Musik-Streaming-Dienste im VergleichSo gut sind Spotify, Apple Music und Groove Music

Immer mehr Nutzer setzen auf Streaming-Dienste, um Musik zu hören.
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Köln – CDs sind von gestern, aber auch Musik-Downloads werden inzwischen überflügelt. Immer mehr Nutzer setzen auf Streaming, auf Musik-Ströme, die direkt während des Hörens über das Internet übertragen werden. Sie besitzen ihre Lieblingsplatten nicht mehr, sondern bezahlen dafür, sie für den Zeitraum des Abonnements anhören zu dürfen. Rund zehn Euro kostet eine solche Musik-Flatrate monatlich. Beinahe ebenso unüberschaubar wie das Angebot ist die Auswahl unter den Streaming-Diensten. Wir haben uns drei von ihnen genauer angesehen.
Groove Music: Microsoft greift an
Microsoft hat seinen Streaming-Dienst Xbox Music kürzlich in Groove Music umbenannt. Auf Windows-10-Rechnern ist Groove Music als Start-Menü-Kachel vorinstalliert. Auch auf Xbox-Spielkonsolen ist der Dienst zu finden – praktisch, wenn man seine Musik im Wohnzimmer hören will. Über den Webplayer unter https://music.microsoft.com kann man aber auch direkt auf seine Musik zugreifen. Anmelden kann man sich dort wie auch in der App mit einem Microsoft-Konto. Das geht aber nur mit je einem Gerät gleichzeitig.
Wie bei Apple irritiert die Verknüpfung mit dem Bezahl-Angebot. Entdeckt man im Windows Store einen Titel oder ein Album, das man anhören möchte, klickt man statt auf den Kaufpreis auf die Schaltfläche „Mit Ihrem Music Pass anhören“. Aber was, wenn man einmal versehentlich danebenklickt? Die nüchterne, funktionale Benutzeroberfläche folgt dem Windows-10-Design. Community-Features sucht man vergeblich, die Zusammenstellung unter „Entdecken“ bleibt von persönlichen Präferenzen unbeeindruckt. Das kann die Konkurrenz wesentlich besser.
Radio-Funktion zum Stöbern
Zum Stöbern bleibt die „Radio“-Funktion, die nach Eingabe eines Interpreten ähnliche Titel zusammenstellt. Das dauert erstaunlich lange, wie die Benutzerführung überhaupt lieblos und unausgegoren wirkt. Symptomatisch: Im Test wurden nach Bestellung der 30-Tage-Testversion prompt 9,99 Euro vom Microsoft-Konto abgebucht – ein echtes No-go.
Die App gibt es für iOS, Android und Windows Phone. Wiedergabelisten werden automatisch synchronisiert. Ansonsten wirkt die App ähnlich minimalistisch wie die Windows-Kachel auf dem PC. Das mag man schätzen, wenn man die Dinge gern einfach hält. Ambitionierte Hörer werden sich damit auf Dauer aber kaum begnügen.
Gratis-Version: neinMonatsgebühr: 9,99 Euro, keine SondertarifeTestabo: 30 Tage (funktionierte im Test nicht)Hörbücher: nein
unistorefd.www.microsoft.com/de-de/groove
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Spotify: Kommunikation ist alles
Mit 75 Millionen Nutzern stehen die Schweden unangefochten an der Spitze. Allerdings begnügt sich der Löwenanteil mit der werbefinanzierten Gratis-Version, die zahlende Kundschaft wird auf etwas mehr als 20 Millionen geschätzt. Die Benutzeroberfläche wirkt schlüssig, über die Hauptseite hat man alle Funktionen wie selbst erstellte Wiedergabelisten (Playlists), redaktionelle Anspieltipps und Aktivitäten von Freunden im Blick.
Die Bedienung ist simpel und eingängig, ebenso das Auswählen von Musik zum Offline-Hören, das allerdings zahlenden Abonnenten vorbehalten ist. Zwar ist die Verknüpfung mit Facebook nicht mehr obligatorisch, dennoch glänzt Spotify mit Community-Features: Man kann den Profilen von Künstlern, Prominenten und Medien folgen oder Tipps und Playlists an Freunde verschicken. Toll ist auch die Funktion, mit der man sich Songtexte direkt beim Hören anzeigen lassen kann.
Dass das Angebot an Dritthersteller-Apps sang- und klanglos eingestellt wurde ist schade, schließlich war das einmal eines der Alleinstellungsmerkmale von Spotify. Die Playlist-Verwaltung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Wenn man viele davon erstellt hat, verliert man schon mal den Überblick; mitunter kommt dann sogar das Desktop-Programm beim Sortieren ins Stocken. Die Personalisierungsmöglichkeiten der Benutzeroberfläche sind nach dem Wegfall der Apps ebenso mager wie bei der Konkurrenz. Im Grunde gilt überall: ein Design für alle.
Die App ist übersichtlich und funktional. Playlists werden zuverlässig mit der Desktop-Version synchronisiert, lassen sich innerhalb der App aber nur sehr eingeschränkt bearbeiten. Tolles Extra: „Spotify Running“ für die musikalische Untermalung sportlicher Aktivitäten. Verfügbar für iOS, Android und Windows Phone.
Gratis-Version: ja (mit Werbung)Probeabo: 30 TageMonatsgebühr: 9,99 Euro, 50 Prozent für Angehörige Hörbücher: ja
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Apple Music: iTunes als Fluch und Segen
Ein Musik-Abo für die ganze Familie für knapp 15 Euro – mit diesem Angebot ist Apple konkurrenzlos. Besitzer eines iPhone, iPad oder Macintosh-PC freuen sich darüber, dass der neue Stern unter den Streaming-Diensten bereits vorinstalliert ist: Beim Abschluss eines Abos verwandelt sich iTunes kurzerhand in einen Streaming-Client. Das erweist sich als Fluch und Segen zugleich.
Wer mit iTunes gut zurechtkommt, muss sich nicht umgewöhnen. Wer mit Apples Medienverwaltung schon immer auf Kriegsfuß stand, kann an Apple Music verzweifeln. Wo Spotify wie aus einem Guss wirkt, kommt bei Apple Music jede Kategorie in einem anderen Design daher. „Radio“ dient dem Entdecken neuer Musik, sieht aber erschreckend nüchtern aus. Was dort warum gespielt wird, ist völlig intransparent. Das konnte der Streaming-Pionier LastFM bereits vor mehr als zehn Jahren besser.
In „Connect“ sollen sich Musikfans untereinander austauschen, doch die Bedienung ist ebenso kompliziert und undurchsichtig wie das Erstellen von Wiedergabelisten. Wird ein Song gespielt, den man mag, und versucht, sich andere Titel und Alben des Künstlers anzeigen zu lassen, irrt man durch ein Labyrinth völlig disparat aussehender Menüs, bis man erst den Überblick und dann die Lust verliert. Irritierend ist, dass im „iTunes Store“ überall Preise angezeigt werden. Diese beziehen sich auf die Möglichkeit, dass man Musik jenseits des Abos kaufen und dauerhaft nutzen kann.
Die App ist auf Apple-Geräten vorinstalliert und wirkt aufgeräumter als die Desktop-Version. Man kann direkt in der App Playlists erstellen. Am PC erstellte Playlists wurden in unserem Test nicht synchronisiert – hier muss Apple dringend nacharbeiten. Eine Android Version ist in Planung, für Windows Phone gibt es keine App.
Gratis-Version: neinTestabo: 3 MonateMonatsgebühr: 9,99 Euro, 14,99 für sechs PersonenHörbücher: nein
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Juke!
Auch der traditionelle Handel mischt beim Online-Geschäft mit. Juke Musik heißt die neue Musik-Flatrate von Media Markt/Saturn. Wie bei der Konkurrenz werden dafür rund zehn Euro monatlich fällig. Das Angebot ist hervorragend, allerdings hapert es an der Bedienung noch etwas.
Überzeugen könnte die Kunden womöglich das zusätzliche Angebot an 150000 Filmen und Serien (nach Angaben des Anbieters), E-Books, Software und Spielen. Filme kann man wie bei Apple und Microsoft wahlweise leihen oder kaufen. Wenn es der Media-Markt-Konzern richtig anstellt, könnte er vor allem aus der Kombination aus physischer und Online-Präsenz Kapital schlagen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie unser Fazit ausfällt.
Fazit
Unterschiede im Angebot gibt es nur im Detail.
Mal fehlt ein Album eines Künstlers, mal nur ein einzelner Song. Ein Grund dafür sind Exklusivverträge mit Künstlern, die aber in der Regel nur für einen begrenzten Zeitraum gelten. Im Test wies Groove Music die größten Lücken auf. In Sachen Benutzerfreundlichkeit haben alle Angebote Stärken und Schwächen. Spotify bietet konkurrenzlos viele Funktion und empfiehlt sich vor allem für kontaktfreudige Hörer. Dafür wirkt die Benutzeroberfläche überladen.
Spotify beschränkt sich ganz auf die Vermarktung von Musik, mit Spielfilmen und Serien handelt nur die Konkurrenz. Apple verfügt über ein attraktives Familienangebot, iTunes als Benutzeroberfläche ist in der aktuellen Version aber ein Graus. Groove Music wird Windows-, Xbox- und Windows-Phone-Fans gleichermaßen erfreuen, lässt aber Community-Funktionen vermissen. Versionen vor Windows 8 werden nicht unterstützt. Da die Preisdifferenzen marginal sind, ist die Wahl des Anbieters weitgehend Geschmackssache und hängt in erster Linie von der präferierten Hardware ab.
Praxis: Musik downloaden
Alle drei Anbieter integrieren die Möglichkeit, Musik auch offline zu nutzen. Bei Apple Music tippt oder klickt man dazu sowohl in der Mac- und PC-Version als auch in der App auf die drei Punkte neben einem Song, Album oder einer Playlist und wählt „Offline bereitstellen“. Bei Spotify stellt man zu diesem Zweck den „Offline verfügbar“-Schalter auf die grüne Position. Bei Groove Music gibt diesen Schalter nur in den Playlists, bei Alben klickt man zunächst oben auf „Gesamte Musik“, im Ausklappmenü dann auf „Offline verfügbar“.
Die heruntergeladenen Dateien sind kopiergeschützt und können nicht auf CD gebrannt, sondern nur auf dem jeweiligen Gerät abgespielt werden. Auf mobilen Geräten sollte man beachten, dass offline verfügbare Musik Speicherplatz beansprucht. Wer sichergehen will, dass er nicht aus Versehen über Mobilfunk und damit gebührenpflichtig Musik hört, sollte über die Smartphone-Einstellungen die Verwendung mobiler Daten für die Streaming-Apps ausschalten.