GeschichteDer Zoo ist mehr als ein Tiergarten

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Kletterfelsen für Schafe und Ziegen mit Aufstieg zu einem Aussichtspunkt nach der Idee von Caspar Garthe, gezeichnet um 1864.

Kletterfelsen für Schafe und Ziegen mit Aufstieg zu einem Aussichtspunkt nach der Idee von Caspar Garthe, gezeichnet um 1864.

Köln – Agrippina trägt ihre zinnenförmige Krone, als Symbol für die Stadtmauer. Doch wer ist der fremde Mann da neben ihr, der als Relief in das Direktorenhaus im Zoo eingelassen ist? Der Männerkopf mit Turban auf der Fassade zwischen Panda-Gehege und Südamerikahausgab lange Rätsel auf. Inzwischen weiß Theo Pagel, wer der Fremde an „seinem“ Haus ist. Er stellt einen Mauren dar – als Symbol für den Zoo mit seiner fremdartigen Flora und Fauna. Denn der Orient war in, als 1860 in Köln der Zoo entstand.

Nach der Tiergarten-Geschichte im inzwischen vergriffenen Jubiläumsbuch hat Pagel mit der Kunsthistorikerin und Geografin Henriette Meynen nun die Bau- und Gartengeschichte des Zoos verfasst. Texte und Bilder führen zu bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten neben den Tieren, die sonst im Mittelpunkt stehen.

Beschrieben werden Architektur und Skulpturen auf dem Gelände, aber auch die unterschiedlichen Tierbehausungen vom Zwinger ohne viel Auslauf über Häuser für Menschen mittendrin bis zur Tierhaltung im Sinne der Tiere. Herausgegeben wird das Heft vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in seiner Reihe der „Rheinischen Kunststätten“.

Wahre „Ägyptomanie“

Es enthält nicht nur aktuelle und alte Ansichten von 1860. Damals, nach Napoleons Ägyptenfeldzug, grassierte in den Tiergärten in Belgien und Holland, die Vorbild für Köln waren, eine wahre „Ägyptomanie“, sagt Henriette Meynen. Der Zoo in Antwerpen (1843) bekam gar eine Tempelanlage samt Säulenhalle und Hieroglyphen. Die Kölner übertrieben es nicht ganz so sehr. Aber auch hier hatten viele Zoo-Bauten einen exotischen Hauch. „Sogar das Maschinenhaus bekam eine maurische Architektur.“

Erhalten ist noch das zugleich älteste Gebäude im Zoo, das Antilopen- und Giraffenhaus von Josef Felten aus dem Jahr 1864. Zu ihm führt das Heft ebenso wie zu dem ältesten Baum: Die vor 1860 gepflanzte Bastard-Platane gehört zu 93 seltenen Bäumen im Zoo, die mittels eines Baumpfads in dem Heft gesucht und gefunden werden können. Der Zoo war nie nur Tierpark. Sein prunkvolles Restaurations-Gebäude war bis 1880 das Zentrum gesellschaftlichen Lebens in Köln. Pagel: „Die Menschen flanierten hier nur in ihren besten Sonntagskleidern.“

Stadtgärtner Anton Strauß war es, der den Zoo als Grünanlage im Landschaftsstil schuf. Wegeführung und Anlagen veränderten sich mit der Zeit. Geblieben sind die Bäume von damals. Und die werden noch manch einen Menschen überleben.

„Rheinische Kultstätten – Der Zoologische Garten in Köln“. 32 Seiten, 3 Euro, ISBN 978-3-86526-073-4, im Zoo-Shop und Buchhandel

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