Österreichisches RestaurantSpitzen-Schnitzel im Sülzer Scherz

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Richard Keller, Michael Scherz und Susanne Neumann vom Restaurant „Scherz“

Richard Keller, Michael Scherz und Susanne Neumann vom Restaurant „Scherz“

Sülz scheint sehnsüchtig gewartet zu haben. Obwohl das „Scherz“ erst im Januar öffnete, muss man für einen Abendtisch vier, besser fünf Tage vorher anrufen, für einen am Wochenende gar zwei Wochen. Wie kann es sein, dass ein Eckrestaurant mit wenigen Plätzen dermaßen einschlägt? Die Antwort ist kurz: Wegen des Kochs. Michael Scherz, der neun Jahre Küchenchef in Kölns Österreich-Institution „Gruber’s“ war. Sein Kochstil ist nahezu 1:1 mitgewandert: Der gebürtige Österreicher serviert die Küche seiner Heimat mit guten Produkten, manchmal pfiffig, aber viel öfter traditionell und gut.

Viele Klassiker wie Tafelspitz, Kalbszüngerl oder Bouillon mit faschiertem Strudel werden geboten (bald mittags auch zum Mitnehmen). Wein (Karte könnte ruhig noch wachsen, vor allen in der Jahrgangstiefe), Schnaps und Kaffeeröstung stammen auch aus Österreich – und auf den Toilettentüren steht „Madln“ und „Buam“. Wie daham!

Wiener Schnitzel vom Kalb / Kartoffel-Gurkensalat // 18,50 Euro

Geschmortes Ochsenbackerl / Bandnudeln und Möhren // 10,90 Euro

Tarte Tatin mit Schlag // 3,90 Euro

2-Gang-Mittagsmenü Pilzcremesuppe mit Gartenkräuterpesto / Erdäpfelgröstl mit Rindslandjäger// 12 Euro

Und das Essen? Mit einem Wort: leiwand – auf Deutsch: großartig! Da sind die wunderbar sämige Pilzcremesuppe, mit feiner, fast unmerklicher Schärfe, die ihr Tiefe verleiht, verfeinert mit Gartenkräuterpesto, das würzigen Schwung in die Sache bringt. Oder das Wiener Schnitzel – dünn, mit einer welligen, knusprigen Panade. Dazu Gurken-Kartoffelsalat mit herzhafter Säure. Und die Ochsenbäckchen. Die zerfallen förmlich auf dem Teller, die Bandnudeln haben Biss (obwohl mir Kartoffeln oder gutes Püree lieber gewesen wären). Für Nachtisch, besser: Mehlspeisen, sind Österreicher bekannt, weswegen überrascht, dass dieser zumindest in einem Fall der schwächste Gang war. Man darf bei 3,90 Euro für eine Tarte Tatin keine Wunder erwarten – eine dünne Karamellschicht aber schon.

Angerichtet? Werden all diese Gerichte nicht wirklich, sondern einfach auf den Teller gelegt. Dazu die Holztische und das schlichte Interieur – das passt. Das Publikum ist gemischt, das „Scherz“ hat sich im Handumdrehen zum Veedel-Restaurant entwickelt. Bei zwei Anläufen gab es mittags das in der Speisekarte angepriesene Backhendl nicht, da man die entsprechende Ware aus Frankreich nicht bekommen habe. Ein guter Betrieb sollte das schaffen – andererseits bin ich froh, dass nicht mit schlechter Ware gekocht wurde. Wer österreichische Küche liebt (und wer tut das nicht?), sollte ins „Scherz“. Bloß besser nicht mit dem Auto, denn Parkplätze sind auf der Berrenrather Straße fast so selten wie hervorragende österreichische Restaurants.

Restaurant Scherz

Berrenrather Str. 242, 50939 Köln, 0221/16929440 geöffnet Di – Fr 12 – 15, 18 – 22.30 Uhr, Sa 17 – 23, So 11.30 – 17 Uhr

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