Gotteshaus als Heimatmuseum

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Was wird aus St. Engelbert Voiswinkel? Wo jetzt noch Gottesdienste gefeiert werden, könnte schon bald ein Heimatmuseum entstehen.

Was wird aus St. Engelbert Voiswinkel? Wo jetzt noch Gottesdienste gefeiert werden, könnte schon bald ein Heimatmuseum entstehen.

Odenthal - Die Visionen sind vielfältig und längst nicht so absurd, wie sie sich anhören. Wer sich nicht vorstellen kann, dass die Kirche im Scherfbachtal nur durch privatwirtschaftliche Nutzung der Profanisierung entgehen kann oder dass in St. Engelbert Voiswinkel ein Heimatmuseum entsteht, wo jetzt noch Gottesdienste gefeiert werden, braucht nur einen Blick in die Finanzpläne des Erzbistums zu werfen. Drastische Sparmaßnahmen werden ab 2008 dazu führen, dass für den Unterhalt von Kirchen und Versammlungsräumen deutlich weniger Geld zur Verfügung steht.

„Wir werden uns in Zukunft nicht mehr alles leisten können“, wagt Pastor Klaus Anders eine nüchterne Prognose. „Vor allem stehen wir vor der Frage, ob unsere beiden Filialkirchen mit ihren dazugehörigen Versammlungsräumen noch finanzierbar sind.“ Die größte Angst haben die Odenthaler dabei um Heilig Kreuz Klasmühle. Die 1948 erbaute, heute mitten im Wohngebiet liegende Kapelle, ist die kleinste der drei Kirchen in der Pfarrgemeinde St. Pankratius. Um zu verhindern, dass sie bei einer weiteren Sparrunde „wegrationalisiert“ wird, kamen Pastor und Kirchenvorstand auf die Idee, eine „Interessengemeinschaft Heilig Kreuz“ ins Leben zu rufen. Als Förderverein soll sie das auch von vielen Wanderern geschätzte „Kirchlein im Tal“ in Eigenverantwortung bewirtschaften und so den Standort Klasmühle langfristig erhalten. Neben Mitgliedsbeiträgen und Spendengeldern ist dafür auch ehrenamtliches Engagement vonnöten, unter anderem bei der Reinigung der Kirche und der Pflege der Außenanlage, die zusammen mit mehr als 5000 Euro im Jahr zu Buche schlagen. Gut 7000 Euro kostet der Unterhalt von Heilig Kreuz Klasmühle insgesamt. 75 Prozent davon werden derzeit noch über Zuschüsse und Kollekten gedeckt. Wenn ab 2008 jedoch kein Geld mehr für die insgesamt 77 Quadratmeter großen Versammlungsräume fließt, steht Klasmühle mit rund 4300 Euro jährlich im Minus.

„Noch denkt man im Bistum nicht an Kirchenschließungen, doch ich fürchte, dass die kleine Kirche langfristig in ihrem Bestand bedroht ist“, sagt Anders. In diesem Fall würde das unrentable Gotteshaus profanisiert, das heißt, die Weihe würde wieder zurückgenommen. Die einstige Kapelle könnte dann beispielsweise einer anderen christlichen Glaubensgemeinschaft überlassen oder in einer soziale oder kulturelle Einrichtung verwandelt werden. So ist in Odenthal im Rahmen der Spardiskussionen bereits die Idee aufgekommen, in der häufig schlecht besuchten Voiswinkler Filialkirche dereinst ein Heimatmuseum einzurichten. Es hat auch schon Kirchen gegeben, die zu Wohnhäusern umgestaltet wurden. „Das kann für Architekten ganz reizvoll sein“, gibt Anders zu, doch in Odenthal wird es vorerst keine Eigentumswohnung anstelle des Altars und kein Penthouse im Glockenturm geben.

Für ihre Interessengemeinschaft Heilig Kreuz (Mindestbeitrag fünf Euro im Monat; Anträge gibt es im Pfarrbüro und in den Kirchen) wollen die Odenthaler nun kräftig die Werbetrommel rühren. Dabei erhofft man sich Mitstreiter auch unter den Heimatfreunden sowie unabhängig von Konfessionsgrenzen, da in Klasmühle auch evangelische Gottesdienste stattfinden.

Mit der Übergabe von Reinigung und Grünanlagenpflege an Ehrenamtler würde die Kirche kein Neuland beschreiten. Diese Dienste, so Pfarrer Anders, seien früher stets unentgeltlich verrichtet worden und würden auch heute in den allerwenigsten Pfarreien bezahlt.. Allenfalls zu Weihnachten gab es eine kleine Zuwendung für die „Tempelfrauen“, wie die Reinigungskräfte liebevoll genannt wurden. Zudem gab es eine Zeitlang auch Reinigungspläne, aus denen hervorging, wann welche Straße der Gemeinde für das Säubern und den Blumenschmuck zuständig war.

Klaus Anders verhehlt jedoch auch nicht, dass es bei aller Begeisterung für die idyllisch gelegene Kirche in Klasmühle zuweilen nicht leicht ist, potenzielle Spender zu überzeugen. „Manche meinen, die Kirche hätte doch genug Geld.“ Um dem entgegenzusteuern, sollen demnächst im Pfarrbrief die vermeintlichen „Reichtümer der Kirchengemeinde“ aufgelistet werden.

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