Hans TüllmannPulheimer leitet Zeitung für Blinde

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Der Pulheimer Hans Tüllmann hat die Blindenzeitung Köln-Kompakt gegründet. Bei den wöchentlichen Produktionen wirkt er als Tontechniker und Redakteur mit. (Bild: Machnik)

Der Pulheimer Hans Tüllmann hat die Blindenzeitung Köln-Kompakt gegründet. Bei den wöchentlichen Produktionen wirkt er als Tontechniker und Redakteur mit. (Bild: Machnik)

Pulheim – Stoffmangel kennt Hans Tüllmann nicht. Saisonbedingt sei er schon mal auf Artikelsuche. „Aber noch ist keine Ausgabe der Blindenzeitung ausgefallen“, sagt der 63-jährige Pulheimer. Ein wenig stolz klingt Tüllmann, der selbst sehend ist. Schließlich produzieren drei Sprecher und ein Techniker kommenden Freitag die 1672. Ausgabe der Blindenzeitung „Köln Kompakt“.

Im Studio 128 in Köln-Niehl wird ein Techniker von den Sprechern gelesene Texte aus dem Kölner Stadt-Anzeiger und der Kölnischen Rundschau auf CD brennen. Dass das Nachrichtenmagazin für Blinde auch nach 30 Jahren noch gut ankommen würde, hatte er nicht erwartet. Doch es laufe gut, der Bedarf sei da. „Viele Hörer sind mit uns alt geworden.“ Jeden Dienstag holen 60 Abonnenten die komprimierten Nachrichten aus der Tagespresse aus ihrem Briefkasten. Das Vervielfältigen und Verschicken ist Sache des Vereins ATZ in Holzminden. Das Gros der Abonnenten wohnt in Köln, einige im Umland, etwa in Hürth. „Ein Hörer lebt in Kanada, er bezieht „Köln-Kompakt“ seit fast 15 Jahren“, erzählt Tüllmann, der selbst als Redakteur und Tontechniker mitarbeitet. Woche für Woche leitet Schreibmaschinengeklapper die Vorstellrunde der Sprecher ein, die dann überleiten zum lokalen und kommunalen Tagesgeschehen. Die Artikelauswahl erfolge nach Proporz, die Redakteure wählten Sachinformationen aus, die für Kölner von überregionaler Bedeutung seien, aber auch Nachrichten aus dem Umland, sagt Tüllmann.

Es gehe nach wie vor um das Bedürfnis der Blinden nach Informationen und den Wunsch, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis über aktuelle Lokalthemen mitreden zu können. Erinnert er sich an die Anfänge, dann ist Tüllmann über den Erfolg selbst überrascht. „Wir haben nicht darüber nachgedacht, ob es läuft.“ Auf die Frage des damaligen Vorsitzenden der Blindenzeitung Köln, Peter Cremer, „habt ihr keine Lust, etwas für Blinde zu machen?“ hätten er und sein Schwiegervater Werner Ollendorf spontan „Ja“ gesagt. „Dann standen wir erst mal da.“

Doch die beiden Männer machten sich schlau, fanden Unterstützer beim Rundfunk und bei den Tageszeitungen, entwickelten ein Konzept, richteten mit Hilfe von Sponsoren ein professionelles Tonstudio ein und produzierten im März 1978 Testausgaben. Die Resonanz bei den Blinden sei gut gewesen. „Dann haben wir gesagt, »das ist es, das machen wir«.“ Schnell sprach sich das neue Produkt herum, nach kurzer Zeit abonnierten 100 Hörer „Köln-Kompakt“.

Seit Jahresanfang sind die gesprochenen Nachrichten nicht mehr in Kassettenform erhältlich. „Doch hoffen wir, durch das neue Medium auch jüngere Hörer gewinnen zu können“, sagt Tüllmann.

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