Jeden Tag über zehn Millionen Pampers

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Vor 30 Jahren traf der Konsumartikelhersteller die Entscheidung, in Euskirchen eine Fabrik für Einwegwindeln zu errichten.

Euskirchen - Heutzutage ist das „Pampers“-Werk im Industriepark „Am Silberberg“ am Euskirchener Stadtrand der größte Arbeitgeber im Kreis Euskirchen. Rund 1600 Arbeiter und Angestellte stehen dort in Lohn und Brot. Sie produzieren Tag für Tag über zehn Millionen Höschenwindeln, die nicht nur nach Deutschland und Europa, sondern auch in Länder wie Israel oder Libanon ausgeliefert werden. Der Startschuss für diese erfolgreiche Ansiedlung fiel vor 30 Jahren.

„Die erste »Pampers« hat Victor Mills, Direktor bei Procter & Gamble, Ende der 50er Jahre entwickelt“, erinnert sich „Pampers-Pionier“ Lutz Untermann, der das Werk in Euskirchen mit aufbaute. Doch bis dahin sollte es noch etwas dauern. Denn bis die Erfindung von Mills, der sich beim Wickeln seiner Enkelkinder über die umständlichen Stoffwindeln geärgert hatte, serienreif war, dauerte es noch ein paar Jahre. 1961 war es dann soweit, und die ersten Höschenwindeln eroberten den US-Markt.

Die Nachfrage nach der neuen Einmalwindel war groß, und „Pampers“ wurde schnell ein Kassenschlager. Trotzdem dauerte es noch zwölf Jahre, bis die erste „Pampers“ außerhalb der USA in Deutschland eingeführt wurde. Untermann: „Anfang des Jahres 1973 wurde »Pampers« zunächst als Test im Saarland verkauft. Der Erfolg war so groß, dass die Windeln bereits im Herbst desselben Jahres in ganz Deutschland angeboten wurden.“ Untermann arbeitete zu dieser Zeit bereits im Wormser Werk von Procter & Gamble. Er gehörte zu der Truppe, die die Produktion der Windeln in Deutschland aufbaute. „Zunächst wurden die „Pampers“ noch aus Amerika importiert“, erinnert sich der Diplom-Ingenieur für Brennerei und Hefetechnologie.

Als 1973 der Entschluss fiel, ein Werk für die Wegwerfwindeln in Deutschland zu bauen, suchte der US-Konzern einen passenden Standort. „Die Wahl fiel auf Euskirchen, weil wir hier ein großes Grundstück kaufen konnten, das auch noch Platz für Expansion bot“, so Untermann. Auch die gute Verkehrsanbindung spielte bei diesem Entschluss eine Rolle: „Die A 61 war damals im Bau und die A 1 bereits geplant.“ Doch auch die Nähe zum Rhein war ausschlaggebend. „Damals wurden viele Rohstoffe noch per Schiff über Rotterdam und Köln-Niehl angeliefert“, erinnert sich der heute 59-Jährige.

60 Hektar Fläche

Noch im selben Jahr wurde der Kaufvertrag für das 60 Hektar große Grundstück unterzeichnet. „Mittlerweile sind davon rund 27 Prozent überbaut“, weiß Personalmanagerin Bettina Böhm.

Im Jahr darauf wurden dann 30 Ingenieure, zu denen auch Untermann gehörte, für ein Jahr in die USA geschickt, um die „Pampers“-Produktion zu lernen. Unterdessen begann man am Silberberg mit dem Bau des Werkes. „Wir waren die erste Firma, die sich dort ansiedelte“, erinnert sich Untermann, der mittlerweile Ruheständler ist.

Nach der Rückkehr der Ingenieure aus Amerika begann man zunächst in einer Halle an der Roitzheimer Straße - dort steht heute ein „Lidl“-Supermarkt - mit der Herstellung der ersten Windeln und der Ausbildung der Arbeitskräfte. Im Hauptwerk wurden nach und nach 14 Produktionslinien aufgebaut und in Betrieb genommen.

„Wir haben mit 500 Arbeitern angefangen“, weiß Untermann noch. Bei der Einstellung achtete man darauf, dass die zukünftigen „Pampers“-Männer eine abgeschlossene Berufsausbildung hatten. So gehörten etwa auch gelernte Bäcker zu den ersten Arbeitern. Heutzutage bildet das Unternehmen seinen eigenen Nachwuchs aus; so erlernen dort 67 junge Leute den Beruf des Mechatronikers.

In den vergangenen 30 Jahren entwickelte sich die Euskirchener Fabrik durch regelmäßige Erweiterungen zum größten Procter & Gamble-Werk außerhalb der USA.

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