StilkolumneVincent Moissonnier erklärt die richtige Platzwahl im Restaurant

Lesezeit 3 Minuten
Ein eingedeckter Tisch wartet in einemRestaurant auf Gäste.

Der Tisch ist gedeckt. Aber wer setzt sich wo hin?

In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten – ob beim Essen oder im Gespräch. Diesmal erklärt Restaurant-Chef Vincent Moissonnier, wie man beim Essen den richtigen Sitzplatz findet.

Im Kino ist es eine klare Sache: Die besten Sitze sind hinten. Aber im Restaurant? Für die Platzierung gelten ein paar Grundregeln, ganz egal, ob Sie zum Firmenessen, einer Familienfeier oder einem anderen halbwegs förmlichen Anlass ins Restaurant gehen.

Traditionell sitzt der Ehrengast oder der wichtigste Gast rechts vom Gastgeber oder links von der Gastgeberin. Dieser Platz ist die sogenannte Schutzposition: Der Gastgeber hat dafür zu sorgen, dass der Ehrengast vor zudringlichen Gesprächspartnern oder lästigen Fragen verschont bleibt. Von seinem direkt benachbarten Platz aus kann er leicht eingreifen und sozusagen das Gastrecht durchsetzen.

Paare am Tisch mischen

Wenn Sie mit mehreren Paaren kommen, dann sollten Sie sich in gemischter Ordnung setzen – es sei denn, es handelt sich um Paare, die noch nicht lang zusammen sind und sich dementsprechend viel zu erzählen haben oder einander besonders tief in die Augen schauen möchten. Denen tut man sicher einen Gefallen, wenn sie auf gegenüberliegenden Plätzen landen. In allen Fällen sorgt die Auflockerung der Paarsituation für abwechslungsreichere, bessere Gespräche.

Alles zum Thema Vincent Moissonnier

Wenn Sie vorher wissen, dass der eine oder andere Gast eher mundfaul ist, sollten Sie diesen vielleicht unauffällig neben besonders unterhaltsame oder redselige Gäste bugsieren. Zwei Sauertöpfe nebeneinander – das kann der übrigen Runde den halben Abend vermiesen.

Vincent Moissonnier gestikuliert während eines Gesprächs mit der linken Hand

Vincent Moissonnier

Bei Tischen, die entlang der Wände stehen, versuchen wir die Gäste so zu lenken, dass die Damen auf der Bank zu sitzen kommen, die Herren ihnen gegenüber. Man(n) überlässt der Dame den besten Platz – und das ist nun mal der Platz mit freiem Blick ins Lokal. Das ist jetzt natürlich sehr einseitig „hetero“ gedacht. Aber die Transferleistung für andere Paarkonstellationen traue ich Ihnen umstandslos zu.

Nebeneinander, gegenüber? Manchmal habe ich das Gefühl, auch diese Frage stresst die Gäste, wenn sie paarweise zu viert kommen. Es gibt da keine feste Regel, sondern eher eine pragmatische Orientierung: Wer hat sich in welcher Konstellation am meisten zu sagen? Danach sollte man die Plätze verteilen, die einander gegenüberliegen. Und im Sinne dessen, was ich eingangs gesagt habe, dürfte es dann sinnvoll sein, dass die Paare einander nicht gegenüber, sondern nebeneinander oder über Kreuz sitzen.

Erlaubt und üblich: Plätze zwischendurch tauschen

Leicht kompliziert wird die Sache an einer unterbrochenen Tafel oder an getrennten Tischen. Da kann es passieren, dass Gäste beleidigt sind, wenn Sie gefühlt auf Distanz zum Gastgeber gehalten werden. Sie spüren sofort: Da liegt ein gewisses Konfliktpotenzial. Um dem zu entgehen, ist es sowohl erlaubt als auch üblich, die Sitzordnung zwischendurch aufzulösen und die Plätze zu tauschen. Dann sind alle ein bisschen entspannter. Für solch ein Wechselspiel gibt es nur zwei Regeln: Man nimmt sein Wein- und Wasserglas mit an den neuen Platz, und einer der Beteiligten – vorzugsweise der Gastgeber – gibt dem Servicepersonal einen diskreten Wink, damit es beim Servieren des nächsten Gangs kein Kuddelmuddel gibt.


Haben Sie auch eine Frage zum guten Stil? Senden Sie uns diese bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

KStA abonnieren