Herzchirurg nach Hepatitis-Skandal verurteilt

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Aachen - Zwei Jahre nach dem Hepatitis-Skandal am Aachener Klinikum ist ein Herzspezialist wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 450 000 Mark (230 000 Euro) verurteilt worden. Die Richter des Aachener Landgerichts sahen es nach 20 Verhandlungstagen am Freitag als erwiesen an, dass Professor Bruno Messmer zwischen 1994 und 1998 insgesamt 12 Patienten bei Operationen mit einem seltenen Hepatitis-B-Virus infiziert hatte. Der ehemalige Direktor der Herzchirurgischen Klinik kündigte an, in Revision zu gehen.

Der renommierte Herzspezialist habe die hohe Ansteckungsgefahr bei Hepatitis gekannt, hieß es im Urteil. Dennoch habe er an keiner der regelmäßig stattfindenden Kontrolluntersuchungen am Klinikum teilgenommen. Auch Prophylaxe-Impfungen habe er nicht vornehmen lassen. So habe er jahrelang nichts von der eigenen Infektion gewusst. Messmer hatte sich 1989 durch die erste Herztransplantation in Nordrhein-Westfalen einen Namen gemacht. Zuletzt hatte eine Ärztegruppe unter seiner Leitung die weltweit erste Herzklappe aus körpereigenem Material entwickelt.

"Die Ärzteschaft ist empört darüber, wie verantwortungslos er gehandelt hat und erschrocken darüber, welchen Schaden er dem Berufsstand beigebracht hat", sagte der Vorsitzende Richter Arno Bormann. "Sein Ruf des genialen Operateurs wurde in diesem langwierigen Prozess arg ramponiert."

Zu Gunsten des Angeklagten hatten die Richter berücksichtigt, dass Messmer den Opfern zwar geschadet habe, ihnen aber in anderen Bereichen mehr Lebensqualität verschafft habe. Als Chef seiner Klinik habe er aber eine Vorbildfunktion gehabt, der er nicht gerecht geworden sei. (dpa)

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