Im Chennai Chef werden südindische Spezialitäten serviert – und Pakete angenommen.
Lieblingsort in Köln-NiehlChennai Chef – von außen Kiosk, im Innern südindische Köstlichkeiten

Das Restaurant Chennai Chef
Copyright: Alexander Schwaiger
Das „Chennai Chef“ ist ein Lieblingsort wie aus dem Handbuch. Der Standort ist eine Katastrophe. Hierher verirrt sich wirklich niemand. Entweder man wohnt oder arbeitet hier. Das reinste Durchfahrtsland mit einer Prise Gewerbegebiet. Das Ladenlokal liegt an der stark befahrenen Amsterdamer Straße. Heruntergelassene Rollläden, Beton, Abgase und Lärm. Am Eingang deutet alles auf Kiosk hin. Hier gibt’s Lose, Zigaretten, Kaugummis und Wegbier.
Zwei Punkte irritieren. Erstens hängt draußen eine Neonreklame mit der Aufschrift „Authentische Südindische Küche“ und zweitens duftet es extrem köstlich nach Reis und Gewürzen.

Die Lage? Reinstes Durchfahrtsland mit einer Prise Gewerbegebiet.
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Und tatsächlich, wenn man den Blick hebt, wird man feststellen: Der Kiosk ist quasi der Flur und man steht eigentlich in einem gar nicht mal so kleinen Restaurant. Auf der rechten Seite ist die Küchenzeile und hier brutzeln und schnibbeln mindestens fünf Köche parallel. Man hört es zischen und klappern. Die Wände sind bunt bemalt mit allerlei Bordüren. Blickfang ist das riesige Porträt eines eleganten Huftieres. Der Hausaltar ist geschmückt mit frischen Blumenketten, und alle paar Minuten verlassen dampfende Töpfchen den Pass.
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Liegt hier vielleicht das Portal zur Welt der „Chroniken von Narnia“?
Es fühlt sich sehr nach den „Chroniken von Narnia“ an und das magische Portal, um in diese köstliche Fantasiewelt zu gelangen, ist eben kein Kleiderschrank, sondern ein Büdchen bzw. Paketzentrum.
Südindische Küche bedeutet knusprige Teige aus Reis- und Linsenmehl, Sambar, Kokos, Schärfe und meistens leichtere, dünnere Curries als im Norden. Auf der Menükarte im „Chennai Chef “stehen allerlei Teiglinge in verschiedensten Darstellungsformen und einer meiner Neujahrsvorsätze lautet, die alle im kommenden Jahr der Reihe nach zu probieren. Den Anfang machen Medhu Vadai. Die Erklärung lautet „Würzige Frikadellen aus weißen Linsen“.
Was am Tisch ankommt, sieht allerdings stark nach Donut aus. Zwei goldbraune Teigkringel. Außen zart knusprig und innen weich und fluffig. Irgendwo in diesem wunderbaren Teig aus Linsenmehl versteckt sich eine extra Portion Umami. Ich bin noch unentschlossen, ob das Bockshornklee- oder Curryblätter sind. Das Ergebnis ist in jedem Fall köstlich. Dazu wird ein mildes Kokos-Chutney serviert. Allein dafür hat sich der Weg nach Niehl schon gelohnt.

Medhu Vadai: Allein für sie hat sich der Weg nach Niehl schon gelohnt.
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Die Kuzhi oder Kull Paniyaram waren leider nicht vorrätig. Ich hoffe wirklich sehr, dass die traditionellen Teigkugeln aus Reismehl mit Zwiebeln bald wieder im Sortiment sind.

Alle paar Minuten verlassen dampfende Töpfchen den Pass im Lokal mit südindischer Küche.
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Das absolute Must-Eat, also DIE Spezialität des Hauses, ist Dosa. Dabei handelt es sich um einen wirklich sehr großen, hauchdünnen Crêpe aus Reis- und/ oder Linsenmehl. Dieses äußerst knusprige Backwerk steht in verschiedenen Versionen auf der Karte. Die klassische Füllung, wenn es denn gefüllt ist, besteht aus würzig-scharfen Kartoffeln.
Zum Dosa gehören zwei Dinge: Sambar und Chutney. Ein Sambar ist quasi ein verlängertes Dal, also eine aromatische, sehr flüssige Linsensuppe. Im „Chennai Chef“ schmeckt es köstlich nach schwarzer Senfsaat und Kreuzkümmel. Die zweite Garnitur zum Dosa sind zweierlei Chutneys. Ich zupfe immer ein Stück vom Crepe ab und tunke ihn wahlweise ins Sambar oder eines der Chutneys. Am Ende bin ich wahnsinnig traurig, wenn kein Teigstückchen mehr übrig ist.
Salz und Nelke: Ausrutscher beim Kichererbsen-Curry
Beim Kichererbsen-Curry ist sowohl das Salz als auch die Nelke ausgerutscht. Das Gemüse-Korma war solide, aber kein Vergleich zu den außergewöhnlich guten, Teig-basierten Gerichten. Allerdings wird zu den Currys wahlweise Reis oder Parrotta serviert. Beim Parrotta handelt es sich um ein sehr blättriges, in der Pfanne gebratenes Fladenbrot, was wiederum ganz hervorragend war.
Die gute Nachricht zum Schluss: Das Chennai Chef eröffnet Ende Januar eine zweite Filiale in Melaten-Nähe und ich freue mich jetzt schon auf das magische Portal.
Chennai Chef, Amsterdamer Straße 127, 50735 Köln, Öffnungszeiten: Mi-Mo 17-21.30 Uhr + Sa-So 12.30-15.30 Uhr, www.chennaichef.de
Meine Auswahl:
Medhu Vadai // Würzige Frikadellen aus weißen Linsen, dazu Chutney // 4,50 Euro
Egg Dosa // Crêpe aus Reis- und Linsenmehl, garniert mit würzigen Eiern // 10,90 Euro
Channa Masala // Kichererbsen-Curry // 13,90 Euro
Veg Korma // Gemischtes Gemüse in einer Kokosnuss-Cashew-Currysoße // 9,50 Euro
Mango Lassi // Joghurtgetränk mit Mango // 4 Euro


