Havaria erleidet erneut Schiffbruch

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Anfang Dezember wird wahrscheinlich das Insovenzverfahren über die Havaria-Kette, deen Zentrale ihren Sitz in Quadrath-Ichendorf hat, eröffnet.

Anfang Dezember wird wahrscheinlich das Insovenzverfahren über die Havaria-Kette, deen Zentrale ihren Sitz in Quadrath-Ichendorf hat, eröffnet.

Die 230 Mitarbeiter wollen die Kette vor der Schließung bewahren.

Bergheim-Quadrath-Ichendorf - Havaria ist erneut in Turbulenzen geraten. Der Restposten-Markt beantragte kürzlich erneut Insolvenz. Havaria sei mit rund zehn Millionen Euro verschuldet, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter, Dr. Jörg Nerlich. Das Unternehmen mit Sitz in Quadrath-Ichendorf betreibt insgesamt 19 Filialen im Kölner Raum.

Die 1974 gegründete Handelskette beschäftigt derzeit rund 230 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von etwa zehn Millionen Euro. „Ein großes Problem der Kette sind die hohen Mieten für die Verkaufsgebäude“, sagte der Insolvenzverwalter. Auch die allgemeine Konsumflaute habe die Billig-Kette getroffen. Gemeinsam mir dem Kölner Promi-Gastronom Metin llica, Betreiber des „maca-ronni“, der im April 2003 bei Havaria als Geschäftsführer und Alleingesellschafter eingestiegen war, versucht Nerlich, Havaria vor der neuerlichen Havarie zu bewahren. Denn das Unternehmen hat bereits ein Konkursverfahren hinter sich. Im Februar 1996 eröffnete der Frechener Sequester Dr. Karl-Heinz Maus das Insolvenzverfahren. Gemeinsam mit den Sanierungsberatern Grasberger und Ziems versuchte Maus, Käufer für die Kette zu finden. Doch als im August 1997 das Einkommenssteuergesetz geändert wurde und plötzlich die bis dato steuerfreien Sanierungsgewinne wegfielen, sprangen viele Interessenten ab.

Jobs sollen gesichert werden

Sanierer Dr. Helmut Grasberger stieg daraufhin selbst in die Firma ein. Gemeinsam mit drei anderen Geschäftsleuten übernahm er im November 1997 Havaria als Geschäftsführer - und damit auch die 200 Voll- und 100 Teilzeitkräfte beziehungsweise geringfügig Beschäftigten. Ihm gehe es nicht darum, ein schnelles Schnäppchen zu machen, sondern Jobs zu sichern, zu expandieren und wieder Gewinne mit Havaria zu machen. Schon zu seiner Zeit als Sanierer hatte er die Gesamtmitarbeiterzahl von 600 auf 300 reduziert. Havaria verfügte nach der ersten Sanierung 1997 über 13 Standorte, unter anderem in Bergheim, Pulheim, der Kölner Südstadt und in Weidenpesch. Auch in Koblenz gab es eine Filiale. Alle Standorte liegen „100 bis 150 Kilometer“ um Köln, sagte Grasberger damals. Innerhalb von drei bis fünf Jahren wollte er die Zahl der Standorte mehr als verdoppeln - und das Unternehmen erfolgreich machen. Dieser Plan scheiterte.

Das Geschäftskonzept - den Verkauf von Rest- und Sonderposten - hält Nerlich trotzdem für Erfolg versprechend. Der vorläufige Insolvenzverwalter sucht daher einen Investor, der die Geschäfte weiterführen soll. „Mit zwei Interessenten laufen bereits konkrete Gespräche“, sagte Nerlich. Die Beschäftigten der Havaria-Gruppe erhalten bis Ende November Insolvenzgeld. Für den Insolvenzgeldzeitraum von drei Monaten muss die Agentur für Arbeit rund 750 000 Euro zahlen.

Unabhängig von diesem Insolvenzverfahren fand vor einigen Monaten am Bergheimer Amtsgericht ein Zwangsversteigerungstermin für die Hallen auf dem Havaria-Gelände in Ichendorf statt. Doch Gebote wurden im Bergheimer Amtsgericht nicht abgegeben.

Anfang Dezember werde voraussichtlich das Havaria-Insolvenzverfahren eröffnet, erklärte Nerlich. Bis dahin hofft er, dass der Sanierungsplan steht. Ob alle Häuser von einem Neustart profitieren können, bleibt allerdings offen: „Vielleicht müssen wir unrentable Filialen auch schließen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter: „Aber die Mitarbeiter sind hoch motiviert, das Unternehmen zu retten. Mit Sonderaktionen wollen wir dieses Ziel auch beim Kunden bekannt machen.“

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