Italiens Kruzifix-Streit

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Ein muslimischer Vater wollte das religiöse Symbol nicht im Klassenraum seiner Kinder haben.

Rom - Der italienische Kruzifix-Streit hat im Abruzzen-Bergdörfchen Ofena ein neues Symbol: Die „Bruderschaft der Madonna vom Rosenkranz“ aus Benevent errichtete am Wochenende ein drei Meter hohes Metallkreuz auf dem Platz vor der Grundschule „Antonio Silveri“. Die Schule steht seit Tagen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wegen einer richterlichen Anordnung, das Kruzifix in den Klassenräumen der Kinder eines klagenden muslimischen Vaters zu entfernen. Am vergangenen Freitag hat das Gericht der Provinzhauptstadt Aquila die Anordnung nun vorläufig ausgesetzt. In Vertretung der Erziehungsministerin und der Schule selbst hatte der Staatsanwalt die Aufhebung der Verfügung mit den Worten gefordert, dass „die Entfernung des Kruzifixes bei der Mehrheit der Schüler zu einer schweren Verwirrung geführt hätte“.

Aus den gleichen Gründen war die Schule bereits von Freitag bis inklusiv Dienstag geschlossen worden. „Es besteht eine konkrete Gefahr für die psychische Unversehrtheit der Kinder“, erklärte die Bürgermeisterin in einer öffentlichen Versammlung, an der die meisten der 600 Bürger von Ofena teilgenommen hatten. Tagelang bewachte eine Gruppe von Eltern die Schule mit einem Spruchband: „Hände weg vom Kruzifix“. Der Gerichtsvollzieher, der die richterliche Anordnung zum Nachteil des Gekreuzigten hätte zustellen sollen, weigerte sich aus Gewissensgründen, seine Pflicht zu tun.

Der Vorfall hat außerdem weitere rechtliche Schritte ausgelöst. Die Staatsanwaltschaften von Verona und Rom ermitteln gegen Smith wegen Verunglimpfung der katholischen Konfession und schwerer Beleidigung. Das Justizministerium hingegen will sich den Richter vorknöpfen, der Smiths Ansinnen stattgab. Die gegen den Juristen eingeleitete Inspektion rief den scharfen Protest der nationalen Richtervereinigung hervor, die das Ministerium einer „unzulässigen Einmischung“ in die Autonomie der Richterschaft bezichtigte.

Am 19. November geht der Kruzifix-Streit in Aquila in seine entscheidende Phase, wenn Vertreter der Erziehungsministerin und Smith vom Gericht zusammengerufen werden.

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