Freund des Kannibalen-Opfers: Er wollte seinen Penis essen lassen

Lesezeit 3 Minuten
Armin Meiwes auf der Anklagebank des Landgerichts von Kassel.

Armin Meiwes auf der Anklagebank des Landgerichts von Kassel.

Kassel - Der so genannte Kannibale von Rotenburg hatte Kontakt zu 204 weiteren möglichen Opfern. Das habe die Auswertung von 16 Computern und mehr als 2000 Datenträgern beim Landeskriminalamt in Wiesbaden ergeben, sagte der Ermittler Wolfgang Buch am Freitag vor dem Kasseler Landgericht. Einige dieser Interessenten hätten "nur gequält werden" wollen, die meisten aber hätten sich "als Schlachtopfer angeboten". Ein langjähriger Freund und Sexualpartner des Opfers Bernd B. sagte, B. habe auch ihn von Anfang an gebeten, ihm in den Penis zu beißen und später auch, ihm das Glied abzuschneiden und "aufzufressen". Darüber hinaus seien kannibalische Fantasien aber nie Thema gewesen, sagte der 38-jährige. Nach Buchs Worten legte der wegen Mordes angeklagte Armin M. bei seinen Internet-Kontakten großen Wert darauf, dass die Partner volljährig und zu freien Entscheidungen fähig seien. "Das hat sich immer wieder gezeigt", betonte der LKA-Beamte. Wenn die Kontakte konkreter geworden seien, habe M. sich dies "auch schriftlich geben lassen". Neben den 204 möglichen Opfern habe der Computerexperte auch Kontakt mit 13 Internet-Nutzern gehabt, die Interesse gezeigt hätten, bei einer Schlachtung dabei zu sein. 29 hätten angegeben, selbst ähnliche Taten begangen zu haben oder begehen zu wollen. Der 42-jährige M. hatte vor Gericht gestanden, in der Nacht zum 10. März 2001 in seinem Haus in Rotenburg-Wüstefeld dem 43-jährigen Diplomingenieur Bernd B. aus Berlin vor laufender Videokamera den Penis abgeschnitten, ihn erstochen, wie ein Schlachttier ausgenommen und später teilweise gegessen zu haben. Der Freund und Sexualpartner des Opfers sagte, B. habe ihm viel Geld und sein Auto angeboten, wenn er ihm den Penis abbeiße oder abschneide. "Für mich war das erst mal Fantasie. Aber nun kam es ja dazu. Er hat sich seine Sehnsucht erfüllt", sagte der 38-Jährige. M. verlas vor Gericht Briefe an B.s Vater und an seinen Lebensgefährten, die er im vergangenen September aus dem Gefängnis abgeschickt habe. "Entgegen den Presseberichten bereue ich meine Tat", schrieb danach M. "Ich wollte ihn aufessen, aber töten wollte ich ihn nicht." B.s Vater, ein pensionierter Arzt, warf dem Angeklagten bei einer vor Gericht verlesenen Vernehmung unehrliches Bedauern und "Effekthascherei" vor. Der Kriminalbeamte Buch sagte, M. habe sich in den letzten vier Jahren vor seiner Festnahme im Dezember 2002 in seiner Freizeit wohl kaum noch mit anderen Dingen als mit seinen Fantasien beschäftigt. Das müsse man aus dem enormen Umfang des Materials schließen. So habe M. "richtig liebevoll im Detail" Verletzungen und Misshandlungen an Puppen oder mit Marzipan modelliert sowie unzählige Fotos gemacht und im Computer bearbeitet. Das müsse sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben. "Was ich hier erlebt habe, habe ich vorher nicht für möglich gehalten", sagte Buch unter Hinweis auf seine über 20-jährige Berufserfahrung. Er und auch Kollegen hätten nach dem Dienst häufig nichts mehr essen können. (dpa)

KStA abonnieren