. Und auch Menschen, die die Geologie nicht ganz so fasziniert wie Hermanns, muss nicht Bange sein. „Es ist auch einfach ein abwechslungsreicher Wanderweg durch wunderschöne Natur. Der Altbergbau kann auch nur als Beiwerk gesehen werden.“

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