Im Kampf gegen den rechtsextremen Ungeist

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Alfred Neven DuMont (l.) und Theaterintendant André Bücker.

Alfred Neven DuMont (l.) und Theaterintendant André Bücker.

Quedlinburg -„Wir sind hier, um Ihnen unsere Anerkennung und unsere Dankbarkeit auszudrücken“, sagt Professor Alfred Neven DuMont, Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Quedlinburg hat Gäste. Der Aufsichtsrat der Unternehmensgruppe M. DuMont Schauberg trifft sich an diesem verregneten Samstagvormittag mit Bürgern aus dem Harz. Es geht um Zivilcourage gegen rechtsextremen Ungeist, um Gemeinsinn und Demokratie.

Schnell entspinnt sich ein lebhafter Dialog. Die Mitglieder des Runden Tischs für Demokratie und Toleranz in Quedlinburg und die Organisatoren der Aktion „Auf die Plätze“ in Halberstadt haben viel zu erzählen. Zum Beispiel André Bücker, Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters. „Ihre Worte tun gut. Und das brauchen wir auch, wenn wir weiter gegen den erstarkenden Rechtsradikalismus wirkungsvoll vorgehen wollen“, so der 38-Jährige. Bestürzte Blicke, als Bücker jene Nacht des Überfalls schildert. Er beschreibt, wie rechte Schläger nach einer Premierenfeier Anfang Juni auf Schauspieler einschlugen, fünf von ihnen krankenhausreif prügelten und nicht innehielten, als die Opfer schon blutend auf der Straße lagen. Bücker spricht vom Versagen der Polizei, die die Täter zunächst laufen ließ. Und er erzählt über die Aktion „Auf die Plätze“, einem friedlichen Abendfest Tausender Halberstädter mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen an Orten, die sonst häufig Treffs von Rechten sind.

„Was Sie getan haben, ist mehr als bemerkenswert“, sagt Neven DuMont. Gleichgültigkeit, demokratieverachtendes Gedankengut, Menschen, die sich von der Politik verlassen fühlten - der Nährboden für Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus habe zahlreiche Ursachen. „Als Jugendliche mussten wir miterleben, wie die Nazis die Oberhand gewannen. So weit darf es nie wieder kommen. Denn dann haben wir keine Chance mehr“, warnt er.

Auf die Frage der Gäste nach Unterstützung durch die Landesregierung kommen die Antworten zögerlich. Stadt-Jugendpfleger Klaus Buchholz sieht da „eine gewisse Hilflosigkeit“. Auch Unzufriedenheit mit der Polizei wird deutlich. Alfred Neven DuMont greift die Kritik auf: „Die beschriebene Hilflosigkeit tut weh.“ Er habe den Eindruck, die Landesregierung habe zwar die Brisanz der Problematik erkannt, aber offenbar habe es an kämpferischem Einsatz und Präsenz gefehlt. Da seien der Ministerpräsident und sein Innenminister in der Pflicht. Wolfgang Clement, Aufsichtsrat und ehemaliger Bundeswirtschaftsminister, stimmt zu. „Die Polizei muss konsequent das ihre tun. Dort hat es augenscheinlich erhebliche Defizite gegeben.“

Unterstützung geben, Mut machen - Stichworte, die den Dialog prägen. Gabriele Vester verhehlt nicht, dass auch sie von Angst geplagt wird. Doch die Hotelbesitzerin, die aus den alten Bundesländern in den Harz gekommen ist, sagt: „Die Frage ist, ob man sich diesen Ängsten ergeben muss.“

Seit über zehn Jahren gibt es in Quedlinburg das „Altstadtprojekt“, eine Präventionsmaßnahme. Kinder und Jugendliche aus sozial gefährdeten Familien werden hier betreut. Das Nordharzer Städtebundtheater hat Kooperationsverträge mit Gymnasien und Jugendclubs geschlossen. Zudem wurde der Präventionsrat Harz gegen Rechts ins Leben gerufen, werden Konzepte entwickelt, wie Zivilcourage gestärkt werden kann. „Das ist modellhaft. Wir stehen Ihnen dabei in der Zukunft mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Alfred Neven DuMont. Beleg für diese Worte: Eine Spende von je 3000 Euro für das Projekt des Städtebundtheaters und für das Altstadtprojekt.

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