Front gegen die Naturschule

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Fürchtet "abgesägt zu werden": Wolfgang Kemmer (links), Leiter der Naturschule.

Fürchtet "abgesägt zu werden": Wolfgang Kemmer (links), Leiter der Naturschule.

Lohmar - Das Projekt ist großartig, die Umbauten dafür gar nicht so gewaltig: Aus der Naturschule Aggerbogen soll ein Eckpfeiler im Regionale-Projekt „KennenLernenUmwelt“ werden. Dem will Achim Baumgartner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) jedoch einen Riegel vorschieben. Das Vorhaben könne nicht genehmigt werden, schreibt er der Kölner Regionale-Agentur.

Bei „KennenLernenUmwelt“ handelt es sich um den Zusammenschluss Lohmarer, Troisdorfer, Rösrather und Overather Initiativen, die vernetzte Bildungsmöglichkeiten präsentieren wollen. Die Regionale überzeugte das Konzept, sie gewährte ihm den „A“-Stempel, den Schlüssel zu den Fördertöpfen.

Moderater Ausbau

Dabei befürwortete der Landschaftsbeirat vergangene Woche einstimmig bei einer BUND-Enthaltung den moderaten Ausbau des Gebäudes der Naturschule Aggerbogen. Was Baumgartner, wie er schreibt, nicht hindern wird, „seine Anregungen und Bedenken wie vom Gesetzgeber vorgesehen im förmlichen Beteiligungsverfahren“ zu formulieren. Was in der Praxis auf die Blockade des Projektes hinauslaufe, fasst es Wolfgang Kemmer bitter zusammen, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Rhein-Sieg und seit Anbeginn ein Förderer der Naturschule. Er hält die generelle Verweigerungshaltung des BUND für destruktiv und geeignet, „manches kaputt zu machen“.

„Absurd“ findet Naturschulleiterin Manuela Giannetti Baumgartners Widerstand gegen die behutsame Erweiterung der Einrichtung. In einer Stellungnahme der Stadt beschreibt sie Werdegang und Wirken dieses Umwelt-Unternehmens: Aus dem wilden Campingplatz, der privaten Motocrossstrecke, der intensiv genutzten Landwirtschaftsfläche ist in den vergangenen 13 Jahren ein Naturrefugium voller Artenvielfalt entstanden. Giannetti und Kemmer heben den unschätzbaren Wert der Einrichtung hervor, seither zehntausende Menschen, vor allem Kinder, fürs Thema Ökologie sensibilisiert und begeistert zu haben.

Das Modell sei einzigartig in der Region, merkt Kemmer an. Er sieht das Regionale-Projekt durch die BUND-Bedenken in weite Ferne rücken. Denn diese förmlichen Verfahren, die Baumgartner durchziehen will, kosten vor allem Zeit. Und damit droht dann auch der Verlust der Zuschüsse vom Land, weil die Regionale-Mittel heiß umkämpft sind und nicht zurückgelegt werden, bis solche Unstimmigkeiten beseitigt sind. Die Regionale fördert nur, wenn sich die Beteiligten einig sind.

Offenes Klassenzimmer

Baumgartner führt etwa an, dass die „Nutzungsintensität“ der Naturschule gemäß Landschaftsplan nicht verstärkt werden dürfe, dass der Standort des Erweiterungsbaus - es handelt sich um ein offenes Klassenzimmer - die Entwicklung der Agger zu einem dynamischen Gewässer verhindere, dass Befreiungsgründe fürs Bauen im Naturschutzgebiet nicht vorlägen, dass das Vorhaben im Außenbereich liege und nicht privilegiert sei. Sein Vorschlag: Die Naturschule soll mit ihrem Gebäude ganz aus dem Aggerbogen verschwinden und an den Rand der 16 Hektar großen Fläche ausweichen. Dorthin, wo jetzt die Parkplätze seien, direkt an der Bundesstraße 478.

Wenn der BUND an seinen Widersprüchen festhält, werden sich die Untere Wasserbehörde für den Wasserschutz, die Untere Landschaftsbehörde für den Naturschutz und die Stadt baurechtlich damit befassen müssen. Nabu-Vorsitzender Kemmer fühlt sich an den BUND-Kreuzzug gegen den Papstbesuch erinnert, verrät er verstimmt.

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