Riesling vom MittelrheinFrischer Wind an der Loreley

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Martin Sturm (von links), Marc Josten und Alfred Emmerich. Es fehlt Torsten Klein.

Martin Sturm (von links), Marc Josten und Alfred Emmerich. Es fehlt Torsten Klein.

Tausende von Touristen lassen sich jährlich durch die Mittelrhein-Region schiffen. Bei Limonade und Bananen-Split geht es von Bacharach nach Sankt Goar, vorbei an mythischen Burgruinen und Schlössern, hin zu einem nackten Felsvorsprung, vor dem der Kapitän dann von einer ziemlich ausgeleierten Platte andächtig das Loreleylied abspielt. Selbst Freunde aus Fernost und den USA summen dann verzückt die Melodie vor sich hin, während sie eifrig Bilder knipsen.

Man könnte meinen, hier ist die ganze Welt romantisch geworden. Doch dann hat man sich noch nicht mit den hiesigen Winzern unterhalten, vor allem mit denen, die sich weiter nördlich um die Weinberge bei Leutesdorf und Bad Hönningen kümmern. Die Zahlen sprechen für sich. Noch zur Jahrhundertwende gab es mehr als 2000 Hektar Rebfläche am Mittelrhein, heute sind es nur noch 500. Aufgrund der Realteilung ist der einzelne Weinbergsbesitz sehr kleinteilig, Genossenschaften gibt es hier keine mehr und die Steillagen sind sehr schwer zu bewirtschaften. Alles triftige Gründe, warum viele Weinberge brach liegen. Und das, obwohl der Bereich des nördlichen Mittelrheins vor den Toren der lebensfreudigen Städte Köln und Bonn liegt.

Von der Ahr zum Mittelrhein

Bisher profitieren nur die Weine der Ahr-Region von den genussfreudigen Rheinländern. Das wollen jetzt vier Freunde aus Leutesdorf und Bad Hönningen ändern. Alle sind am Mittelrhein Neulinge. Die Jungwinzer Marc Josten und Torsten Klein vom Weingut Josten & Klein haben sich vorher an der Ahr um den Rotwein verdient gemacht. Hinzu kommen die Winzer Alfred Emmerich vom Stadtweingut in Bad Hönningen und Martin Sturm, der lange als Wirtschaftsjournalist gearbeitet hat und nun mit Anfang 40 seinen Traum vom eigenen Weingut Sturm lebt. Die Weinberge sind wie geschaffen für den Riesling, die deutsche Rebsorte Nummer eins. Hier sind die Böden geprägt von Schiefer und Bimsstein, einem Vulkangestein, das vor rund 13000 Jahren nach einem Ausbruch am Laacher See hier herüber geschleudert wurde. Diese Bodenformation gibt den Rieslingen im Zusammenspiel mit dem Kleinklima eine ganz eigene abgepufferte Säurestruktur und herrlich gelbfruchtige Aromen mit auf den Weg.

Steillagen-Riesling

Alle vier Winzer machen exzellente Weine, so wie den hier empfohlenen Steillagen-Riesling vom Weingut Sturm. Dieser Wein leuchtet zitronengelb im Glas. In der Nase zeigen sich Aromen von weißen Blüten, Marille und Weinbergspfirsich,begleitet von einer würzigen Schiefermineralität. Durch den Gaumen zieht sich wie ein roter Faden eine knackige Säurestruktur, die sehr gut eingebunden ist und den Wein ungemein belebend macht. Hinzu kommen Mineralität und Gelbfruchtaromen, die für einen langen Nachhall sorgen.

Insgesamt ist dieser Wein also ein sehr empfehlenswertes Getränk mit Anspruch und Spannung, das mit Sicherheit nicht nur die fröhlichen Rheinländer, sondern auch andere begeistern wird.

2013 Riesling trocken „vom steilen Schiefer“, Weingut Sturm, Mittelrhein, 8,20 Euro; www.sturm-weingut.de

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