HörbuchpreisBescheidenheit ist alles

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Patrick Mölleken wird am Mittwoch mit dem Deutschen Hörbuchpreis für „Wie man unsterblich wird“ ausgezeichnet. (Bild: Stürtz)

Patrick Mölleken wird am Mittwoch mit dem Deutschen Hörbuchpreis für „Wie man unsterblich wird“ ausgezeichnet. (Bild: Stürtz)

Seine erste Fernsehrolle spielte er 2004 in der Action-Serie „Alarm für Cobra 11“. Da war Patrick Mölleken gerade mal 10 Jahre alt. In den dazwischen liegenden sechs Jahren hat er in allen möglichen Fernseh-Produktionen mitgespielt, angefangen beim „Traumschiff“, eine Rolle, die ihm eine Einladung von Harald Schmidt in dessen Late-Night-Show einbrachte, über den 2009 mit einem Grimme-Preis ausgezeichneten Fernsehfilm „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ bis hin zu den TV-Serien „In aller Freundschaft“, „Der Bergdoktor“ und „Die Alpenklinik“. Am Mittwoch erhält er - zusammen mit dem Team - den Deutschen Hörspielpreis in der Kategorie „Bestes Kinderhörbuch“.

Kurz: Patrick Mölleken ist ein Naturtalent. Dass ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Die andere zeigt einen Nachwuchs-Schauspieler, der dank der Unterstützung seiner Familie mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist. So hat er das Angebot zweier Privatsendern abgelehnt, Home-Stories über ihn zu drehen, weil ihm ein derartiges Unterfangen suspekt erschien. Für die Sprecherrolle des Felix in dem preisgekrönten Hörspiel „Wie man unsterblich wird“ von Sally Nicholls musste er dagegen nicht lange überlegen, handelte es sich doch um eine Produktion, die ihn aus mehreren Gründen faszinierte.

Da ist zum einen die zu Herzen gehende Handlung: Der 11-jährige, an einer tödlich verlaufenden Leukämie erkrankte Sam, trifft im Krankenhaus den zwei Jahre älteren Felix, der im Rollstuhl sitzt und ebenfalls weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Die beiden Kinder werden Freunde und machen genau das, was Jungs in diesem Alter so machen: sie träumen von der Zukunft und leben in der Gegenwart. Sam stellt eine Wunschliste auf und Felix sorgt dafür, dass sie in Erfüllung geht. Und sie stellen sich Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen. Etwa die, woher man weiß, dass man gestorben ist und was man vom Kranksein hat, wenn man trotzdem Mathe machen muss. Eine der berührendsten Szenen ist die, in der sich Sam von seinem Freund für immer verabschiedet. Patrick imponiert es, dass die beiden „ja nicht am Boden zerstört sind“. Mit dem Tod ist er bereits in Berührung gekommen, als seine Großeltern starben. „Das hat mich schon sehr mitgenommen. Man denkt immer, dass ein junger Mensch keine Ahnung hat. Das stimmt aber nicht. Das Thema ist nicht so weit von einem entfernt, wie mancher glaubt“, sagt Patrick.

Die Frage, warum der liebe Gott Kinder krank werden lässt, beschäftigt die beiden Protagonisten - und führt zu philosophischen Unterhaltungen. Auch das kann Patrick nachvollziehen: „Ich bin katholisch und glaube an ein Leben nach dem Tod. Das ist natürlich nicht wissenschaftlich nachweisbar, aber der Glaube ist ein Fels, an dem man sich festhalten kann“, gibt er zu bedenken.

Konkreter sind da schon die festgelegten Arbeitsbedingungen für Kinder und Jugendliche: mehr als drei Stunden darf man nicht vor der Kamera beziehungsweise dem Mikrofon stehen, bis man 16 Jahre alt ist. Vier Nachmittage haben die Aufnahmen des Hörspiels gedauert: Das Schwierigste dabei sei es nicht, den Text zu lesen, sondern „das, was zwischen den Zeilen steht“, erläutert Patrick. „Das sagt einem keiner. Darüber muss man selbst im Vorfeld nachdenken“.

Nein, reich und berühmt wolle er nicht werden. „Ob Schauspiel, synchronisieren oder im Hörspiel sprechen - ich mache das, weil es mir Spaß macht“, sagt Patrick. Und man glaubt ihm aufs Wort. Auch, dass er stolz auf seine Eltern ist, die ihn dabei unterstützen. Und dann folgt ein Satz, der man nicht mehr allzu häufig zu hören bekommt, schon gar nicht von einem 16-Jährigen: „Bescheiden sein, ist alles“. Zur Beruhigung: Es gibt eine einfache Erklärung für diese weise Einsicht: „Wenn ich mit der Filmerei prahlen würde, wäre ich ein Angeber. Und die kann doch keiner ausstehen, ich am allerwenigsten!“.

Kopfzerbrechen hat ihm seinerzeit - er war damals erst 13 Jahre - eine Szene bereitet, die er für „Maddin in Love“ drehen musste und die von ihm verlangte, bei einem Speed-Dating eine 28-Jährige anzumachen. „Da musste ich den Satz sagen: »Wovon sollen denn junge Hengste neue Tricks lernen, wenn nicht von den alten Stuten«. Das war schon heftig“, erinnert sich Patrick an seine gemischten Gefühle. Im Nachhinein kann er darüber lachen - und die Sequenz nachspielen. Das finden dann auch andere lustig.

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