Germania-SiedlungIdylle zwischen alten Häusern

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Als Aushängeschild der Germania-Siedlung gilt die kleine Grünanlage an der Erfurter Straße.

Als Aushängeschild der Germania-Siedlung gilt die kleine Grünanlage an der Erfurter Straße.

Kalk – - „Die Halbzeit bei der Modernisierung der Germania-Siedlung haben wir jetzt locker überschritten“, sagte GAG-Vorstand Günter Ott. „Rund 30 Millionen Euro haben wir bereits verbaut.“ Bis April 2010 sollen noch rund 75 weitere Häuser in der unter Denkmalschutz stehenden Siedlung saniert und renoviert werden.

„Die bislang sanierten Häuser sind schon jetzt eine Bereicherung für den Stadtteil“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Stephan Gatter, der schon seit vielen Jahren selbst in der Siedlung wohnt. Auch die meisten Bewohner sind mit den Bauarbeitern recht zufrieden. „Unsere Häuser sind wunderschön geworden. Der neue Innenhof ist richtig idyllisch“, sagte Heike Doetsch vom Mieterrat der Germania-Siedlung. Die 45-Jährige sollte es wissen, sie ist in der Weimarer Straße geboren. „Und ich bin seitdem dreimal umgezogen. Aber immer innerhalb derselben Straße.“

Während nach und nach ganze Straßenzüge fertig gestellt werden - derzeit an der Fuldaer Straße - wird an manchen anderen stellen noch eifrig gebaut. So wie an Teilen der Weimarer und an der Koburger Straße. Dort stehen auch acht Häuser, die die GAG im unsanierten Zustand an Privatleute verkauft hat. „So können die neuen Eigentümer die Denkmalschutz-Abschreibung nutzen. Alle Objekte sind weg“, sagt Ott. Doch mit dem städtischen Amt für Denkmalschutz liegt die Wohnungsbaugesellschaft derzeit quer.

Ott wirft den Denkmalschützern Sturheit vor. Aktuelle Streitobjekte sind sechs Häuser an der Erfurter Straße. Der Anfang dieser Straße vom Kösener Weg aus präsentierte sich mit frischen Blumen in den Vorgärten in hellem Glanz, doch die Häuser 14 sowie 28 bis 36 mit 36 Wohnungen stehen seit drei Jahren leer, wirken marode und vernachlässigt. „Wir haben rund 350 000 Euro Mietausfall und kommen mit der Verwaltung nicht voran“, sagte Ott und wirkt ziemlich verärgert. „Diese Häuser müssen weg. Eine Sanierung ist nicht zu bezahlen.“

Während sich bei 800 Wohnungen die Mehrkosten einer Sanierung im Vergleich zu einem Neubau noch „in einem vertretbaren Rahmen bewegten, sprengen die Kosten hier aufgrund gravierender statischer Probleme jedes wirtschaftliche Maß.“ Doch einen Abriss der Häuser hat Stadtkonservatorin Renate Kaymer strikt abgelehnt: „Unser Haupt-Credo ist, die historische Substanz zu erhalten. Bei einem Abriss sind die Häuser doch als Denkmal nicht mehr existent.“ Allerdings weiß auch die Konservatorin („Die Erfurter Straße ist unser Sorgenkind“), dass diese Häuser erheblich beschädigt sind. Sie glaubt jedoch, dass durch Abstriche bei der Planung Geld gespart werden könnte. Zudem habe man ja einer Nutzung der Dachgeschosse zugestimmt. Noch hofft Kaymer auf einen Kompromiss. „Da stehen noch einige Gespräche an. Ich habe zwar keine Lösung in der Tasche, bin aber optimistisch.“

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