Kapelle wird entwidmet

Lesezeit 2 Minuten

Vogelsang - Formell ist der Dechant von Schleiden, Philipp Cuck, auch Pfarrherr von Wollseifen. Nach der Vertreibung der Wollseifener Bürger und der kirchlichen Entwidmung der dortigen Pfarrkirche Sankt Rochus im Sommer 1946 hat der Pfarrer von Wollseifen jedoch wenig Betätigungsfelder. Allerdings gibt es in diesem Sprengel ein weiteres, der Öffentlichkeit weitgehend verborgen gebliebenes Gotteshaus: die geweihte Kapelle auf Vogelsang.

Mitte der 50er Jahre errichtete die belgische Kommandantur des Truppenübungsplatzes im Eingangsbereich im östlichen Turmflügel dieses Gotteshaus. Vorher waren dort im „Dritten Reich“ im Untergeschoss das Fahrradlager der Vogelsanger Adolf-Hitler-Schulen und im Obergeschoss ein Waffenlager untergebracht. Zur Einweihung der neuen belgischen Kapelle kam damals der Aachener Bischof Johannes Pohlschneider nach Vogelsang.

Kürzlich besichtigte Philipp Cuck gemeinsam mit dem Vogelsanger Standortpfarrer Hermann Brouwers und Bürgermeister Ralf Hergarten die Walburgis-Kapelle auf Vogelsang. Cuck: „Ich wäre vom 1. Januar kommenden Jahres an sozusagen der kirchliche Hausherr in dieser Kapelle.“

Die Architektur und die Einrichtung der Kapelle hält Cuck nicht für sonderlich bedeutsam. Allerdings fiel dem Pfarrer ein Buntglasfenster ins Auge: „Da war ich baff!“ Das Fenster zeigt eine Darstellung der heiligen Ursula von Köln, die auf einem Boot steht und den Dom in ihren Händen birgt. Ursula gilt als Schutzpatronin der Jungfrauen und der Erzieherinnen, aber auch als Helferin in Kriegszeiten. Womöglich veranlasste letztere Eigenschaft die Bauherren in den 50er Jahren dazu, sich ausgerechnet für die Ursula-Darstellung zu entscheiden. Cuck: „Das Fenster ist auch künstlerisch wertvoll.“

Klar ist für Cuck, dass das Gotteshaus „entwidmet wird, sozusagen als Kirche entpflichtet“. Für den Schleidener Dechant stellt sich jedoch die Frage, was danach mit diesem Raum geschehen soll.

Zwar gibt es einen Arbeitskreis „Kirche im Nationalpark“, der sich sehr viele Gedanken zur Nutzung der Kirchenruine in Wollseifen gemacht hat; aber die Kapelle auf Vogelsang, genau dort, wo der Besucherandrang sich demnächst konzentrieren wird, haben die Kirchen-Aktivisten bislang nicht berücksichtigt.

Cuck hat noch keine konkreten Vorstellungen, was die Kirchen mit der Kapelle anfangen könnten. Wobei der Rahmen allerdings gesteckt ist: „Die Kirche hat kein Geld.“

Cuck hofft nun, dass man sich auch in kirchlichen Kreisen Gedanken über die Folgenutzung der Kapelle macht. Er will darauf drängen, das ehemalige Gotteshaus in die Überlegungen des Arbeitskreises „Kirche im Nationalpark“ einzubinden. Denkbar wäre beispielsweise eine Nutzung für Meditation und Lesungen, aber auch als „Ort der Stille“ etwa.

Während des Besuchs verabredeten Cuck und sein belgischer Amtsbruder Brouwer, dass sie gemeinsam Ende des Jahres in der Kapelle einen Gottesdienst feiern werden.

KStA abonnieren