Bad Münstereifel – Wenn man die Mitte 60 erreicht hat, geht man hierzulande für gewöhnlich in den wohlverdienten Ruhestand. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, auf den man sich allenfalls mental vorbereiten muss. Ist man aber selbstständig und hat ein eigenes Geschäft, ist das oft nicht ganz so einfach. Nicht immer wollen die Kinder in die Fußstapfen der Eltern treten, und die mühsame Suche nach einem geeigneten Nachfolger beginnt. Nicht selten stehen die Geschäftsinhaber nach erfolgloser Suche auch mit 70 Jahren noch hinter der Ladentheke.

Eine ganz andere Erfahrung machten Elfriede und Walter Ackermann. Seit 30 Jahren betreiben die beiden in Bad Münstereifel einen Bioladen. Was mit einem kleinen Teeladen am Entenmarkt auf 28 Quadratmetern Fläche begann, hat sich nach zwei Umzügen, zuletzt in die Orchheimer Straße 35, als wirtschaftlich gesunder und aufstrebender Betrieb etabliert. „Die Branche boomt“, freut sich Elfriede Ackermann, und dennoch möchten sich die 64-Jährige und ihr Mann, der ein Jahr älter ist, nun zur Ruhe setzen.

15 Bewerber

Vor zwei Jahren begann das Ehepaar, über das Wann und Wie nachzudenken. Mehrere Möglichkeiten wurden erwogen, doch letztendlich inserierte man im Herbst vergangenen Jahres in der Zeitschrift „Schrot und Korn“. Die Resonanz war überwältigend. 15 Bewerber zeigten großes Interesse am „Biomarkt Ackermann“.

Unter ihnen war auch Doreen Metz. Seit neun Jahren lebt sie in Essen. Biologische Ernährung ist seit langem ihr Hobby. Seit rund zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit der Thematik. Beruflich hatte sie allerdings mit der Materie nur kurz und auch eher indirekt zu tun.

Die 40-jährige gebürtige Magdeburgerin lernte ursprünglich den Beruf der Industriekauffrau, holte am Abendgymnasium ihr Abitur nach und absolvierte danach ein Studium zur Kommunikationswirtin. Ihr Berufsleben gestaltete sie äußerst flexibel, ihr Betätigungsfeld reichte vom Autohaus über die Lebensmittelbranche bis hin zur Bekleidungsindustrie. Zuletzt war Doreen Metz in einem Schuhgeschäft in Düsseldorf als Verkäuferin und Assistentin der Geschäftsleitung tätig.

Aber warum dann ein Bioladen in der Eifel? Seit rund zwei Jahren ist die überzeugte Bioladen-Kundin auf der Suche nach einem ebensolchen Geschäft. Sie möchte ihr Hobby zum Beruf machen. „Die lebendige Materie, die guten Lebensmittel, die Leib und Seele zusammenhalten“, haben es ihr angetan. Doch auch diese Suche gestaltete sich nicht so einfach. Mal stimmte die Atmosphäre im Laden nicht, mal war die Lage nicht günstig, oder das Geschäft war aus irgendeinem Grund wirtschaftlich angeschlagen.

Doch der „Biomarkt Ackermann“ hat sie auf Anhieb überzeugt. Gleich beim ersten Anruf auf die Annonce der Inhaber „stimmte die Chemie“, und auch der darauf folgende Einblick in den Verkaufsraum schien Doreen Metz reizvoll. Aber nicht nur das. Auch das Städtchen Bad Münstereifel mit seinen pittoresken Häuserzeilen in der landschaftlich schönen Umgebung lockte die Kauffrau aus der großen Stadt im Ruhrgebiet in die kleine Kurstadt an der Erft. Schnell war man sich einig,

Am 31. März ist Schluss

Doreen Metz, die privat ungebunden ist, nahm sich eine Wohnung und begann, sich einzuarbeiten.Am 31. März bedienen Elfriede und Walter Ackermann zum letzten Mal ihre Kundschaft und übergeben dann das Geschäft ganz in die Hände von Doreen Metz. Danach geht es erst einmal mit dem neu angeschafften Wohnmobil auf Reisen.

Nach 30 Jahren Selbstständigkeit ist im Privatleben vieles zu kurz gekommen. „Am Haus ist einiges zu tun“, berichtete die Geschäftsfrau, außerdem will Walter Ackermann sich der Kunst und dem Kunsthandwerk widmen, wofür er zu Hause ein Atelier einzurichten gedenkt.

Urlaub braucht Doreen Metz dagegen nicht: „Diese Umgebung ist wie Urlaub.“ Daher stemmt sie den Laden zunächst einmal ganz alleine. Auch über den möglichen Krankheitsfall macht sie sich keine Gedanken, denn „wer Biokost isst, der wird nicht krank“. Na dann. Die Euphorie steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Doreen Metz erfüllt sich einen lange gehegten Traum. In Bad Münstereifel möchte sie alt werden, will mit dem Biomarkt ihre Brötchen verdienen, bis auch sie in den Ruhestand geht – und einen Nachfolger sucht.