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Michelin-Sterne in KölnVincent Moissonnier: „Da kann man nur den Kopf schütteln“

Lesezeit 3 Minuten
17.02.2025, Köln: Sein Markenzeichen ist die Fliege, Vincent Moissonnier in seinem Restaurant. Foto: Arton Krasniqi

Vincent Moissonnier in seinem gleichnamigen Kölner Restaurant. Das „Le Moissonnier“ ist vom „Guide Michelin“ erneut mit einem Stern ausgezeichnet worden. 

Vincent Moissonnier vom gleichnamigen Kölner Gourmet-Restaurant erklärt, welche Kölner Gastronomen einen „Michelin“-Stern verdient gehabt hätten und welche Entscheidungen der Tester er nicht versteht.

Im aktuellen „Guide Michelin“ behält das Kölner Spitzenrestaurant „Le Moissonnier“ seinen Stern. Küchenchef Eric Menchon eroberte ihn im vorigen Jahr zurück, direkt nachdem Patron Vincent Moissonnier und seine Frau Liliane das Konzept ihres Zwei-Sterne-Restaurants in Richtung Bistro-Küche verändert und die Öffnungszeiten auf den Mittag reduziert hatten.

Auf Anfrage zeigte sich Moissonnier erfreut über die Verteidigung der begehrten Auszeichnung, lenkte aber sofort den Blick auf Kölner Kolleginnen und Kollegen, die vom Sterneregen in diesem Jahr – erneut – nichts abbekommen haben. Insbesondere Leon Hofmockel und sein Team im „La Societé“ in der Kyffhäuser Straße hätten mit ihrer dauerhaft exzellenten Leistung einen zweiten Stern mehr als verdient habt, ist Moissonnier überzeugt. „Gerade, weil Leon keiner ist, der ständig vor dem Restaurant steht, in den Himmel schaut und ruft: Ich will den zweiten Stern, ich will den zweiten Stern.“

Auch das Restaurant „Gut Lärchenhof“ mit Peter Hesseler und seiner innovativen, engagierten Kochkunst hätte auf seiner Liste mit Anwärtern auf einen zweiten Stern ganz oben gestanden, so Moissonnier. „Und in der ‚Ouzeria‘ am Brüsseler Platz, dem ‚Caruso‘ im Agnesviertel oder der ‚Henne‘ in der Pfeilstraße wird schon lange so gekocht, dass der erste Stern fällig gewesen wäre.“

Vincent Moissonnier: „Auf das Flaggschiff schießt man nicht“

Erst recht unverständlich, so Moissonnier weiter, sei für ihn Aberkennung des Sterns für das „Maibeck“ am Rheinufer und das „Neobiota“ an seinem neuen Standort im Pantaleonsviertel. „Da kann ich nur den Kopf schütteln“, sagte Moissonnier. „Ich weiß, wie dort gearbeitet wird, und ich weiß, was die Kollegen auf den Tisch bringen. Das ist definitiv Sterne-Qualität.“

Der „Guide Michelin“ sei zweifelsohne die maßgebliche Stimme unter den Restaurantführern, unterstrich Moissonnier. Jedes Jahr zitterten insbesondere die jüngeren Kollegen vor dem Tag, an dem die Vergabe der Sterne bekannt gegeben wird, weil davon für die Wahrnehmung und fürs Renommee sehr viel abhänge. „Ich weiß schon: Man schießt nicht auf das Flaggschiff, aber kritische Fragen an den ‚Guide Michelin‘ müssen schon auch erlaubt sein. Im vorigen Jahr haben wir nicht verstanden, dass wir nach unserem Neuanfang sofort wieder einen Stern bekommen haben, in diesem Jahr begreife ich nicht, dass in Köln zwei Sterne weg sind.“

Kölner Gastronom: „Die Stadt braucht den Schub nach vorn“

Die Abwärtsentwicklung Kölns in der Sternebilanz des „Michelin“ insgesamt werde der hiesigen Gastronomie nicht gerecht. Mut, Innovationskraft und Risikobereitschaft in vielen Restaurants der Stadt seien aller Ehren wert. „Köln und die Kollegen hätten es verdient gehabt, dass der ‚Michelin‘ das würdigt. Köln braucht diesen Schub nach vorn.“

Die Enttäuschung bei Erik Scheffler vom „Neobiota“ und bei Tobias Becker und Jan C. Maier im „Maibeck“ könne er sehr gut verstehen, so Moissonnier. „Aber jetzt heißt es umso mehr: Mund abputzen, weitermachen, den Mut nicht verlieren – und ganz aufs nächste Jahr setzen.“ Für die Gäste bedeute der Verlust eines Sterns keineswegs eine Minderung der Qualität, betonte Moissonnier. „Im Gegenteil: Gerade jetzt wird die Mannschaft ihr Bestes geben und sich sagen, ‚denen vom Michelin, denen zeigen wir’s!‘“

Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern, die künftig durchgängig mit mehr Sterne-gekrönten Häusern aufwarten können, muss Nordrhein-Westfalen unter dem Strich künftig mit sechs Sternen weniger auskommen. Ob dahinter ein Muster oder eine über die individuellen Entscheidungen der Tester hinausgehende Begründung steckt, vermag Moissonnier nach eigenen Worten nicht zu sagen. „Natürlich ist die Entwicklung in der gehobenen Gastronomie insgesamt schwierig“, sagte er: Corona und die Folgen, Preissteigerungen, Personalmangel, darunter litten alle Häuser. „Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass hier und da der Druck zu wirtschaftlichem Arbeiten zu groß geworden ist.“