Ginas Abschied vom Lotterleben

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Michaela Schaffrath fühlt sich in Hürth sehr wohl.

Michaela Schaffrath fühlt sich in Hürth sehr wohl.

Michaela Schaffrath mag Currywurst und den Otto-Maigler-See. Gern möchte sie eine Familie gründen.

Hürth - Seit sich herumgesprochen hat, dass „sie“ in Hürth wohnt, bekommt ihre Straße oft Besuch. „Da! In dem Haus wohnt sie!“, ruft dann zum Beispiel eine Clique von jungen Rollerfahrern. Und kürzlich hat sogar jemand ihr Klingelschild geklaut. Ein ganz einfaches, weißes Stück Papier, auf das der Name „M. Schaffrath“ gedruckt ist. Bei Ebay ist dieser Papierstreifen noch nicht aufgetaucht, dafür findet man 100 andere Artikel zu Michaela Schaffrath und ganze 143 Artikel zu ihrem früheren Künstlernamen: Gina Wild.

„Ich weiß, dass ich noch immer mit dem Namen Gina Wild in Verbindung gebracht werde“, sagt Michaela Schaffrath. Dabei war sie nicht lange im Erotikgeschäft. Nur zwei Jahre. Und diese zwei Jahre liegen auch schon sechs Jahre zurück. Sie hofft, dass sich die Leute mittlerweile mehr dafür interessieren, was sie heute tut, als für das, wofür sie früher stand.

„Ruhiger Typ“

Die heute 35-Jährige sitzt mit ihrer Top-Figur im modisch-legeren Outfit locker im Beach Club des Otto-Maigler-Sees und trinkt eine Cola light. „Solche Orte wie dieser sind genau mein Ding. Ich bin ein ruhiger Typ!“ Geschminkt hat sie sich heute nur für das Foto. Meist sei sie ungeschminkt. Sie möge ruhige Musik und nette Abende mit Freunden viel lieber als wilde Partynächte. Aber wer Karriere im Fernsehen machen möchte, muss natürlich auf einigen Partys präsent sein. Michaela Schaffrath ist in sämtlichen Prominenten-Datenbanken verschiedener Medienagenturen gespeichert und wird immer wieder zu „Sehen und gesehen werden“-Partys eingeladen. „Ich bin ein Boulevard-Kind“, sagt sie von sich selbst. „Das Image muss man natürlich auch bedienen.“ Damit meint sie allerdings nicht solche Boulevard-Geschichten wie „Gina Wild darf weiterhin Dosen mit ihren Brüsten zerdrücken“ (Bildzeitung) in denen es um eine abgewiesene Klage gegen vermeintlich frauenfeindliche Werbung ging. Auf solche Themen wird Michaela Schaffrath nicht mehr gern angesprochen. „Ich steh zu meiner Vergangenheit, aber irgendwann wird es einfach langweilig, wenn nur darüber berichtet wird.“ Mittlerweile habe sie genug Interessanteres vorzuweisen. Seit ihrem Filmdebüt in „Der tote Taucher im Wald“, im Jahr 2000 ging ihre Schauspielkarriere gut voran. Sie spielte mehre Haupt- und Gastrollen in Serien wie „Medicopter 117“, „Hausmeister Krause“ oder „Polizeiruf 110“. Als Nächstes wird sie in „Das perfekte Promi-Dinner“ auf Vox zu sehen sein.

Im Film-Business fühlt sie sich wohl. Unter den Kollegen bekomme sie viel guttuende Anerkennung. Schließlich hat sie nie eine Schauspielschule besucht, sondern ist Autodidaktin.

Die Schauspielerei ist für sie eine ständige Herausforderung. Ihre Augen leuchten, wenn sie davon erzählt: „Das Eintauchen in fremde Rollen fasziniert mich! Das ist es, was ich wirklich machen möchte“. Auf die Frage, ob es ihr unangenehm sei, dass Leute auf der Straße wüssten, wie sie nackt aussehe, antwortet sie locker: „Viele meiner Kollegen im Filmgeschäft haben sich schon für Rollen ausgezogen oder für Magazine nackt ablichten lassen.

LEUTE AN

RHEIN UND ERFT

Natürlich wird das in der Gesellschaft anders bewertet als Pornofilme“, gibt sie zu, „aber zumindest leben wir in einer Zeit und einem Land, in dem die Leute nicht so prüde sein möchten, jemanden schief anzusehen, weil er oder sie schon mal in Pornofilmen mitgespielt hat.“

Falls sie jemand nicht leiden kann, führt sie es darauf zurück, dass eben niemand von allen gemocht werden kann. „Es mag ja auch nicht jeder Stefan Raab oder Harald Schmidt.“

Der Grund dafür, dass sie nach Hürth gezogen ist, sei weder die Nähe zu den Filmstudios noch die Nähe zu ihrer Familie gewesen. Der Grund sei ihre neue Liebe. Seit Februar 2005 ist die Trennung zwischen ihr und Axel Schaffrath bekannt, im Dezember wurde die Scheidung rechtskräftig. Über ihre Ehe mit Axel Schaffrath gab es viele wilde Geschichten, die die Marke „Gina Wild“ in der Öffentlichkeit präsent hielten. Mit „ihrem Max“ ist das jetzt anders. „Natürlich bin ich nicht auf einmal prüde geworden“, sagt die 35-Jährige und lacht. So wirkt sie auch nicht.

Im November vergangenen Jahres zog das Paar in Hürth in eine Wohnung. „Die Leute sind super nett, und es gibt alles, was man braucht: Kino, Fitnessstudio, Discounter und - ganz besonders empfehlenswert - die Currywurst im Hürther Einkaufszentrum.“ Die frisch Verliebte macht den Eindruck, als würde sie aber auch an jedem anderen Ort der Welt glücklich sein, wo sie mit ihrem Freund eine schöne Wohnung beziehen könne. Mit ihm wünscht sie sich zwei Kinder. „Damit wollen wir aber noch warten.“

Den Namen „Schaffrath“ hat sie allerdings von ihrem Ex-Mann behalten. Ehemals Gina Wild und ehemals Schaffrath wäre dann doch etwas viel Verwirrung für die Fans. Für die Rechte an dem Namen „Gina Wild“ hat sie fünf Jahre lang gekämpft. Im vergangenen Jahr bekam sie den Namen zugesprochen. Sie will damit aber nicht noch mal Geld verdienen. Es soll nur kein Schindluder damit getrieben werden. „Ich habe den Namen in eine Schublade gepackt und werde diese nicht mehr öffnen.“

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