In Dürscheid lebt noch die Geschichte

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Auf eine fast 800-jährige Geschichte kann die Dürscheider Mühle zurückblicken. Sie wurde im Jahr 1217 von Graf Adolf von Berg erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Nachdem die Ritter Gottschalk von Dürscheid und Gerat von Waldenburg vermutlich dort gelebt hatten, machte sie eine wechselvolle Geschichte durch.

Auf eine fast 800-jährige Geschichte kann die Dürscheider Mühle zurückblicken. Sie wurde im Jahr 1217 von Graf Adolf von Berg erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Nachdem die Ritter Gottschalk von Dürscheid und Gerat von Waldenburg vermutlich dort gelebt hatten, machte sie eine wechselvolle Geschichte durch.

Diese Straße, die vermutlich einmal zu einem Rittergut führte, hat eine lange Geschichte. Es ist die Dürscheider Straße.

Der kleine Ort mit der überschaubaren Anwohnerzahl liegt im Wiehbachtal zwischen Lützenkirchen und Burscheid. Auf dieser Straße kennt bis heute noch fast jeder Nachbarn den anderen. Im Westen wird die Dürscheider Straße durch den Bauernhof „Spiegelhof" und im Osten durch die „Dürscheider Mühle" flankiert. Doch der Reihe nach:

Passieren ortsfremde Autofahrer die Bushaltestelle der Linie 229 - die alle zwei Stunden zwischen Lützenkirchen und Burscheid verkehrt - und biegen zwischen Wäldern und Weiden rasant durch die Kurve, so müssen sie doch spätestens vor der Brücke über den Wiehbach abbremsen: hier beginnt die Tempo-30-Zone. Auf die Geschwindigkeit ist strikt zu achten, denn in Dürscheid spielen die rund 50 Kinder des Dorfes noch auf der leicht geschlängelten Straße, kicken mit dem Ball oder fahren mit Inlinern. Eine andere Möglichkeit, außer einem Spielplatz für Kleinkinder oder dem eigenen Garten, haben die Kinder nicht.

Das kleine Dorf Dürscheid, seit 1930 durch Burscheid eingemeindet, aber einstmals zum Kirchspiel Lützenkirchen im Amt Miselohe gehörend, wurde bereits im Jahre 1202 urkundlich erwähnt. Obwohl es keine Ruinen gibt, wird doch vermutet, dass der Ort zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert ein Rittersitz war.

Auf einem eingezäunten Gelände gleich zu Beginn liegt die Pumpstation der Technischen Werke Burscheid. Erst seit 1993 ist der Ort an den Schmutzwasserkanal angeschlossen, bis dahin waren die Bewohner auf Gruben angewiesen. Von der Dürscheider Straße zweigt ein Rundweg ab, der Kapellenweg. Er beherbergt die Kapelle St. Peter und Paul - erbaut im Jahr 1968 - und den katholischen Kindergarten. Dieser wurde bis 1967 als so genannte „Zwergschule" benutzt, Kinder vom ersten bis zum letzten Schuljahr in einer einzigen Klasse unterrichtet.

Allem Anschein nach sind auch die Tage des jetzigen Kindergartens jedoch gezählt: die zuständige Kirchengemeinde St. Maurinus in Lützenkirchen will ihn 2005 schließen. Eine solche Schließung aus finanziellen Gründen konnte bei der Kapelle gerade noch verhindert werden, seit sie regelmäßig durch die griechisch-orthodoxe Gemeinde genutzt wird. Nach dem Kirchgang, nach Trauungen oder Taufen, kehren nicht nur griechische Staatsbürger gerne in die nahe gelegene Gaststätte des Sängerheims auf der Dürscheider Straße ein. In dem großen Saal des Flachbaus probt der Männergesangverein (MGV) Dürscheid 1889 jeweils montags zwischen 19.30 und 21 Uhr, der Frauenchor „Dürscheider Dreiklang" an jedem Dienstag von 19.45 bis 21.30 Uhr.

Das Sängerheim, das unter anderem schon als Wahllokal, Versammlungsort und Ausstellungsort genutzt wurde, ist quasi der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens von Dürscheid. Bis 1969 war es lediglich eine von einem Hundeverein genutzte Holzbaracke, dann erwarb der MGV diese für 3000 Mark und baute sie allmählich aus und um. Das dazugehörige Grundstück stiftete Peter Schüttler. Die Chormitglieder geben regelmäßige Kostproben ihres Könnens. Die im Dorf beliebteste Veranstaltung ist das Heidbergfest. Entstanden ist es um 1850: Zwei musikliebende Dürscheider baten am Pfingstsonntag ihre Schüler zu sich, um das Gelernte vorzuführen. Weil in deren Haus nicht genügend Platz war, wich man zum Musizieren in den Wald aus - auf den Heidberg.

Rund ein Dutzend ältere Fachwerkhäuser stehen noch an der Dürscheider Straße. Eins davon hat die Nummer 13. Es wird von Familie Schulz bewohnt, die das Gebäude aus dem Jahr 1850 mit der daneben liegenden Scheune vor 25 Jahren erworben und mit viel Liebe zum Detail erweitert hat. Aus ganz Deutschland hat sich das Ehepaar diverse Raritäten besorgt: Die Eingangstüre stammt aus Friesland, die Treppe aus einem ehemaligen Opladener Geschäftshaus.

Daneben ist der so genannte „Markplatz", der eigentlich nur aus einem breiten Stück Straße mit zwei Bänken besteht, auf denen sich gelegentlich Wanderer auf ihrem Weg von oder zur Lambertsmühle, nach Haus Landscheid oder Altenberg ausruhen. Für Anwohner dient dieser kleine Platz jedoch als Treffpunkt von Jung und Alt. „Im Mai stand an dieser Stelle erstmals ein Maibaum, und im Advent sollen dort die Lichter eines Tannenbaums erstrahlen", schildert Karl Altenbach, der im Haus seiner Großeltern lebt.

Einige Meter weiter zweigt die Straße „Im Hintertal“ ab. An der Ecke steht ein Denkmal, dass an die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnert. Sänger des MGV nutzten damals Bruchsteine aus Trümmern, um das Ehrenmal im Jahre 1949 zu errichten. An der gegenüberliegenden Gartenmauer ist ein Briefkasten angebracht. Der Postbote kommt während der Woche einmal pro Tag, um die Briefe mitzunehmen. Sobald der Bach ein zweites Mal überquert wird, endet die Dürscheider Straße ebenso wie die Tempo-30-Zone. An dieser Stelle beginnt das Grundstück der Dürscheider Mühle, die auf eine fast 800-jährige Geschichte zurückblicken kann. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist mit Bruchsteinen aufgemauert, das Obergeschoss ist Fachwerk.

Im Jahr 1217 erwähnte Graf Adolf von Berg die Dürscheider Mühle erstmals in einer Schenkungsurkunde. Nachdem die Ritter Gottschalk von Dürscheid und Gerat von Waldenburg vermutlich hier gelebt hatten, machte die Mühle eine wechselvolle Geschichte durch. Unter anderem wurde sie auch als kleine bergische Wassermühle benutzt. Während die Wassermühle und Graden, also die Abstufungen, sowie der Mühlenteich heute noch zu erkennen sind, ist von Wasserrad und Mühlengetriebe nichts mehr zu sehen. Mit der Getreidemühle war eine Brotbäckerei verbunden, wie aus einem Schreiben des Stadtarchivs aus dem Jahre 1965 zu entnehmen ist.

Seit März 1997 teilen sich die Familien Tessmann und Klein das historische Bauwerk, über dessen Eingang die Jahreszahl 1712 prangt. Vorbesitzerin war Rita Hüttemann, die das Anwesen wiederum von Helmut Conrads, dem letzten Dürscheider Bauern, erworben hatte. Die Familie hat schon vieles verändert: Dort, wo früher die Ställe waren, ist heute die Küche. Und immer noch sind sie damit beschäftigt, das denkmalgeschützte Gebäude für sich umzugestalten.

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