Restaurant „Maître“Würzige Wohligkeit mit Michelin-Stern

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Erhard Schäfer beherrscht die klassische Küche en detail. Das „Maître“ (r.) mit Festtafel eingedeckt.

Erhard Schäfer beherrscht die klassische Küche en detail. Das „Maître“ (r.) mit Festtafel eingedeckt.

Vier Tische für ein Halleluja“ könnte das Motto von Kölns kleinstem Spitzenrestaurant lauten. Untergebracht ist das „Maître“ in einem Seitentrakt des viel größeren „Landhaus Kuckuck“, wobei die Gerichte beider Restaurants aus derselben Küche stammen. Man kann das „Maître“ als Hobby von Spitzenkoch Erhard Schäfer bezeichnen, oder als Aushängeschild – immerhin prangt ein Michelin Stern über dem Restaurant.

Spitzenküche und klassischer Wohlgeschmack

Das Interieur ist bieder, um nicht zu sagen verschnarcht. Deutlich richtet es sich an ein nicht mehr ganz junges Publikum mit klassischen Vorstellungen von Spitzenküche – kein Wunder, ist Erhard Schäfer selbst doch Jahrgang 1959. Was man aufgetischt bekommt ist deshalb das Spätwerk eines Kölner Küchenkünstlers. Es gibt ein Menü „Klassik“ und eines mit Namen „Saisonal“. Bei Schäfer gilt: je klassischer, desto besser. Schäfer kocht sehr reichhaltig, selbst erfahrene Esser werden die Menüs kaum schaffen – oder nach Hause rollen müssen. Eine Pracht sind Schäfers wunderbar tiefen und komplexen Saucen. Ansonsten geht es hier allerdings nicht unbedingt um Komplexität oder Spannung auf dem Teller, sondern um guten alten Wohlgeschmack.

Festliche Tafel im „Maître“.

Festliche Tafel im „Maître“.

Der confierte Schweinebauch vom Iberico ist so ein Gang, herrlich kross, innen so weich, dass er kurz vor flüssig steht, dazu getrüffelter Kartoffelschaum (leider mit wenig Trüffel) und Kümmelchips. Schlotzig aber eben auch mächtig. Eine fantastische Kombination sind die dicken Bohnen mit Speck, Birne und Räucheraal vom Steinhuder Meer (und unnötigem Topinambur). Auch dabei herrscht würzige Wohligkeit vor, dagegen spielen Frische-Akzente oder spannungsvolle Kontraste keine Rolle. So wundert es auch nicht, dass die Terrine von der Gänseleber betont viel Alkohol aufweist und die angebratene sehr viel Salz. Subtilität ist nicht Schäfers Thema.

Die betont süßen Desserts von Pâtissier Manuel Höhne fügen sich da schlüssig ein. Ebenso Benjamin Kirsteins souveräner und kenntnisreicher Service, den er bereits im „Taku“ gezeigt hatte. Die klassisch zusammengestellte und fair kalkulierte Weinkarte ist bisher leider nur ansatzweise von ihm geprägt.

Hervorragende Klassiker

Als Erkenntnis bleibt: Wo Schäfer modernisiert, da wirkt es fremd auf den Tellern. Seine Kochkunst strahlt umso mehr, je schlichter sie ist. Deshalb ist das „Landhaus Kuckuck“ mit hervorragend gekochten Klassikern wie Züricher Kalbsgeschnetzeltem in Champignonrahm oder Seeteufel im Speckmantel mit Rahmsauerkraut vielleicht nicht die feinere, aber doch eine genauso schlüssige Wahl. Und eine günstigere noch dazu. Im Sommer sitzt man zudem paradiesisch auf der Terrasse.

Olympiaweg 2, 50933 Köln, ☎ 0221/485360, mi-so 18 bis 21 Uhr, www.landhaus-kuckuck.de

Fazit: Sehr klassische, reichhaltige Spitzenküche von einer Kölner Küchenlegende.

Das haben wir probiert:

Menü Klassik – acht Gänge // 129 Euro Menü Saisonal – sechs Gänge // 109 Euro Confierter Schweinebauch mit getrüffeltem Kartoffelschaum und Kümmelchips // 22 Euro Dicke Bohnen mit Speck, Birne und Räucheraal auf Topinambur // 25 Euro Duett vom Salzwiesenlamm in eigener Jus mit Fenchelpollen und Pommes Noisette // 39 Euro

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