GrundwasserDer Zaubersee läuft über

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Idylle mit Schnee und Eis: Der Wasserpegel des Zaubersees in Refrath ist gestiegen. (Bild: Roland U. Neumann)

Idylle mit Schnee und Eis: Der Wasserpegel des Zaubersees in Refrath ist gestiegen. (Bild: Roland U. Neumann)

Bergisch Gladbach – Gut versteckt liegt der „Zaubersee“ in Refrath zwischen Altem und Neuem Trassweg und der Dolmanstraße in Refrath. Häuser und dichte Bäume verdecken ihn, nur unscheinbare Wege führen zu der Oase der Ruhe zwischen den Wohnstraßen. Nun aber gibt es Aufregung um das Gewässer: In den vergangenen Wochen nämlich ist der Wasserspiegel des Sees deutlich angestiegen. Teilweise standen sogar Fußgängerbrücken und eine kleine Insel mitten im See unter Wasser. Die Anwohner sorgen sich derweil um Wasser in ihren Kellern. Einige Gärten standen unter Wasser, bei einem Haus sicherten die Bewohner gar ihre Kellerräume mit Sandsäcken gegen die Fluten des Sees.

Der Zaubersee hat anders als der benachbarte Kahnweiher - beides sind ehemalige, heute geflutete Steinbrüche - keinen Zu- und Ablauf, sondern speist sich aus Grund- und Regenwasser. Früher gab es einen Überlauf vom Zaubersee zum Kahnweiher. Zusätzlich sickerte unterirdisch das Wasser durchs Gestein in den Kahnweiher. 1958 wurde die angrenzende Dolmanstraße umgelegt und ausgebaut, der Überlauf verschwand.

Nach Meinung der Anwohner wurde dadurch und mit dem Bau weiterer Gebäude an der Dolmanstraße der Untergrund so verdichtet, dass kein Wasser mehr in Richtung Kahnweiher durchsickern kann. Am Zaubersee wurde damals zudem ein Spielplatz gebaut und das einst einige Meter tiefe Gewässer teilweise zugeschüttet. „Das hat man wohl aus Sicherheitsgründen wegen des Spielplatzes gemacht. Dadurch sowie durch einfallende Blätter und Schlick konnte aber kaum noch Wasser unterirdisch abfließen“, erklärt Anwohner Klaus-Peter Greinert.

In der Folgezeit wurden Spielplatz und Brücken immer wieder überschwemmt, die Beschwerden der Anwohner häuften sich. Deswegen wurde Mitte der 80er Jahre ein Bodengutachten in Auftrag gegeben. Greinert installierte daraufhin in seinem Gartenteich - ein abgeschotteter Ausläufer des Zaubersees - eine Tauchpumpe mit einem Abfluss in die Kanalisation. Die Folge: Es gab zwar noch Überflutungen, aber lange nicht mehr in dem Ausmaß wie zuvor. Die Stadt überwies Greinert daraufhin jährlich Geld für Strom und Wartung der Pumpe.

Vor gut zwei Monaten allerdings untersagten die Stadtwerke dem Anwohner, das Wasser weiter in den Schmutzwasserkanal zu pumpen. Der Hintergrund dieser Anordnung seien die Kosten, vermutet Klaus-Peter Greinert - schließlich koste jeder Kubikmeter Wasser im Schmutzkanal, der ins Klärwerk fließt, bares Geld. Also blieb Greinerts Pumpe aus. Doch es kam, wie es kommen musste: Schon Mitte November hieß es am Zaubersee nach starken Regenfällen erwartungsgemäß wieder „Land unter“.

„Es muss eine Lösung her“, sagt Greinert. Die heutigen Probleme seien Folge des Straßenbaus, während die Häuser vor mehr als 70 Jahren gebaut worden seien, als es noch keine Probleme mit dem Grundwasser aus dem See gegeben habe. Die Kreisverwaltung widerspricht dieser Sichtweise nicht und räumt ein, dass die Verdichtung des Gesteins unter der Dolmanstraße unter Umständen nicht abgeschlossen sei. Das Problem könne sich also noch verstärken.

Anwohner Hans-Peter Greinert fordert nun, überschüssiges Wasser über eine so genannte Mönch-Pumpe und ein Rohr in den benachbarten Saaler-Mühlen-Bach einzuleiten. Die CDU hat sich dieser Forderung angeschlossen und einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Der Bau würde nach Meinung der Stadt mit gut 60 000 Euro plus jährlich 4500 Euro Betriebskosten zu Buche schlagen und soll bis Mitte 2011 in Betrieb sein. Bis dahin darf Greinert seine kleine Pumpe doch wieder in Betrieb nehmen.

Allerdings gibt es nach Meinung des städtischen Wasserwerks noch einen Weg, den Wasserspiegel im Zaubersee zumindest leicht zu senken. Dazu müsste das von den Dächern der angrenzenden Anwohner ablaufende Regenwasser künftig in einen zur Zeit im Bau befindlichen Kanal eingeleitet werden. Mancher Anwohner würde jedoch gerne das Wasser weiterhin gebührensparend auf seinem Grundstück versickern lassen - von dort aber gelangt es als Grundwasser in den Zaubersee. Schließlich hat auch der Bürger- und Heimatverein Refrath bei der Stadt einen Bürgerantrag eingereicht, da der Weg über den See nicht passierbar ist. Dieser ist Teil eines vom Bürgerverein eingerichteten Rundwegs zu historischen Stätten. Eine Lösung scheint jedoch in Sicht: In den kommenden Wochen soll über neue Abflussmöglichkeiten für den Refrather Zaubersee entschieden werden.

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