Nachhaltig ReisenMit dem E-Auto ins Elsass oder ins Elbsandsteingebirge

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Altstadt von Colmar

Köln – Das E-Auto mit dem Solarstrom vom Dach volltanken, Koffer rein, Kinder rein, einsteigen und losfahren in den Sommerurlaub – das klingt herrlich einfach, günstig und klimafreundlich. Ganz so unkompliziert ist das Reisen mit Elektromotor aber noch nicht. „Einsteigen und einfach losfahren geht beim E-Auto nicht“, sagt Roman Suthold vom ADAC. Was aber nicht bedeutet, dass eine Fernreise unmöglich ist. Man muss eben nur ein paar Dinge beachten.

Bei aller Zuneigung für den Nahverkehr: Gerade als Natururlauber ist man häufig aufs Auto angewiesen. Es ist einfach bequemer, nach einer weiten Wanderung in den Autositz zu fallen anstatt zur entfernten Haltestelle zu eilen, um den letzten Bus des Tages gegen 19 Uhr zu bekommen. Wer trotzdem nachhaltig Reisen möchte, steigt bestenfalls aufs Elektroauto um.

Klar, auch das ist nicht klimaneutral. Die Akkuherstellung setzt viel CO2 frei, auch im Strommix ist häufig Kohleenergie drin. Am Ende verursachen reine Elektroautos der Kompaktklasse trotzdem 66 bis 69 Prozent weniger Treibhausgase als herkömmliche Verbrenner. Der Urlaub wird also umweltfreundlicher  – dafür aber auch ein wenig komplizierter. Wir haben zusammengefasst, was Urlauber beachten sollten.

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Die Route

Mit einem kleinen Akku sollte man den Urlaubstrip gar nicht erst beginnen. Das Auto muss eine Reichweite von mindestens 400 bis 500 Kilometern haben. Kleinere E-Autos für die Stadt sollte man lieber genau dort lassen. 80 Prozent der Ladevorgänge von E-Autos finden Zuhause oder am Arbeitsplatz statt. Für längere Reisen müssen Urlauber jedoch auf die Lade-Infrastruktur an den Autobahnen zurückgreifen. Wer nicht vier bis fünf Stunden zum Laden an einer Autobahnraststätte stehen möchte, sollte also nach Schnellladestationen Ausschau halten und sicherstellen, dass das Auto bei 150 bis 300 Kilowatt laden kann. Zum Vergleich: An einer Schnellladestelle dauert das „Tanken“ rund eine halbe Stunde.

Entlang der Autobahnen in Westdeutschland ist das Schnellladenetz schon relativ dicht. Entlang der A1, A3 und A4, auf den Autobahnen Richtung Süden und an der Küste, so Suthold, könne man regelmäßig Schnellladestationen anfahren. „Die Anzahl der Ladepunkte könnte zur Hauptreisezeit jedoch ein Problem darstellen – da kann es zu Staus an Ladestationen kommen“, gibt er zu bedenken. „Ich persönlich würde mit dem E-Auto in Richtung Frankreich und Niederlande fahren. Dort wurde das Ladenetz schon viel früher ausgebaut.“

Wichtig: Fahrer sollten immer eine Ersatz-Ladesäule im Blick haben und den Akku nie ausreizen. Ansonsten läuft man Gefahr, auf der Autobahn liegen zu bleiben, weil der letzte Ladepunkt besetzt oder außer Betrieb war. Über den ADAC-Routenplaner kann man sich die beste Route vorher raussuchen, inklusive Preis und einer Anzeige aller Elektrotankstellen. Für jede Elektrotankstelle listet der ADAC die Stromart, Kosten, Öffnungszeiten, Anschlüsse und Eignung. www.maps.adac.de

Das Laden

Eine Ladekarte, die man in Köln gut benutzen kann, mag in anderen Regionen nutzlos sein. Die Ladekarte der Rheinenergie zum Beispiel, so Suthold, könne man nur im Großraum Köln nutzen. Für Reisen innerhalb von Deutschland empfiehlt er deshalb die Ladekarte der EnBW. Für ein Reiseziel in Frankreich zum Beispiel bräuchte man jedoch eine neue, französische Karte. „In Deutschland ist der Vorteil, dass man meist nur eine Ladekarte nutzen muss“, sagt Suthold. „Wenn Sie durch ganz Europa fahren, müssen Sie sich bis zu 20 Karten anschaffen.“

Ideal fürs Laden am Urlaubsort sind Ferienwohnungen mit einem Parkplatz direkt vor dem Haus, damit man das Auto nachts an die Steckdose anschließen kann. Vorsichtshalber sollte man ein Verlängerungskabel oder direkt eine Kabelbox in den Kofferraum legen.

Nichts für Anfänger

„Es ist billiger, mit dem E-Auto wegzufahren als mit dem Verbrenner“, sagt Suthold, gerade bei den derzeitigen Gaspreisen. Zum Vergleich: Die Gaspreise bei Verbrennern belaufen sich derzeit auf rund 60 Euro pro 500 Kilometer. Bei dem E-Auto sind es im Schnitt 49 Euro, so Suthold. Wer seinen Strom von einer Solaranlage auf dem Dach bezieht, „tankt“ sogar kostenlos.

Mit dem E-Auto in den Urlaub fahren, sagt Suthold, sei in gewisser Hinsicht Pionierarbeit. Bevor E-Auto-Anfänger eine Fernreise planen, sollten sie kurze Ausflüge und Reisen mit dem Wagen machen, damit sie lernen, wo man am besten das Auto laden kann und welche Tankkarten für sie am praktischsten sind.

Nachhaltige Freizeittipps vor Ort: Das Elsass

Roman Suthold empfiehlt Frankreich für einen Sommerurlaub mit dem E-Auto. Von Köln aus bietet sich das Elsass an: Die Fahrt bis nach Colmar, einer wunderschönen Stadt mit tollen Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflastern, dauert rund fünf Stunden.

Von Colmar aus lassen sich die Sehenswürdigkeiten des Elsass‘ wunderbar in Tagesausflügen erkunden: Die Elsässer Weinstraße zum Beispiel, Frankreichs älteste Weinstraße. Sie schlängelt sich auf mehr als 170 Kilometer zwischen Weinbergen und Hügeln hindurch und durchquert rund 70 Weindörfer, in denen mehr als 1000 Winzer Gästen empfangen und ihre Weinkeller zeigen. www.weinstrasse.alsace/die-elsaesser-weinstrasse-eine-legendaere-route

Wer lieber durch die Natur wandert und sich für Mittelaltergeschichten interessiert, sollte einen Stopp auf der Hohkönigsburg mit ihren Zugbrücken, Mauern und Türmen einlegen. Die mittelalterliche Festung bietet einen tollen Blick über das Elsass.

Von Colmar aus ist auch Straßburg nicht weit, ein idealer Tagestrip. Wer keine Lust auf Stadturlaub hat, sollte von Colmar aus die Straße ins Munstertal nehmen: Nach wenigen Kilometern ist man mitten in den Vogesen, einem Mittelgebirge mit wundervollen Ausblicken und spannender Flora und Fauna.

Das Elbsandsteingebirge

Mit dem E-Auto in Richtung Osten zu fahren ist etwas riskanter als nach Frankreich: Die Ladeinfrastruktur ist im Nachbarland besser als in Ostdeutschland. Entlang der A4, so Suthold, findet man jedoch auch Schnellladestationen. Und diese führt ganz in die Nähe der Sächsischen Schweiz, dem Elbsandsteingebirge – eine wundervoll-bizarre und einzigartige Felsenwelt.

Ein absolutes Muss ist die Wanderung zur Basteibrücke: Sie ist das beliebteste Ausflugsziel der Region. Die märchenhafte, 77 Meter lange Brücke zieht sich durch die Felsen hindurch und bietet einen einzigartigen Blick über die Felsenlandschaft und die Festung Königsstein. Kurz hinter der Brücke kann man zudem die Ruinen der Felsenburg Neurathen erkunden. Auch wenn der Blick von der Basteibrücke aus toll ist: Noch schöner ist die Aussicht von einer der vielen Aussichtspunkte, von denen man auf die in die Felsenlandschaft eingewobene Brücke blickt.

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Gerade für Familien bietet sich ein Ausflug zum Felsenlabyrinth an: Kinder und Jugendliche können sich gut durch die engen aneinander geschmiegten Steine quetschen und durch Tunnel robben. Der Weg durch das Labyrinth führt durch enge Felsspalten, über Leitern, durch Höhlen – der Ort ist eine Art natürlicher Abenteuerspielplatz.

Vom Elbsandsteingebirge aus ist es zudem gar nicht weit bis ins östliche Erzgebirge, das berühmt für seine Miniaturfiguren und Weihnachtsschmuck ist. Diese sind so beliebt, dass Besucher auch im Hochsommer durch Geschäfte schlendern können, die ausschließlich Weihnachtsdekoration verkaufen.

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