Gipfeltreffen der Comic-Ikonen

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Günther Berndt stellte bei der Intercomic seine wertvollsten Exemplare aus.

Günther Berndt stellte bei der Intercomic seine wertvollsten Exemplare aus.

Dichtes Gedränge im buntesten Blätterwald des Landes. Rund 11 000 Besucher kamen zur 58. Intercomic.

Mülheim - Die internationale Comic- und Romanmesse stand im Zeichen der Nostalgie. „Asterix jagt Supermann!“ war das Motto, und das spielte an auf den neuesten, vor Kurzem veröffentlichten Asterix-Band „Gallien in Gefahr“. Der rebellische Haudegen gerät hier an einen fliegenden Außerirdischen, der im Superman-Dress daherkommt - ein großes Gipfeltreffen der Comic-Ikonen bahnt sich an.

Viele Asterix-Fans hat dieser Stilbruch verschreckt. Auch Gerhart Renner, Mitbegründer, fleißiger Unterstützer der Messe und Comic-Fan durch und durch, deutet das 33. Asterix-Album wohlwollend als Ausgabe, die „nicht umsonst eine Schnapszahl“ trage und wohl deshalb etwas aus dem Rahmen falle. Das gemeinsame Auftauchen der ungleichen Helden, so Renner, spiegelt jedoch eine Entwicklung des Comic-Markts, und zwar die Rückkehr der Klassiker. Ein Trend, der auch die 58. Intercomic prägte. In den engen Gängen zwischen den mehr als 500 Ständen fachsimpelten und stöberten insgesamt 11 230 Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gesprächsthemen waren etwa die Neuauflagen und Sammelbände alter Comics, die kürzlich von zwei großen Tageszeitungen in hoher Auflage auf den Markt geworfen wurden. Ebenso freute man sich über die Wiederbelebung von Rolf Kaukas „Fix und Foxi“, dem Duo, das in den 50ern Micky Maus ernsthaft Konkurrenz machte und nun nach mehrjähriger Pause wieder erscheint.

Für viele Fans das Highlight schlechthin war der Besuch von Hansrudi Wäscher. Seine Helden Sigurd, Akim, Tibor und Nick begleiten Generationen von Comic-Lesern durch Kindheit und Jugend bis ins hohe Erwachsenenalter. Für ein Autogramm und einen kurzen Plausch mit dem 77 Jahre alten Zeichner standen hunderte Fans und Verehrer in der Stadthalle über Stunden Schlange.

Das Interesse an den Klassikern schlägt sich auch in den Preisen nieder, die für gut erhaltene Originale hingeblättert werden. „Comics sind besser als Aktien“, empfahl etwa Günter Berndt, passionierter Sammler aus Fürth. Die erste Micky Maus, die im Oktober 1951 im Ehapa-Verlag erschien, sei vor 15 Jahren rund 1000 Euro Wert gewesen. Heute, in gutem Zustand, so Berndt, müsse man dafür rund 7500 Euro berappen. Überhaupt traf man zwischen den Ständen viele Sammler, die in abgegriffenen Notizbüchern mit mikroskopisch kleiner Schrift blätterten und ihre Bestandslisten mit dem Angebot vor Ort abglichen.

Zum nostalgisch dominierten Programm präsentierten sich auch neuere Genres wie Mangas sowie Computer-Spiele und Filme, die Comics aufgreifen und in neuen Formen zum Leben erwecken. Vom Medium Film, genauer: von der Bildersprache alter Stummfilme inspiriert, und nach bewährter Weise mit dem Stift ausgeführt, waren die Entwürfe des Kölners Philippe De Sutter. Er zeichnete sie live vorm Mülheimer Publikum und präsentierte nebenbei den ersten Band seiner Trilogie über die Abenteuer des Ritters Hiram. Die Erstausgabe gab es druckfrisch und für wenig Geld: Eine einmalige Gelegenheit für Fans, Sammler, und natürlich auch für Anleger.

Am Ende zog übrigens Asterix gegen Supermann den Kürzeren. Der Verkauf von drei Supermann-Heften aus dem Jahr 1950 erzielte die Summe des Tages. Der neue Besitzer kommt aus Süddeutschland und zahlte für das Paket 35 000 Euro.

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