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LieblingsortDie üppige Pizza im Italianità in Mülheim überzeugt die Puristin

3 min
Die beiden Gastgeber sind vor dem Pizzaofen zu sehen. Beide zeigen eine frisch gebackene Pizza.

Daniel Istrate und Marcela Andrei haben aus der früheren Kölschkneipe Brückeneck ein einladendes Restaurant gemacht.

In einer ehemaligen Kölschkneipe am Mülheimer Rheinufer wird hervorragende Pizza serviert.

Vor knapp zwei Jahren übernahmen Marcela Andrei und Daniel Istrate die ehemalige Kölschkneipe Brückeneck. Das junge Paar verwandelte das angestaubte Lokal in ein modernes, einladendes Restaurant mit traditionellen Elementen. Blickfang und Herzstück im „Ristorante D’Amore“ ist der massive Steinofen mit der Tricolore-Kuppel und den Initialen des Pizzaiolos über dem Feuerschlund. TB für Antonio, Rufname Toni, Bia. Mehr Italianità geht kaum.

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Zugegebenermaßen bin ich bei Pizza-Belag sehr skeptisch. Ich durfte einst den Pizza-Paten von Neapel treffen - Antonio Pace höchst persönlich, der damalige Chef des AVPN, das ist der neapolitanische Pizza-Verband. Diese Institution vergibt Siegel und Zertifikate für sämtliche Zutaten, vom Mehl bis zum Brennholz. Sie bildet Pizzaioli aus, gibt Seminare und veranstaltet alljährlich die offizielle Pizza-Weltmeisterschaft. Alles zum Schutze der Tradition. Beim AVPN ist Pizza kein Snack, sondern eine Lebenseinstellung.

Von Pace lernte ich, dass es exakt zwei akzeptable Pizzen gibt: Margherita und Marinara. Mehr nicht. Alles andere ist nicht nur unnötig, sondern auch nachteilig für das Gesamtkunstwerk Pizza. Als ich ihm damals ein Foto von einer Pizza mit Hollandaise und Brokkoli zeigte, musste er um ein Haar Blutdrucksenker nachlegen. Möglicherweise neigt der ältere Herr auch zu einem Hauch Dramatik.

Ohne Käse? Ja, das ist die Urform der Pizza!

Mittlerweile habe ich den leisen Verdacht, dass Antonio Pace in Mülheim von seinem eisernen Regelwerk Abstand nehmen würde. Selbstverständlich stehen im „D’Amore“ sowohl die Margherita, als auch die Marinara auf der Karte. Die Margherita klassisch mit Tomatensauce, Fior di Latte und Basilikum. Fior di Latte ist quasi Mozzarella aus Kuhmilch, der weiche Käseball wird ursprünglich aus Büffelmilch hergestellt. Bei der Marinara wird gänzlich auf Käse verzichtet. Ihr Belag besteht aus Tomatensauce, Oregano, Knoblauch und Olivenöl. Wer macht denn sowas?! Ich spüre doch bereits den Aufschrei. Wie bereits erwähnt: Eigentlich ist das die Pizza-Urform. Ab und zu verirrt sich eine Sardelle oder eine Handvoll Kapern auf die würzige Tomatensauce. Der Klassiker ist nach wie vor unglaublich beliebt in Italien und ich kann Ihnen nur empfehlen, diese sehr puristische Version einmal zu probieren.

Zwei Pizzen mit dickem Rand stehen auf einem Tisch.

Belag wird üppig gestaltet - die Komponenten passen im „D'Amore“ aber immer gut zusammen. Sie wundern sich über die Scheren unter den Pizzen? Funktioniert gut!

Aber kommen wir zu deutlich weniger Purismus. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Auf der Pizza Parmigiana werden Auberginen und diverse Käsesorten in verschiedenen Darreichungsformen zusammengeführt und das Ergebnis ist ganz köstlich. Auberginencreme, trifft auf Fior di Latte, frittierte Auberginen, Parmesan und halbgetrocknete Tomaten. Das ist salzig, süß, herzhaft, fruchtig, cremig und knusprig.

Unsere Geschmacksnerven lieben Abwechslung, aber nur wenn die Komponenten zusammenpassen und das trifft auf die Pizza-Kreationen im „D’Amore“ zu. Eigentlich habe ich mir mal geschworen, dass ich niemals etwas bestellen würde, das „Crazy Pistacchio“ heißt, aber soll ich Ihnen was sagen? Dieser voreingenommene Grantelhuber fährt demnächst wieder nach Mülheim und bestellt erhobenen Hauptes die Pizza Crazy Pistacchio. Da liegen nämlich nur extrem gute Dinge drauf, wie Mortadella, Ricotta, Pistazien-Creme und Burrata.

Warum man eine Kreation wie „Crazy Pistacchio“ vielleicht doch mal probiert

Anschließend sollte man unbedingt einen längeren Spaziergang am Rheinufer einplanen und vielleicht die Cholesterinwerte beizeiten überprüfen lassen, aber abgesehen davon ist diese Pizza uneingeschränkt empfehlenswert. Das „Ristorante D’Amore“ ist ein Lieblingsort, der bleiben wird. Ein guter Grund, Mülheim ein bisschen zu erkunden und gleichzeitig wunderbare italienische Zutaten wie Stracciatella und Nduja kennenzulernen. Der Service ist herzlich und blitzschnell, die Pizza perfekt und bitte wundern Sie sich nicht über die Scheren. Das funktioniert wirklich extrem gut.

Ristorante D’Amore, Deutz-Mülheimer Straße 326, 51063 Köln, Öffnungszeiten: Di-Sa 16-22 Uhr + So 14-21 Uhr, Telefon: 01525/5460888, Instagram: @ristorante.damore

Die bestuhlte Terrasse vor der Hausfassade aus Backstein ist zu sehen.

Sommerterrasse vor dem „Amore“

Meine Auswahl:

Margherita // Tomatensauce, Fior di Latte und Basilikum // 10,90 Euro

Friarielli e Salsiccia // Gedünsteter Stängelkohl, Fior di Latte, Salsiccia und Semmelbrösel // 13,90 Euro

Parmigiana // Auberginencreme, Fior di Latte, frittierte Auberginen, Parmesan-Mousse, halbgetrocknete Tomaten und Basilikum // 13,90 Euro

Crazy Pistacchio // Ricotta, Fior die Latte, Mortadella, Pistazien, Pistaziencreme, Burrata und Parmesan   // 16,90 Euro