Tee-ExperteTipps von einer Tee-Sommelière aus Bergheim

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In der Marien-Apotheke in Bergheim hat Sandra Burghardt eine eigene Teekammer.

In der Marien-Apotheke in Bergheim hat Sandra Burghardt eine eigene Teekammer.

Tee ist längst nicht gleich Tee, sondern so vielseitig wie Wein. Um ihn in seiner ganzen Bandbreite verstehen zu können, braucht es Experten. So wie Sandra Burghardt aus Bergheim. Sie ist eine der wenigen Tee-Sommelière im Rhein-Erft-Kreis. Deutschlandweit gibt es nur 150 solche Tee-Experten. Die 40-Jährige, die eigentlich Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin ist, hat damit ihr Hobby zum Beruf gemacht. Ausgebildet wurde sie ein halbes Jahr lang von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn Rhein/Sieg und dem Unternehmen Tee Gschwendner. Sie lernte in diesem Seminar alles über Tee: Was ist seine Geschichte, wo wird er angebaut, wie müssen die Bedingungen dafür sein, seit wann wird er getrunken, wie wird er zubereitet, welche Sorten gibt es. „Zu jedem Themenblock gab es Verkostungen, ich habe viele neue Geschmäcker kennengelernt“, erinnert sich Sandra Burghardt.

Dieses Wissen gibt sie nun an ihre Kunden weiter. In der Marien- Apotheke ihres Mannes Marcel in der Bergheimer Fußgängerzone beantwortet sie seit Anfang des vergangenen Jahres den Kunden alle Fragen zum Tee. Heilkräuter und Kräutertees hatte die Apotheke schon immer im Angebot, auf Genusstees wurde vorher aber kein so großer Wert gelegt.

Richtige Zubereitung lernen

Jetzt hat sie in einer eigenen Abteilung der Apotheke, der „Teekammer“, das Sortiment aufgestockt und bietet vor allem die sogenannten orthodoxen Tees an, also Schwarz- und Grüntees. „In einer Kleinstadt ist es nicht so leicht, gute Tees zu kaufen. Mittlerweile ist der Zulauf bei uns sehr gut und wir haben viele Stammkunden“, sagt Burghardt. Sie selbst trinkt am liebsten Oolong-Tee. In speziellen Seminaren bringt sie Interessierten außerdem bei, wie man Tee richtig zubereitet und wie sich die Sorten unterscheiden. Tee sei im Grunde zwar leicht gemacht, trotzdem bereite ihn kaum jemand so zu, dass sein Geschmack am besten zur Geltung komme. „Der größte Feind des Tees ist das Tee-Ei. Das ist wie ein Gefängnis. Tee muss schwimmen“, sagt Burghardt. Richtig gemacht wird es mit dem Zwei-Kannen-Prinzip: In der einen Kanne die Teeblätter aufgießen, dann nach der angemessenen Ziehzeit alles in eine zweite Kanne durch ein Sieb abgießen.

Um zu verdeutlichen, wie viel besser qualitativ hochwertiger Tee schmeckt, reicht sie bei ihren Seminaren gern Tassen mit den Beutelteesorten, die wohl viele von uns zu Hause haben: Rooibos-Sahne-Karamell, Kaktusfeige, ägyptische Minze, Kirsch-Banane und ähnliches aus der ganz günstigen Preisklasse. Da wird schnell klar, dass das eigentlich kein Tee ist. Nur selten trinkt Sandra Burghardt mal einen Kaffee mit Milch. Sie bleibt dem Tee treu, auch aus psychologischen Gründen. „Der größte Unterschied zum Kaffee ist für mich, dass Tee langsamer ist. Kaffee trinkt man unterwegs aus Pappbechern, im Auto oder im Gehen auf der Straße. Für Tee braucht man Zeit, Geduld und Muße, sowohl in der Herstellung als auch in der Zubereitung. Für eine schnelle Tasse nebenbei ist Tee ungeeignet. Man braucht zwar keine drei Stunden dauernde Tee-Zeremonie, aber etwas abzuschalten, ist schon gut.“

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