„Herr E ist ein bisschen schwierig“Welche Infos bei der Tischreservierung wichtig sind

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Ein Schild mit der Aufschrift „Reserviert" steht auf einem Tisch in einem Restaurant

Bei der Reservierung eines Tisches, besonders für große Gruppen, muss einiges beachtet werden. (Symbolbild)

In unserer Stilkolumne „Wie geht's?“ erklärt Sterne-Gastronom Vincent Moissonnier, worauf es ankommt, wenn man einen Tisch reserviert. 

Frühzeitige Reservierungen sind eine feine Sache. Sobald Sie wissen, wann Sie ausgehen wollen und wen Sie dabeihaben, rufen Sie im Restaurant an, schicken Sie eine Mail oder nutzen Sie die Online-Reservierungstools. Reservierungen auf Verdacht sind natürlich eine große Versuchung. Aber es wird Sie nicht überraschen, dass wir Gastronomen keinen großen Spaß an dieser Praxis haben.

Tischreservierung: Wer kommt wann und warum?

Vor der Bestellung eines Tischs sollten Sie sich überlegen, welche Informationen für das Restaurant wichtig sind: Wir feiern Geburtstag. Es ist unser Hochzeitstag. Wir haben Betriebsjubiläum. Frau A hört auf dem linken Ohr schlecht. Herr B bringt seinen kleinen Hund mit. Das Ehepaar C isst vegetarisch. Und Freund D trinkt grundsätzlich keinen Rotwein. Wer meine Art kennt, mit den Gästen zu kommunizieren, kommt mir manchmal sogar mit Details wie: Herr E ist ein bisschen schwierig. Oder: Frau F ist eine exzellente Weinkennerin und liebt das Fachsimpeln. Auf so etwas stelle ich mich dann ein, und ich verrate Ihnen mal was: Gerade die vermeintlich komplizierten Gäste erweisen sich bei passender Behandlung als äußerst handzahm und geschmeidig.

Eine sensible Situation, die wir häufiger erleben, ist die frühe Phase einer Schwangerschaft: Die werdenden Eltern wissen schon davon, wollen aber noch nicht darüber sprechen. Wenn ich das vorher gesagt bekomme, kann ich den Service und die Küche diskret briefen: Das Steak zum Beispiel wird dann ohne weitere Diskussion durchgebraten. So vermeidet man auf simple Weise jedes unnötige Aufsehen.

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Restaurantbesuch so angenehm wie möglich gestalten

Von Gästen, die wiederholt zu uns kommen, haben wir mit den Jahren einen eigenen Erfahrungsschatz gesammelt, den wir schon bei der Reservierung abrufen können. Wir wissen so über Gewohnheiten, Vorlieben oder Abneigungen manchmal mehr, als es den Gästen selbst spontan in den Sinn käme. Solche Auskünfte vorher an den Wirt zu geben, wirkt also nicht aufdringlich oder lästig. Im Gegenteil: Sie selbst dokumentieren damit den Wunsch, Ihren Gästen den Restaurantbesuch so angenehm wie möglich zu machen, und zugleich helfen Sie dem Service bei der Vorbereitung und Gestaltung des Abends. Sollte sich zwischen der Reservierung und dem festgelegten Termin etwas ändern, zögern Sie nicht, dem Restaurant Bescheid zu geben.

In einer größeren Runde ist es am Tisch Ihr Part, dem wichtigsten Gast den besten Platz zu geben: mittig, rechts neben dem Gastgeber. Als Paar sitzen Sie einander gegenüber und platzieren den wichtigsten oder ranghöchsten Mann rechts neben der Gastgeberin, die wichtigste oder ranghöchste Frau rechts neben dem Gastgeber. Für Geschäftsessen gilt abweichend: Der Gast, auf den es am meisten ankommt, sitzt dem Gastgeber gegenüber.

Das hört sich knifflig an – und ist es in bestimmten Fällen auch. Lassen Sie vor dem Restaurantbesuch Ihre Gäste vor Ihrem geistigen Auge aufmarschieren: Wer von ihnen könnte empfindlich sein und es Ihnen übelnehmen, wenn Sie ihn am Tischrand platzieren?

Auf Mitbringsel besser verzichten

Wenn Sie eingeladen sind, widerstehen Sie dem Impuls eines Mitbringsels. Ihr Blumenstrauß für die Gastgeberin mag noch so schön sein – aber wohin damit? Auf dem Tisch hat er nichts zu suchen. Irgendwo im Lokal deponiert, steht er unbeachtet  herum und wird am Ende – ich spreche aus Erfahrung – gern vergessen.  

Wenn Sie ein Zeichen des Dankes setzen wollen, dann lassen Sie Ihren Gastgebern am Tag der Einladung oder am Tag danach vom Blumenladen Ihres Vertrauens einen Strauß nach Hause schicken, begleitet von einigen persönlichen Zeilen. Das hat Stil, und Ihre Gastgeber werden Sie dafür noch mehr schätzen als ohnehin schon.

Aufgezeichnet von Joachim Frank

Haben Sie auch eine Frage zum guten Stil? Senden Sie uns diese bitte per Mail an: stilkolumne@dumont.de

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