Kind stirbt bei Bergtour in Tirol an Erschöpfung

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Wien - Nach dem Aufstieg auf einen knapp 3000 Meter hohen Gipfel in den österreichischen Alpen ist ein neunjähriges Kind an Erschöpfung und Unterkühlung gestorben. Wie die Tiroler Polizei am Dienstag mitteilte, starb der Junge während einer mehrtägigen Bergtour, auf der er seinen Vater begleitet hatte. Das Kind habe es zuvor unter großer Anstrengung und bei schwierigen Bedingungen in steilem felsigen Gelände und hohem Schnee bis auf die Spitze des Keesecks in 3087 Meter Höhe geschafft. Die Wanderung führte durch das Defreggental in Osttirol in der Nähe der Grenze zu Italien. "Der 9-Jährige wollte unbedingt den Gipfel erreichen, weil es sein erster Dreitausender war und er die Dolomiten sehen wollte", teilte die Polizei mit. Beim Abstieg sei er danach bereits so schwach gewesen, dass er mit seinem Vater zurückblieb, während zehn weitere Bergsteiger der Gruppe weitergingen. Alleine verirrten sich Vater und Sohn aber während eines Sturms und mussten ohne Zelt im Freien nächtigen. Ihre Schlafsäcke seien dafür jedoch nicht geeignet gewesen und vom Schnee durchnässt worden. Auch habe das Kind nur unzureichende Schutzbekleidung für die Bergtour gehabt. Es werde untersucht, ob sich der Vater oder andere Teilnehmer der Gruppe fahrlässig verhalten hätten, sagte ein Polizeisprecher. Die Befragung der Zeugen sei aber noch nicht abgeschlossen. Die Polizei werde einen Bericht erstellen und gegebenenfalls Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten, fügte er hinzu. Seines Wissens nach habe die Gruppe den Aufstieg auf das Keeseck ohne Bergführer unternommen. Nach der Nacht in 2700 Meter Höhe trug der Vater das stark geschwächte Kind, als er plötzlich bemerkte, dass es keine Lebenszeichen mehr zeigte. Nachdem der 50-jährige vergeblich versucht hatte, seinen Sohn wiederzubeleben, rannte er ins Tal, um Hilfe zu holen. Obwohl die Bergrettung noch in der Nacht aufstieg, konnte sie nach stundenlanger Suche am Dienstagmorgen nur noch den Leichnam des Kindes bergen. Michael Larcher, ein Ausbildungsleiter des Österreichischen Alpenvereins in Innsbruck sagte, Touren mit Kindern müssten sehr gut vorbereitet werden. Im Prinzip spreche jedoch nichts dagegen, Kinder auch auf Wanderungen in 3000 Meter Höhe mitzunehmen. "Kinder sind ausdauer- und leistungsfähig", sagte er. Zu beachten seien aber die Auswahl der Route, die Ausrüstung, die Länge der Etappen und die Wetterbedingungen. Die Höhe allein sei kein Kriterium, denn in die Nähe der 3000-Meter-Marke führten in vielen Gebieten auch Liftanlagen. "Es wäre falsch, ein Fehlverhalten nur aus der Tatsache abzuleiten, dass die Tour auf einen Dreitausender führte", sagte Larcher. Er kenne die Umstände, unter denen der 9-Jährige starb, allerdings nicht. "Unfälle können jedoch unter Bedingungen wie Nässe, Erschöpfung und Schlechtwetter auch in weit geringerer Höhe passieren", sagte er. Bei Kindern sei besonders darauf zu achten, dass sie nicht unter Unterkühlung und Flüssigkeitsmangel litten. Auch müssten Anzeichen von Erschöpfung beachtet und die Anpassung an die Höhenlage berücksichtigt werden.

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